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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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unabhängiger zu werden. Ich habe ihr ein paar Spielsachen gekauft, damit sie etwas zu tun hat. Es hilft ein bisschen, aber sie scheint immer noch meine Schnürsenkel zu bevorzugen. Und dass sie so gerne auf Tische springt …«
    »Wir haben versucht, ihr das abzugewöhnen, Andrea, aber sie hält sich offenbar für die Herrin des Hauses.«
    »Also ich glaube, ich habe die Lösung gefunden. Eine Wasserpistole.«
    »Sie spritzen sie nass?«
    »Nur, wenn sie auf dem Tisch ist. Direkt auf ihr Hinterteil. Sie lernt schnell.«
    Ich fühlte mich wie die Mutter eines schwer erziehbaren Kindes, die Berichte von der Heimleitung erhält. Aber Andrea schien Cleo wirklich zu mögen und es machte den Eindruck, als hätten ihre Methoden Erfolg. Ich wäre die Letzte, die sich beklagen würde, wenn sie unserer Katze in unserer Abwesenheit einige ihrer Grillen austrieb.
    Als wir das nächste Mal miteinander sprachen, erzählte mir Andrea von dem Personal Trainer, den sie angeheuert hatte. Roy kam zweimal die Woche und nach Aussage von Andrea wusste Cleo immer genau, wann Dienstag oder Donnerstag war – die Roy-Tage. Sie wartete am vorderen Fenster, bis der Apoll im Trainingsanzug das Gartentor öffnete. Dann sprang sie freudig zur Haustür, um herauszufinden, was er ihr dieses Mal zum Spielen mitgebracht hatte – Gummibänder? Bälle? Kaum hatte Roy die Übungsmatte ausgerollt, nahm Cleo darauf   Platz, drehte sich auf den Rücken,streckte alle viere von sich und warf den Kopf von Seite zu Seite, um sich von Roy bewundern zu lassen.
    »Man könnte denken, Roy ist Cleos Fitnesstrainer«, brummelte Andrea mit (glücklicherweise) amüsierter Stimme. Immer wenn Roy Andrea zu einer Reihe besonders anstrengender Sit-ups verdonnerte, stahl Cleo ihr die Schau, indem sie ihren Kopf unter der Matte versteckte oder Roy in einen ihrer Ringkämpfe verwickelte, seinen Knöchel mit den Pfoten festhielt und ihn mit den Hinterbeinen trat.
    Während Andrea kopfüber über einem Gymnastikball hing und fünfundzwanzig Sit-ups zustande zu bringen versuchte, spürte sie, wie Roys Aufmerksamkeit zu der Katze wanderte, die ihr Köpfchen zwischen den Gardinen vorstreckte und mit ihm flirtete. Roy war, wie er selbst sagte, ein Hundemensch, machte aber offenbar einen Sinneswandel durch. Er hatte sich schon bei Andrea erkundigt, wo man eine solche Katze bekommen könnte. Sie empfahl ihm, auf das Haus einer verrückten Familie aufzupassen, die sich ans andere Ende der Welt begeben hatte.
    Cambridge eröffnete mir faszinierende neue Welten, aber richtig glücklich war ich erst, als ich nach drei Monaten Lydia und Philip wieder in die Arme schließen konnte. Die wunderbare Mary, ihres Zeichens Modejournalistin, hatte Lydia auf dem Flug von Neuseeland begleitet, weil sie angeblich sowieso in Irland zu tun hatte. Zum Dank erbrach Lydia gleich nach dem Abflug in Auckland den gerade getrunkenen Orangensaft über ihre Jacke.
    Wir trafen uns in Heathrow, bevor wir nach Genf flogen und in einen Zug stiegen, der am See entlang bis nach Lausanne gondelte. Der Zug machte auf seinem Weg in das mittelalterliche Städtchen Lausanne immer wieder kurz in hübschen kleinen Dörfern Halt.
    Ich versprach der fünf Jahre alten Lydia, dass sie ihre neue Schule mögen und ganz schnell Französisch sprechen würde. Mit beidem lag ich falsch. An der Schweizer Schule waren nicht nur die Anforderungen so hoch wie die Schweizer Alpen, sie war auch sonst ein Albtraum für meine Tochter. Bis zum Schluss verstand sie praktisch kein Wort. Wenn wir morgens den steilen Weg zu der Grundschule erklommen, versuchte ich sie abzulenken, indem ich sie auf die vielen Tulpen aufmerksam machte, die in Reih und Glied am Gehweg standen, oder auf die Berge, die weiß überzuckert um den See in die Höhe ragten. Aber spätestens wenn wir am Schultor anlangten, bekam sie Bauchschmerzen. Es tat mir weh, sie mit rotem Gesicht und in Tränen aufgelöst der Obhut der Lehrerin zu überlassen. Mit ihrer Gutmütigkeit erwies Madama Juillards Lydia einen Bärendienst. Sie sprach mit der Klasse Französisch, dann wiederholte sie alles für meine Tochter auf Englisch. Das führte dazu, dass sich Lydia bis zum Schluss nicht mit ihren Mitschülern verständigen konnte.
    Dank der langen Sommer in Neuseeland, die wir an den Stränden verbracht hatten, brillierte Lydia wenigstens im Schwimmen. Die Schwimmlehrerin war von der Kaulquappe vom anderen Ende der Welt begeistert. Munter wie ein Fisch durchmaß sie kraulend

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