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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Schaufensterpuppe. Wie dumm ich doch gewesen war. Ich schwor mir, dass kein Mann Rob jemals wieder auf diese Weise verletzen würde.
    Ich fragte mich, was Philip jetzt machte. Hatte er uns wie eines seiner italienischen Jacketts abgelegt? Er war bestimmt von irgendwelchen Barbie-Zahnärztinnen und -Anwältinnen verknuspert worden. Wenn wir nicht so völlig getrennte Leben geführt hätten, dann hätte ich mit ein paar diskreten Telefonaten Antworten auf meine Fragen erhalten. Aber wir hatten keine gemeinsamen Freunde. Er hätte genauso gut auf den Pluto auswandern können. Aus Wochen wurden Monate.
    Wenn ich eine Hexe werden wollte, dann musste sich Cleo in eine Hexenkatze verwandeln. Ich versuchte ihr beizubringen, auf meiner Schulter zu sitzen. Unsere ersten Versuche gingen fürchterlich schief und waren für uns beide sehr schmerzhaft. Aber Cleo war eine gelehrige Schülerin und verfügte über das Gleichgewichtsgefühl einer Zirkusartistin. Bald schon konnte sie ihre Krallen tief genug in meinen Pulli graben, dass sie einen guten Halt hatte, ohne mich dabei zu durchbohren. Mir gefiel der entsetzte Ausdruckauf den Gesichtern meiner Besucher, wenn ich ihnen die Tür mit einer glutäugigen schwarzen Katze auf der Schulter öffnete. Mochten die Menschen auch noch so gebildet und fortschrittlich sein, im Innersten wurden sie von ihren Instinkten beherrscht. Sie glaubten nach wie vor an Hexen. Vor gar nicht so langer Zeit hätten sich meine Nachbarn bei Einbruch der Dämmerung vor meinem weißen Lattenzaun versammelt und mich und meine Katze zum nächsten Scheiterhaufen geschleppt.
    »Eine Frau braucht einen Mann so sehr wie ein Schmetterling eine Tauchausrüstung«, sagte ich zu Emma, die mich regelmäßig besuchte. Ich hatte sie bei einer Buchpräsentation kennengelernt, als wir beide vor dem Klo warteten. Emma arbeitete in einem Frauenbuchladen. Sie half mir beim Anlegen eines Kräutergartens und machte mich mit ihren Freundinnen bekannt, die allesamt entschiedene Ansichten über die männliche Spezies vertraten. Ich nickte heftig, wenn sie in weinseliger Stimmung diskutierten. Männer gehörten einer niedrigeren Entwicklungsstufe an, sie wurden beherrscht von der Beule in ihrer Hose und sollten längst ausgestorben sein.
    Ich fand, dass Emma eine tolle Ausstrahlung hatte, ohne dass ich mir deswegen die Haare abschneiden und silbergrau färben wollte. Türkis war ihre Farbe. Nur eine Frau ohne Kinder hatte Zeit, durch Hunderte und Aberhunderte von Läden und Märkten zu streifen, um so viel türkisfarbenen Schnickschnack zusammenzusuchen – Armreifen, Schals, sogar eine türkisfarbene Sonnenbrille. Eines ihrer Lieblingsstücke war ein Anhänger mit Federn und Türkisen, ein Geschenk eines Hopi-Häuptlings, der ihre Aura gereinigt, mit Salbeirauch böse Geister aus ihrem Haus vertrieben und den Puma als ihr Totemtier erkannt hatte.
    Emma brachte mir öfter mal ein Buch aus ihrem Laden mit, zum Beispiel Warum Frauen bluten und Ende der Schonzeit . Da sie frei von jeglichen mütterlichen Erschöpfungszuständen war, wurde sie zur Ehrentante meiner Kinder ernannt. Ich beneidete sie um die überschüssige Energie, mit der sie mit Lydia auf dem Trampolin herumhüpfte oder mit Rob Fußball spielte. Ich war froh um ihre Freundschaft.
    Genauso war ich froh über den alltäglichen Irrsinn in der Redaktion. Die Mischung aus Abgabestress und Sticheleien seitens meiner Kollegen half mir über den allerersten Schmerz hinweg. Ich war froh, dass niemand, nicht einmal Nicole, sagte: »Ich hab’s dir doch gleich gesagt.« Die Toy-Boy-Witze wurden irgendwann weniger und dann hörten sie ganz auf. Sie nahmen mich wieder in die Herde auf. Dafür war ich ihnen dankbar.
    Ich kannte Tina zwar nicht besonders gut, aber es gab Hinweise darauf, dass auch sie eine autonome Hexe war. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie mich in ihr Büro gebeten und mir vorgeschlagen, mich für ein Journalistenstipendium an der Universität von Cambridge zu bewerben. Ohne mir irgendeine Chance auszurechnen, stellte ich den Antrag, einfach um das Antragstellen zu üben. Auf dem Formular wurde man aufgefordert, einen besonderen Interessensbereich anzugeben. Da ich davon ausging, nicht genommen zu werden, erfand ich ein völlig hirnrissiges Thema – Umweltforschung aus einer spirituellen Perspektive.
    Ein weiteres kinderloses Wochenende erstreckte sich wie eine Wüste vor meinem inneren Auge. Ich freute mich, als Emma mir für den Samstagabend eine Oase bot

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