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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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einfacher Stift oder eine Schreibmaschine Buchstaben oder Bilder in den flachen Festkörper. Diese Verformungen bleiben bei der Körperwandlung erhalten, sodass der Empfänger diese Informationen entweder direkt lesen oder einen Papierabzug im Tiefdruckverfahren anfertigen kann (entsprechende Geräte besitzt jeder eifrige Briefdämonenschreiber).
    Ein Briefdämon findet sein Ziel entweder anhand spezieller, zukäuflicher Kennungen (gern in Form von Broschen verkauft) oder anhand einer ausreichend starken emotionalen Bindung zwischen Sender und Empfänger. Hass- oder Liebesbriefe gehen also immer. Briefdämonenkommunikation findet üblicherweise ohne Zwischenstation statt. Nur vielbeschäftigte Vielschreiber verwenden gelegentlich Energiekäfige zur Sammlung und späteren Verarbeitung von Nachrichten. Selbst in seiner Energieform kann ein Dämon nicht jedes Material durchdringen. Diesen Umstand machen sich außer den genannten Käfigen auch Gefängnisse zunutze, wenn das Haftmaß keine Kommunikation mit der Außenwelt vorsieht.
    Nicht auf breiter Front durchsetzen konnten sich Briefdämonen, die zusätzlich eine Tonaufzeichnung (meistens Sprache) übermitteln. In der gewohnten Nutzung ist die Sprachnachricht der Kundenmehrzahl zu umständlich, zu teuer und zu langsam. Einen Text überfliegen ist schneller und bequemer, als sich fremder Sprechgeschwindigkeit anzupassen.
    Briefdämonen sind eine der beliebtesten zivilen Direktkommunikationsmethoden in den großen Städten geworden, in denen sie hergestellt werden. Auf dem Land sieht man sie noch selten. Der imperiale Apparat setzt auch direkte Ferndialogstechnik ein, vor allem im militärischen Bereich, hat dieses leistungsfähige Netz jedoch bisher nicht für zivile Kommunikation geöffnet. Draußen in der Pampa wartet praktisch jeder selbst heute noch auf Nachrichten, die der Postbote bringt.

Wahlrecht und Bürgerprüfung
    Im Roten Imperium gibt es kein bedingungsloses Wahlrecht, das ein Bürger ab einem bestimmten Alter automatisch erhält. Es gab ursprünglich überhaupt keine Mitbestimmung des Volkes, die wurde erst ermöglicht, als ein hohes, breites Bildungsniveau für einen starken Wunsch danach sorgte. Die Legislative des Landes übernimmt traditionell das Ministerium mit seinen sieben Ministern. Sie kann beliebig viele Stäbe mit beliebig vielen zuführenden Arbeiten beauftragen. Seit der Umstellung gibt es einen speziellen Stab: die sogenannte "Volksvertretung", die dem Ministerium direkt Gesetze vorschlägt und sie bei eigenen neuen Entwürfen berät. Die Volksvertretung hat folglich keine alleinigen Befugnisse, wird aber derzeit so weit wie möglich respektiert. Sie hat auch Zugriff auf die vom Nachrichtendienst gefilterten Eingaben aus den "Ohren des Ministeriums", also den Terminals, an denen Bürger Ideen oder Sorgen loswerden können.
    Offizielles Mitglied der Volksversammlung kann nur werden, wer mindestens den freiwilligen militärischen Grunddienst geleistet hat, der in der imperialen Armee drei Jahre dauert. Damit soll sichergestellt werden, dass Volksvertreter bewusst willens sind, das Wohl der Gemeinschaft über ihr eigenes Wohl zu stellen, denn als Reservisten können sie jederzeit entsprechend ihrer Befähigungen zum Kriegsdienst eingezogen werden, bei dem sie ihr Leben für politische Entscheidungen einsetzen müssen.
    Das Wahlrecht für Mitglieder der Volksversammlung hat im imperialen Recht nur der vollwertige Bürger, der zum Erwerb dieses Status' die Bürgerprüfung ablegen muss. Die Ämter nehmen die Bürgerprüfung ab der Volljährigkeit mit 15 Jahren ab. Die Aufgaben der Prüfung ändern sich ständig und sind absichtlich schwierig. Das Wahlrecht soll durch schwerere Verfügbarkeit einen Wert erhalten, was in der Folge wenig reflektierte emotionale Mob-Wahlen verhindern soll: "Alles doof! Ich wähle jetzt zum Trotz einen Idioten. So." Im Endeffekt spart die Bürgerprüfung dem Ministerium unnötige, unschöne Arbeit.
    In der imperialen Gesellschaft wählt also nur ein Bruchteil, und nur ein noch viel kleinerer Bruchteil darf sich tatsächlich an der Gesetzgebung beteiligen, hat aber unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen keine wirklichen legislativen Befugnisse. Liberale Denker fordern daher schon lange ein allgemeines Wahlrecht, gepaart mit einer bedingungsärmeren Volksversammlung mit tatsächlicher Entscheidungsgewalt. Aber meistens ist den Meisten Politik egal.

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