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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit Ekel in der Stimme. »Würden Sie dieses Ding jetzt bitte wieder mitnehmen?« Kaum war das Baghnakh sicher im Gewehrkoffer verstaut, tauchte ein Diener an der Tür auf. Zitternd und ängstlich übermittelte er seine Nachricht. Die Anwesenheit des Doktors sei dringend erforderlich in den Räumen des Herrschers. Maharadscha Udai Singh liege im Sterben. Er wolle auch die beiden Sahibs sprechen, Troop und Sandilands.
Kapitel 24
    Sie wurden mit Hochdruck durch den Neuen Palast zu einem nach Norden liegenden Flügel eskortiert, der in den Park reichte. Zwischen den Bäumen funkelte in der Ferne der See. Zwei Reihen königlicher Wachen standen aufgereiht im Flur, der zur Wohnung des Fürsten führte, und obwohl die Männer nicht die leiseste Bewegung machten, lief Joe mit einem Schaudern durch sie hindurch.
    Als sie eintrafen, wurden die geschnitzten Sandelholztüren geöffnet, und eine Inderin trat heraus. Eine junge Frau, in die blutrote rajputische Seide gehüllt, das schwarze Haar gescheitelt. Präzise in der Mitte ihrer Stirn hing ein schmückender Edelstein. Ihre Arme waren von den Schultern bis zu den Ellbogen mit Elfenbeinarmreifen bedeckt, und goldene Knöchelketten funkelten beim Gehen auf. Mit hoch erhobenem Kopf, ein Lächeln auf ihrem Gesicht, kam sie ihnen entgegen. Sie glühte. Vor sich her schob sie eine fast greifbare Welle des Triumphes.
    Joe, Edgar und der Doktor traten zur Seite und starrten sie an.
    »Shubhada?«, konnte Edgar schließlich stammeln.
    Ihr Blick huschte vom einen zum anderen. Sie waren ihrer Aufmerksamkeit kaum wert; sie machte sich nicht einmal die Mühe, sie zu grüßen.
    Ein Zorn, der langsam in ihm zu köcheln begonnen hatte, drängte Joe dazu, sich vor ihr aufzustellen und ihr den Weg zu blockieren. Zwei der Wachen traten einen Schritt vor, die Hände an den Schwertgriffen. Auf eine Geste von Shubhada traten sie wieder zurück. Sie wartete, dass Joe zur Seite treten würde, trommelte mit dem Fuß auf, das Klingeln der Fußkettchen spiegelte ihre Gereiztheit wider. Ihr Blick blieb auf den obersten Knopf seines Jacketts gerichtet. Als Joe sprach, war seine Stimme so leise, dass sie sich etwas zu ihm vorbeugen musste, um zu hören, was er sagte.
    »Shah mat?«
    »Shah mat. Obwohl ich die Übersetzung bevorzuge: >Der König ist tot, lang lebe der König!<« Sie lächelte. Und schien amüsiert. »Es zahlt sich immer aus, in die Zukunft zu schauen, Commander.«
    »Vielleicht ist das alles, was einem übrig bleibt, wenn die Vergangenheit voller Unehrenhaftigkeit und Tod ist ... und voller Schuld!«
    Sie war unfähig, seinem brennenden Blick standzuhalten, und verharrte reglos, bis er zur Seite trat und sie durch den Flur davonlaufen ließ.
    »Was zur Hölle sollte das denn?«, murmelte Edgar.
    In diesem Augenblick wurde der Doktor in die Privatgemächer gerufen. Edgar und Joe blieben allein zurück.
    »Und warum trägt Ihre Dritte Hoheit diese Kleidung?«, drängte Edgar weiter in ihn, mit besorgtem Blick auf die Wachen, um sicherzugehen, dass sie ihn nicht hörten. »Würden Sie mir bitte sagen, was dieses ganze dumme Geschwätz sollte? Was immer Sie gesagt haben, es hat ihr eindeutig den Wind aus den Segeln genommen.«
    »Der Vorwurf des Mordes zeitigt für gewöhnlich eine solche Wirkung«, sagte Joe.
    »Mord? Shubhada? «, flüsterte Edgar ungläubig. »Sind Sie jetzt völlig übergeschnappt? Wen soll sie denn ermordet haben? Doch nicht .?«
    »Ganz genau. Es macht mich krank, das zu sagen, aber ja - sie hat Bahadur ermordet.«
    »Dann sind Sie übergeschnappt! Gerade sie brauchte den Jungen doch lebend, Sie Idiot! Sie sollte Regentin werden - viele Jahre, in denen sie ihre Macht hätte ausbauen können. Und wer weiß . « Seine Stimme erreichte neue Tiefen, weil er sich selbst nicht sagen hören wollte, wie er Udais Frau beschuldigte. »Vielleicht hatte sie vor, die Schatzkammer zu plündern? Ihr Geschmack ist exklusiv. Mir ist schon früher der Gedanke gekommen, dass sie sich nicht gescheut hätte, sich an den Kostbarkeiten zu bedienen.«
    Joe nickte. »Und diese Kostbarkeiten sind nicht das Einzige, an dem Sie sich bedienen will, wenn ich Recht habe.«
    Edgar dachte nach. »Jetzt haben Sie mich abgehängt, alter Knabe.«
    »Der Vertreter der britischen Regierung.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen. Claude ist gewissermaßen der andere Schlüsselbewahrer. Wollen Sie damit andeuten, dass sie plante, ihren Mit-Regenten zum Meineid anzustiften?«
    »Keine Anstiftung, eher schon eine

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