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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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nicht stehen und schaut euch nicht um. Denkt an die Salzsäulen.«
    Sie machten sich sofort auf den Weg. Van Berkel trug Bettys Tasche. Gerrit fuhr weg. Das Paar schaute sich nicht um. Ich stieg in meinen BMW und zog mir die Haube vom Kopf. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie die beiden Geliebten immer kleiner wurden. Ich startete den Motor und dachte daran, dass ich großes Glück gehabt hatte.
    Viel Glück, aber noch keinen Mörder.

 

12
     
    »Ich habe ein Päckchen für dich angenommen«, sagte Setsuko, die sich auf halbem Weg die Treppe hinauf zu ihrer Dachwohnung befand. »Kommst du auf eine Tasse Tee mit hoch?«
    »Bekomme ich sonst das Päckchen nicht?«
    Ihre japanischen Augen. »Eine Dame hat es überbracht. Sie war sehr nervös. Sie wollte wissen, wer ich sei, und ob sie mir vertrauen könne. Ihr Name sei Lonneke, hat sie gesagt. Ist es etwas Geheimes?«
    Sie drehte sich um und ging die Treppe hinauf, so dass ich ihr wohl oder übel folgen musste.
    Als Folge meiner früheren Erfahrungen pflegte ich in meinen Taschen Zuckerstücke aus Cafés aufzubewahren. Ich versuchte unauffällig, eines aus dem Papier zu wickeln und mir in den Mund zu stecken, während sie den grünen Tee in dünne Porzellantassen einschenkte und sich mit der Eleganz einer Geisha neben mich hockte, um meine Reaktion zu beobachten. Sie erwischte mich natürlich sofort, als ich den Tee durch die Zuckerstückchen in meinem Mund filterte.
    »Ist der Tee nicht gut?«, fragte sie.
    »Er ist sehr bitter«, antwortete ich.
    Sie sah enttäuscht aus. »Der Tee ist genauso, wie er sein muss, weil er auf dem Dung von Menschen wächst, die nur öligen Fisch essen, z. B. Makrele. Der Teepflanzer gibt diesen Menschen den Fisch und sie geben ihm ihren Dung, so sind alle zufrieden.«
    Sie ging zu einem Lackschränkchen und holte ein flaches Päckchen heraus. Ich bedankte mich bei ihr für den Tee und entschuldigte mich für meinen überstürzten Aufbruch.
    In dem Päckchen befanden sich zwei Videobänder mit Aufklebern, beide mit dem Datum 13.6.83. Das eine Band war mit der Aufschrift Cleveringa, das andere mit Cleveringa Rest beschriftet. Zwischen den beiden Kassetten lag ein dünnes schwarzes Adressbuch und ein doppelt gefaltetes Stück Papier:
    Ich habe nach dem ›Belegten Brötchen‹ gesucht, aber bisher nichts gefunden. Habe jedoch in einer Schublade in Buchenstein dieses alte Adressbuch entdeckt; an einigen Stellen stehen die Buchstaben BB.
    L.
    Ich blätterte das Büchlein durch. Der Name seines Besitzers stand nicht darin, aber ich nahm an, dass die spitze Handschrift von Cleveringa stammte.
    Natürlich waren zahlreiche Namen von Niederländern eingetragen, aber bei mindestens der Hälfte handelte es sich um Namen von Ausländern. Ich stellte fest, dass sich kreuz und quer durch das Alphabet verschiedene ausländische Namen fanden, hinter die die Buchstaben BB gekritzelt waren. Es standen keine Adressen dabei, nur Telefonnummern. Außerdem waren sie alle durchgestrichen. Die Gründe dafür wurden mir klar, als ich auf einer Reserveseite am Ende des Buches eine Reihe von vierzehn Namen und Telefonnummern fand und einen der Namen wieder erkannte, den ich zuvor durchgestrichen gesehen hatte. Sie waren in einer Liste untereinander geschrieben worden, jedoch ohne die Buchstaben BB dahinter.
    Ich rief CyberNel an, schaltete meinen Fernseher ein und machte es mir auf dem Sofa bequem, um mir die Videobänder anzusehen. Das erste war eine Kopie des geschnittenen Sendebandes und dauerte nicht länger als zehn Minuten. Offenbar war alles mit der Filmkamera gedreht, wie es damals noch üblich war, und später auf Videokassetten überspielt worden.
    Die Bilder liefen ohne Kommentar, der wahrscheinlich später aufgesprochen und auf dem Tonband abgemischt worden war. Allerdings hörte man natürliche Hintergrundgeräusche, etwa die dezenten Klänge einer kleinen Kapelle, die kurz in der großen Eingangshalle von Buchenstein zu sehen war. Kellnerinnen liefen herum und ich erhaschte einen Blick auf Glinka. Um zu zeigen, dass das Fest ursprünglich draußen hatte stattfinden sollen, zeigte die Kamera eine Aufnahme von Buchenstein im Regen und schwenkte dann hinüber in Richtung Auffahrt, wo auf halbem Wege das Festzelt verlassen und trübsinnig unter den tropfenden Buchen stand. Es waren zahlreiche Politiker im Smoking anwesend, mit Ehefrauen in festlichen Kleidern, ich erkannte einige Gesichter früherer Minister und Parlamentsmitglieder wieder. Auch Barend

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