Cleopatra
erzählen, was er will. Die Polizei hat den Täter und was anderes interessiert die nicht.«
Ich fühlte mich im Namen meiner Kollegen in meiner Ehre gekränkt. »Hat van Duyn das gesagt?«
»Er glaubt uns unsere Geschichte nicht.«
»Unsere Geschichte?«
Willem wurde rot. »Ich meine, die Geschichte meines Sohnes. Er hat gesagt, das Einzige, was wir tun könnten, wäre, das Ganze von einem Privatdetektiv untersuchen zu lassen. Wenn der die wirklichen Täter findet, sind Sie aus der Sache raus, hat er gesagt.«
Van Duyn war für seinen Humor bekannt. Ich nahm mir vor, ihn anzurufen und mich bei ihm zu bedanken.
»Ich glaube nicht, dass sich die Polizei mit dem Fahrer allein zufrieden gibt«, sagte ich zu dem Sohn. »Sie werden umfangreiche Ermittlungen durchführen, da kannst du ganz beruhigt sein.«
»Die halten mich vierundzwanzig Stunden lang fest und das Einzige, wonach sie fragen, sind meine Komplizen«, sagte Gerrit. »Ich musste meinen Pass abgeben und darf das Land nicht verlassen.«
»Das ist so üblich.«
»Komplizen!«, sagte er spöttisch. »Welche Komplizen? Ich habe keine Komplizen!«
»Würdest du sie verraten, wenn du welche hättest?«, fragte ich ihn unvorbereitet.
Gerrit starrte mich an. »Nein.«
Für kurze Zeit blieb es still.
»Hast du irgendwelche Vorstrafen?«
Gerrit schaute seinen Vater an. Der seufzte und krümmte seine großen Hände um seine Knie. »Vor vier Jahren, da hat er eine Jugendstrafe gekriegt. Freunde vom ihm hatten den Sohn eines Polizisten zusammengeschlagen. Sie sind gerannt wie die Hasen. Sie hatten dem Typen die Nase gebrochen und Gerrit versuchte, mit einem Taschentuch die Blutung zu stillen, als ein Polizeiwagen angerast kam.«
»Der barmherzige Samariter«, meinte ich trocken zu Gerrit. »Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass du immer gerade da stehst, wo Leute verhaftet werden.«
»Na ja«, erwiderte er eingeschnappt, »irgendetwas musste ich doch sagen.«
Ich konnte mich nicht länger halten und fing an zu lachen.
Ihr Langmut war bemerkenswert. Von Dockarbeitern hätte man normalerweise erwartet, dass sie aufgesprungen wären und mich über den Schreibtisch gezogen hätten, aber sie blieben einfach sitzen.
»Okay«, sagte der Senior gleichmütig. »Lachen Sie ruhig darüber. Sie haben Recht, er hat gelogen, dass sich die Balken bogen. Er bekam vom Jugendrichter eins auf den Deckel und das hatte er verdient. Der Junge hatte zwar nicht die Nase gebrochen, aber ein paar Rippenprellungen. Und Gerrit hat seine Freunde nicht verpfiffen. Aber diesmal lügt er nicht.«
Er schaute mich so treuherzig an, dass ich anfing, ihm zu glauben.
»Wie hat der Mann ausgesehen?«, fragte ich Gerrit.
»Der mit dem Lieferwagen? Er war dunkelhaarig. So um die dreißig. Ziemlich klein und schmächtig.«
»Würdest du ihn erkennen, wenn du ihn wieder sehen würdest?«
»Nicht, wenn ich mich zwischen zehn so Typen in einer Reihe entscheiden müsste.«
»Er meint eine Oslo-Konfrontation«, bemerkte Willem zu meiner Überraschung. Es gibt nicht viele streikende Dockarbeiter, die mit der offiziellen Bezeichnung für die Aufstellung von zehn Typen in einer Reihe vertraut waren. Ich nickte und schaute seinen Sohn an.
»Ist dir das Ganze nicht ein bisschen komisch vorgekommen?«
Gerrit erwiderte unschuldig meinen Blick. »Ich hab nicht darüber nachgedacht«, sagte er. »Später natürlich schon, als sie mich verhaftet haben. Da dachte ich, dass es mir vielleicht komisch hätte vorkommen sollen.«
Ich lachte wieder. »Hast du die hundert Gulden noch?«
»Die hat die Polizei.«
»Wegen der Fingerabdrücke?«
»Ich hab ihnen schon gesagt, das könnten sie vergessen, weil der Mann Handschuhe trug.«
»Und das ist dir auch nicht komisch vorgekommen, an einem warmen Juniabend?«
Gerrit zuckte mit den Schultern und schaute mich abwartend an.
»Können Sie da was dran machen?«, fragte der Senior.
Ich setzte ein höchst bedenkliches Gesicht auf. »Ich werde mich informieren, ein bisschen herumschnüffeln und schauen, was dabei herauskommt. Ich kann aber nichts versprechen. Geben Sie mir mal Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer.«
Willem stand vom Sessel auf und beugte sich über meinen Schreibtisch, um die Daten aufzuschreiben. »Was wird mich das kosten?«, fragte er.
»Ich weiß noch nicht«, antwortete ich. »Jetzt warten Sie doch erst mal ab.«
Er schob den Block zurück und schaute auf die Wanduhr. »Schreiben Sie schon mal eine halbe Stunde auf«, sagte er.
»Das
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