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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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damit sagen, dass Cleo mir dabei hilft, meine Träume zu verwirklichen?«, fragte ich.
    Die Hexe lachte, ein ganz normales Altfrauenlachen, kein Kichern.
    »Grob vereinfachend könnte man das so sagen«, erwiderte sie.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach uns. Es war Tina, die mit geschultem Journalistenauge die Hexe kurz taxierte. Ich hätte schwören können, dass sie mit diesem einen Blick genügend Informationen aufnahm, um daraus tausend Worte zu produzieren.
    »Tut mir leid, wenn ich störe«, sagte sie. »Aber unten ist jemand, der dich dringend sprechen will. Er heißt Dustin, sagt er.«

 
    27
    A bwesenheit
    Eine Katze ergreift eine Gelegenheit,
    wenn sie sich bietet.
     
    Cleo war so unruhig, als ob ihr Fell unter Spannung stehen würde. Mit zuckenden Schnurrhaaren lief sie nervös auf dem Teppich auf und ab. Rauf auf den Tisch, runter vom Tisch und wieder zurück. Als ein Auto vorbeifuhr, erstarrte sie und legte die Ohren flach an. Kaum war das Auto weg, setzte sie ihren Patrouillengang auf dem Teppich fort. Der Sohn unseres Nachbarn rief einem Freund etwas zu. Sie machte einen Buckel und versenkte ihre Krallen im Teppich.
    Immer wieder lief sie zu dem Schreibtisch unter meinem Schlafzimmerfenster, von wo aus sie den besten Blick auf die Straße hatte. Die Gravitationskraft zog sie wieder herunter, und sie ging den Vorgarten und die Häuser auf der anderen Straßenseite inspizieren. Als sie einen Vogel rufen hörte, sprang sie auf den Schreibtisch, schlängelte sich durch die Gardine und starrte erwartungsvoll hinaus. Dann ließ sie sich mit einem enttäuschten Plumps wieder auf den Boden fallen. In der Ferne klapperte eine Mülltonne, und schon war sie auf dem Schreibtisch und musterte kurz die Umgebung, bevor sie hinuntersprang und ihr rastloses Herumgelaufe wieder aufnahm.
    Dann ertönte endlich das Geräusch, auf das sie die ganze Zeit gewartet hatte – das Klicken des Gartentors. Mit einemSatz war sie auf dem Tisch und hinter der Gardine und fixierte die Gestalt, die auf das Haus zukam. Ihr Schwanz reckte sich zitternd in die Höhe. Freudig miauend hüpfte sie auf den Boden und raste den Flur hinunter zur Haustür.
    Als ich Philip die Tür öffnete, stürzte sich Cleo auf ihn und stemmte ihre Vorderbeine gegen seine Oberschenkel.
    »Sie hat auf dich gewartet«, sagte ich und umarmte ihn. Cleo kletterte seinen Rollkragenpullover hoch, fuhr ihm mit der Zunge über den Hals und schmiegte sich unter sein Kinn. Ein so herzergreifendes Wiedersehen hatte es nicht mehr gegeben, seit Cleopatra und Marcus Antonius Versöhnung gefeiert hatten.
    Die Kinder begrüßten ihn wesentlich zurückhaltender. Lydia sah von ihrem Holzpuzzle auf und bedachte ihn mit einem Blick, der besagte, dass es nicht reichte, wenn er einmal zu Kreuze kroch, damit sie ihn wieder ernst nahm. Rob tauchte aus seinem Zimmer auf und nickte höflich.
    Während die Wochen in Monate übergingen, kehrten Innigkeit und Vertrauen langsam zurück. Das Band zwischen uns wurde sogar noch stärker als zuvor. Auch wenn ich versuchte, ihm nicht mein ganzes Herz zu schenken, für den Fall, dass er es wieder brechen wollte, gab es keinen Zweifel daran, dass ich Philip liebte – wie wir alle.
    Eines Spätnachmittags scheuchte er uns – einschließlich Cleo – in sein Auto.
    »Wohin fahren wir?« Ich hatte Geheimnisse und Überraschungen noch nie besonders leiden können.
    »Das wirst du schon sehen.«
    Cleo saß auf Robs Knie, Lydia neben ihm, und alle drei waren erstaunlicherweise bestens gelaunt.
    »Gehen wir in den Zirkus?«, fragte Lydia. Ihr neuester Berufswunsch war, eine, wie sie es nannte, »umgedrehteFrau« in einem rosafarbenen Pailletten-Body mit passendem Federschmuck zu werden, die von einer Zirkuskuppel hing.
    »Heute nicht«, erwiderte Philip. Ich war beeindruckt, wie schnell er die Elternsprache gelernt hatte und zum Beispiel das Wort »nein« nach Möglichkeit mied.
    »Was wollen wir denn im Museum?«, fragte Rob, als wir in den Botanischen Garten einbogen, von wo aus man ins Stadtmuseum kam.
    »Wart’s ab.«
    Philip fuhr auf denselben Parkplatz, auf dem ich bei unserem ersten Treffen geparkt hatte. Er bat uns, eine Minute im Auto zu warten, und lief die Stufen hoch.
    »Schauen wir uns die Dinosaurier an?«, fragte Lydia.
    »Heute nicht«, erwiderte Rob. »Das Museum ist schon zu.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Die Sonne geht gleich unter.«
    Schimmernd wie eine Goldmedaille versank die Sonne gerade in rosafarbenen Zuckerwattewolken. Die

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