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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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»Gut, dass sie neun Leben hat«, erklärte sie. »Eins ist weg, da bleiben nur noch acht. Die arme Kleine wird in diesem Haus jedes einzelne brauchen können.«
    Nachdem Rosie gegangen war, küsste ich Cleo, dankte ihr, dass sie ins Leben zurückgekehrt war, und drückte sie fest an meine Brust, um sie zu wärmen.
    Von diesem Tag an bestand ein Übereinkommen zwischen Cleo und mir. Baden war, was sie anging, strikt auf Vögel beschränkt.
    Cleo erwies sich als gute Lehrmeisterin. Wie jede klugePädagogin richtete sie ihre Methoden an den Fähigkeiten ihrer Schüler aus. Ihr Beinahe-Ertrinken zeigte mir, dass ich doch nicht dazu verdammt war, alles zu zerstören, was meinen Weg kreuzte. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich ein Wesen wiederbelebt. Und Cleo war bereit, mir eine zweite Chance zu geben.

 
    11
    M itgefühl
    Obwohl Katzen Einzelgänger sind,
    können sie auch sehr liebevoll sein.
     
    »Bist du sicher, dass du das hinkriegst?«, fragte ich und schloss die Box mit Robs Pausenbroten. Ich hatte Vollkornbrot genommen, das Gesündeste, was im Supermarktregal zu finden war. Rob hätte natürlich lieber weiches Weißbrot gehabt, aber ich war entschlossen, einen großen, kräftigen Mann aus ihm zu machen. Ich würde ihn zwangsweise mit Brokkoli und Sojasprossen füttern, wenn er es nicht freiwillig aß. Für diesen Jungen war das Beste gerade gut genug.
    Die Schule hatte Verständnis dafür gezeigt, dass wir Rob noch ein paar Wochen zu Hause lassen wollten. Es war sein zweites Schuljahr, das heißt, er kannte die meisten Kinder seines Jahrgangs. Dennoch erschien mir der Gedanke an seinen ersten Tag in der Schule ohne Sam irgendwie bedrohlich. Sam hatte ganz selbstverständlich zum Schulalltag von Rob gehört. Wenn es auf dem Pausenhof zu Rangeleien kam, hatte sich der extrovertierte ältere Bruder immer schützend vor den jüngeren, stilleren gestellt. Jeder, der Rob angriff, bekam es mit Sam zu tun (der berühmt für seine Superman-Tritte war). Die beiden waren wie Starsky und Hutch, Batman und Robin, vollständig nur mit dem jeweils anderen.
    »Fährst du mich?«
    »Natürlich«, sagte ich und schloss die Knöpfe an seinemneuen Hemd. Ein Cowboyhemd mit geflügelten goldenen Pferden, die über einen weißen Hintergrund flogen. Flügel und Federn schienen unser gesamtes Leben zu überschatten. Das Hemd war diskussionswürdig, aber Rob liebte es, und ich wollte ihn dabei unterstützen, einen eigenen Geschmack zu entwickeln.
    Steve und ich hatten aufgehört, uns über die Kosten für Kinderkleidung zu streiten. Gemeinsam mit Rob hatte ich mich in den letzten Wochen auf ausgedehnte Einkaufstouren gewagt. Wie in den meisten neuseeländischen Grundschulen gab es auch in der von Rob keine Schuluniform. Das sollte die Atmosphäre lockern. Erreicht wurde damit allerdings in erster Linie, dass die Eltern sich mit einem größeren Geld- und Zeitaufwand um die Mode ihrer Kinder kümmern mussten, als ihnen Recht war.
    An seinem ersten Schultag trug Rob nur nagelneue Sachen, inklusive der Schuhe mit den moosweichen Sohlen. (»Die quietschen«, sagte er, als wir mit seinen glatten Schnürsenkeln kämpften. »Die anderen werden mich bestimmt auslachen.« »Wenn, dann nur, weil sie neidisch sind«, versicherte ich ihm.) Seine Kleidung und der professionelle Haarschnitt stellten die Kampfansage einer Mutter an die Welt dar: Dieser Junge ist kostbar, wenn ihm etwas passiert, kriegen Sie es mit mir zu tun. Das einzige Stück an ihm, das nicht neu war, war die Superman-Uhr an seinem Handgelenk.
    »Was mach ich, wenn einer kommt und mich hauen will?«, fragte er und umklammerte das Stahlband seiner Uhr.
    Das Herz rutschte mir in die Hose. Wenn ich an diesem Tag nur eine schützende Hand über ihn halten, jeden Atemzug, mit dem er seine sechsjährige Lunge füllte, überwachen und alle seine Widersacher verscheuchen könnte!
    »Das wird keiner tun«, sagte ich und hoffte inständig, dassich Recht behielt. Was, wenn nicht? Er konnte gerade, weil er seinen Bruder verloren hatte, von irgendwelchen zurückgebliebenen Raufbolden aufs Korn genommen werden. »Richte dem Lehrer aus, er soll mich anrufen, wenn du nach Hause willst.«
    »Pass gut auf Cleo auf«, sagte er, öffnete die Kühlschranktür und holte einen Krug Milch heraus, der viel zu schwer für ihn war. Mit unter dem Gewicht zitternder Hand goss er Milch in einen Teller und etwas davon schwappte über. Angesichts der Milchlache auf dem Boden machte Cleo vor Freude einen

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