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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Lohngarantie oder besser noch Lohnerhöhung fordern.
    »Sind Sie Winter?«, fragte der Altere.
    »Ja.«
    »Privatdetektiv?«
    »Wie kommen Sie an meine Adresse?«
    »Durch Ihre Anzeige in der Zeitung. Dürfen wir reinkommen?«
    Vielleicht waren sie Tapezierer, die die alte Tapete von einer Wand gekratzt hatten und darunter auf eine Schicht alter Zeitungen gestoßen waren. »Haben Sie keine Sekretärin?«, fragte der Ältere, als ich sie in mein Büro führte. Der Jüngere hatte noch kein Wort gesagt, sondern musterte alles mit missbilligenden Blicken.
    »Das ganze Personal ist in Urlaub«, sagte ich. »Ich bin auch gerade erst zurückgekommen.«
    »Wo sind Sie gewesen?«
    »Hier und dort.«
    »Oh.« Er runzelte die Stirn. »Wir fahren immer an die Costa Brava, in einen Ferienbungalow.« »Was kann ich für Sie tun?«
    Der Altere ließ sich mit einem Seufzer in meinen Besuchersessel sinken. Ich entfernte die Zeitungen vom rechten Stuhl und stellte ihn für den jungen Mann daneben. Ich setzte mich auf meinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch und zog die Schublade ein Stück weit auf, um zu kontrollieren, ob die Pistole noch drin lag.
    »Das ist mein Sohn Gerrit«, sagte der Ältere. »Er hat ein kleines Problem mit der Polizei, denn sie versuchen, ihm etwas anzuhängen.«
    Ich zog einen Notizblock zu mir hinüber. »Wie ist Ihr Name?«
    »Ich bin Willem de Groot. Aber es geht um meinen Sohn hier, Gerrit.«
    »Worin besteht denn dieses kleine Problem?«
    »Gerrit wurde letzte Woche festgenommen. Sie haben ihn am nächsten Tag wieder gehen lassen, aber er muss vor Gericht erscheinen.« Er warf seinem Sohn einen strafenden Blick zu. »Ich werde es Ihnen erklären. Es war schlichtweg ein Missverständnis.«
    »Ist das die Erklärung?«, fragte ich.
    »Vorläufig ja.«
    Ich lachte in mich hinein. »Vielleicht kann Gerrit es mir erklären. Oder hat er einen Sprachfehler?«
    »Erst will ich wissen, was es kostet«, sagte der Vater.
    »Hundert Gulden pro Stunde, plus Spesen. Gelegentlich wird auch ein Festbetrag vereinbart.«
    »Das ist mehr, als wir verdienen«, stellte der Vater trocken fest. »Läuft die Uhr auch, wenn Sie im Auto auf Beobachtungsposten sitzen?« Er seufzte und klopfte seinem Sohn aufs Knie. »Erklär du es ihm.«
    Der Sohn zuckte mit den Schultern. »Das ist schnell erzählt. Samstagabend komm ich aus dem Kino, stehe auf dem Nieuwezijds Voorburgwal und rauche eine. Da kommt ein Mann auf mich zu, fragt, ob ich Auto fahren kann und ob ich mir hundert Gulden verdienen will. Dieser Lieferwagen müsse in den Klaprozenweg, ich brauchte ihn nur auf dem Parkplatz neben dem alten Fabrikgelände abzustellen. Ich sage okay, steige in den Wagen und fahre los. Ich bin den Nieuwezijds noch nicht raus, da werde ich von einem Bullen und zwei Mann in Zivil angehalten und zwei Minuten später sitze ich in Handschellen auf der Wache in der Warmoesstraat.«
    Ich starrte ihn ungläubig an. »Was war denn drin?«
    »Wo drin?«
    »In dem Lieferwagen natürlich.«
    »Computer und solcher Kram. Die Sachen waren von Goos & Bering, das ist direkt dahinter in der Kalverstraat.«
    »Und warum konnte der Mann nicht selbst fahren?«
    »Seine Frau bekam gerade ein Baby.«
    Ich schaute den Vater an. »Hat er sich das ausgedacht?«
    »Wieder dieselbe Scheiße«, sagte der Junge zu seinem Vater. »Komm, lass uns gehen, wir können ja doch nichts machen.« Er stand auf. »Dann geh ich halt in den Knast, die können mich alle mal.«
    Der Senior winkte seinen Sohn zurück auf den Stuhl und schaute mich durchdringend an.
    »Jetzt hören Sie mal gut zu. Mein Sohn ist nicht der heilige Petrus. Aber ich bin sein Vater und ich weiß, wann er lügt und wann er nicht lügt. Es ist genauso gewesen, wie er gesagt hat.«
    »Ich würde Ihnen ja gern glauben«, erwiderte ich. »Aber ich glaube, ein guter Rechtsanwalt würde ihm mehr nützen.«
    »Von dem kommen wir gerade. Rechtsanwalt van Duyn, auf der Keizersgracht. Der hat uns auch seinen Tarif genannt.«
    »Vielleicht haben Sie das Recht auf kostenlosen Rechtsbeistand?«
    »Darum geht’s nicht. Ich kann schon bezahlen.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wovon?« »Nicht von Diebstahl, falls Sie das meinen.«
    Vielleicht doch keine Streikenden, sondern harte Arbeiter, wenn sie van Duyn bezahlen konnten, ohne vorher eine Hypothek aufnehmen zu müssen. »Worum geht es also?«
    »Rechtsanwalt van Duyn sagt, er könne da nichts machen. Mein Sohn wird mit einem Auto voller Diebesgut erwischt, da kann er

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