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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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war nicht zum Lachen. Sie hatte sich allmählich in einen Zustand hineingesteigert … Ich glaube, dass sie gar nicht mehr klar denken konnte.«
    Der Zustand, in dem verzweifelte Menschen Fehler begehen. »War sie besessen genug, ihm vorher persönlich unter die Nase zu reiben, was sie vorhatte?«
    Betty zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich versucht, sie davon abzuhalten, oder dafür gesorgt, dass ich dabei gewesen wäre. Aber sie hat nichts gesagt und ich wusste es nicht.«
    »Du hast nichts unternommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Cleveringa wurde Minister, es gab keine Pressekonferenz und keinen Skandal und du hörtest nichts mehr von ihr.«
    Betty schwieg, aber ihr Gesichtsausdruck verriet etwas von den untergründigen Schuldgefühlen, die an ihr genagt haben mussten. Sie hockte sich mit bloßen Füßen auf die Matratze und lehnte sich gegen die Wand. Ihre Hände suchten nach dem Handtuch und sie rieb ihre Handflächen daran ab, als würden sie schwitzen. »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte sie dann.
    »Fandest du es nicht merkwürdig?«
    »Ich dachte, sie hätte es sich vielleicht anders überlegt.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mit dir als Rückendeckung in ein dunkles Gebäude hineingehen würde«, sagte ich ausdruckslos.
    »Du kannst von mir aus denken, was du willst. Ich weiß wirklich nicht, was ich hätte tun können. Hätte ich vielleicht Scholte fragen sollen: Wo ist Cleopatra geblieben? Oder hätte ich zur Polizei gehen sollen? Ich bin doch nicht lebensmüde. Außerdem hätte mir niemand geglaubt. Cleo ist offiziell bei der Flugzeugkatastrophe ums Leben gekommen.
    Ich habe wirklich gedacht, sie hätte es sich anders überlegt, möglicherweise wegen Lonneke.«
    Natürlich hatte sie tausend gute Gründe, sich nicht verantwortlich zu fühlen und nichts an diesem nagenden Schuldgefühl tun zu müssen. Sie zuckte kurz mit den Schultern und setzte sich, um die Joggingschuhe anzuziehen, die Nel in ihre Tasche gepackt hatte.
    »Ich habe dir alles erzählt, was ich weiß«, sagte sie ohne aufzuschauen.
    »Vielleicht brauche ich dich noch.«
    »Das kann sein, aber ich werde niemals als Zeugin vor Gericht aussagen. Das kannst du dir abschminken. Ich sorge für die Bewachung in Buchenstein, das ist alles.«
    »Und was ist mit Cornelis?«
    »Ich werde es ihm schon erklären.«
    »Wenn er mir in die Quere kommt oder der falschen Person gegenüber den Mund aufmacht …«
    »Cornelis ist der Einzige, dem ich vertraue«, unterbrach sie mich hastig. »Wenn du ihn festhältst, bekommst du größere Probleme, als wenn du ihn mir überlässt.«
    »Ist das die große Liebe?«
    »Schon seit der höheren Schule.« Sie erwiderte standhaft meinen Blick. »Der einzige Fehler, den er je gemacht hat, war, eine andere Frau zu heiraten.«
    Ich nickte. »Also gut. Versuch’ nicht, herauszufinden, wer die anderen Leute hier sind und wo du gewesen bist.«
    Sie nahm die Reisetasche und ich hämmerte gegen die Tür. Ich bedeutete Gerrit mit einer Handbewegung, dass er seine Sturmhaube aufbehalten sollte, und übernahm die Pistole von ihm. Die Eingangstür wurde völlig von den Heckklappen des Lieferwagens abgeschirmt.
    Ich setzte meine Sturmhaube auf, bevor ich die andere Kühlzelle öffnete, die Pistole in der Hand. Van Berkel stand auf.
    »Wir bringen dich wieder zurück. Tut mir Leid wegen der Unannehmlichkeiten. Betty wird dir erklären, warum es am besten ist, dass du diesen kleinen Zwischenfall möglichst schnell wieder vergisst.«
    Van Berkel hatte den Blick auf meine Pistole gerichtet. Ich gab ihm seine Brieftasche zurück und er ließ sich schweigend zum Lieferwagen eskortieren.
    Gerrit schloss die Heckklappe und zog sich die Haube vom Kopf. Ich folgte seinem Beispiel. »Und jetzt wollen wir nur hoffen, dass es klappt«, sagte ich. »Ich fahre voraus.«
    Eine Stunde später hielten wir an der Stelle neben der gepflasterten Straße, wo wir uns in der Nacht zuvor getroffen hatten. Gerrit wendete den Lieferwagen und blieb sitzen. Ich klopfte an sein Fenster.
    »Was ist denn nun schon wieder?«, fragte er.
    »Nichts. Vielen Dank noch mal.«
    Er grinste und drehte das Fenster hoch. Bevor ich die hinteren Türen öffnete, zog ich mir die Sturmhaube wieder über den Kopf, weil ich mir den kleinen Vorteil bewahren wollte, dass van Berkel mein Gesicht nicht gesehen hatte.
    »Buchenstein liegt dahinten.«
    »Ich weiß, wo Buchenstein ist«, murmelte Betty und sprang von der Ladefläche.
    »Bleibt

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