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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Schuldgefühle, Selbsthass, Hysterie, Hoffnungslosigkeit, Paranoia, peinliche öffentliche Bekenntnisse, das heftige Verlangen, die Autotür aufzureißen und sich auf die Straße zu werfen.
    Ich dankte Rosie für die Bücher und blätterte durch Deine Katze und ihre Gesundheit .
    »Du wirst es doch auch lesen, oder?«, fragte sie.
    »Weißt du, Rosie, wir mögen vielleicht nicht ganz deinen Erwartungen entsprechen, aber wir geben uns Mühe. Wir werden sie nicht umbringen, das hoffe ich wenigstens …«
    »Hör gar nicht hin, Cleolein«, blubberte Rosie und presste die Katze zwischen ihre großen weichen Brüste. »Das süße, kleine Kätzchen kann jederzeit zur lieben Tante Rosie kommen und bei ihr wohnen.«
    Cleo wand sich zwischen Rosies wogenden Brüsten, um in der nächsten Sekunde, die in Zeitlupe abzulaufen schien, die Ohren flach anzulegen, die Zähne zu entblößen, zu fauchen und Rosie eine Pfote mit ausgefahrenen Krallen über die Wange zu ziehen.
    »Aua!«, brüllte Rosie.
    »Tut mir leid!«, sagte ich und tupfte das Blut an ihrer Wange mit einem Küchentuch ab, das auch schon mal als Serviette hatte herhalten müssen. »Das hat sie bestimmt nicht so gemeint …«
    Rosie drückte das Tuch an ihre Wange und funkelte die Attentäterin an.
    »Diese Katze … deine Katze … hat Flöhe!«, erklärte sie und rückte ihre Brille zurecht.
    »Wirklich?«, fragte ich und kratzte mich am Knöchel. Steve und Rob hatten die ganzen letzten Tage herumgejammert, dass es sie juckte. Ich hatte sie zu Neurotikern erklärt. Jetzt fiel mir auf, dass auch ich schon länger an mir herumkratzte. Ein Archipel aus Miniaturvulkanen zog sich um die Knöchel herum meine Beine hoch.
    »Ja, sieh dir das doch an«, sagte sie und teilte den mageren Bewuchs an Cleos Bauch. »Dutzende, wenn nicht Hunderte …«
    Der Anblick ähnelte einer dieser Luftaufnahmen von Manhattan. Ganze Horden von Flöhen eilten durch die Straßen von Cleos Fell, ohne zu ahnen, dass sie beobachtet wurden. Sie waren so sehr mit ihrem Flohalltag beschäftigt, davon überzeugt, dass das, was sie taten, im Moment der wichtigste Job auf der ganzen Welt war, dass sie nicht einmal innehielten, um einen Blick auf die zwei Giganten zu verschwenden, die ihnen mit großen Augen zusahen.
    »Das nenne ich einen heftigen Befall«, sagte Rosie und ihre Stimme verriet einen Hauch von Ehrfurcht, der schon fast an Bewunderung grenzte.
    »Was kann man denn dagegen machen? Vielleicht irgendein Puder aus dem Zoogeschäft?«
    »Dafür ist es zu spät«, verkündete Rosie. »Diese Katze braucht ein Bad.«
    Als ich sie darauf hinwies, dass Katzen eine instinktive Abscheu gegen Wasser haben und dass das Untertauchen eines Kätzchens wahrscheinlich Tierquälerei gleichkäme, zuckte sie die Achseln. »Tja, wenn du keine Verantwortung für die Gesundheit deines Tiers übernehmen willst …«
    Damit hatte Rosie mich in die Enge getrieben. Wenn ichihr nicht gehorchte, dann würde sie mich bei irgendeinem feministischen Tierschutzverein verpfeifen. Sie würden brennende Kreuze in unseren Vorgarten rammen und die ganze Gegend mit Flugblättern vollpflastern.
    »Aber wir haben nicht einmal eine Kätzchenbadewanne«, sagte ich, ziemlich sicher, einen solchen Haushaltsgegenstand noch nie gesehen zu haben, nicht einmal in der Zoohandlung. »Oder Kätzchenshampoo.«
    »Das Waschbecken im Bad tut es auch«, sagte sie, »und ein ganz normales mildes Menschenshampoo. Ich brauche also nur ein Gästehandtuch, wenn du so nett wärst.«
    Was in unserem Haushalt einem Gästehandtuch am nächsten kam, war ein ausgeblichener Badvorleger, der in seinem früheren Leben ein Strandtuch gewesen war, bis Rata und die Jungen es beim Tauziehen zerrissen hatten. Mit den gekonnten Handgriffen eines ägyptischen Einbalsamierers, der eine Katzenmumie präpariert, wickelte Rosie Cleo von den Schultern ab darin ein. Mit ihren an den Körper gepressten Beinen (und Krallen) war Cleo uns wehrlos ausgeliefert. Ihr erstauntes Fellgesicht schaute aus einem Ende der Handtuchwurst heraus. Das andere Ende war in den Falten von Rosies T-Shirt begraben. Am liebsten hätte ich Cleo befreit. Aber Rosie hatte, geschützt vor neuerlichen Krallenhieben, wieder alles im Griff.
    Sie wies mich an, das Waschbecken mit warmem Wasser zu füllen, dann hielt sie ihren freien Ellbogen hinein, um die Temperatur zu prüfen. Als sie mit Wassermenge und Temperatur zufrieden war, wickelte sie Cleo rasch aus und reichte sie mir.
    »Ich dachte, du

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