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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Verführung.«
    Edgar pfiff leise. »Sie können unmöglich der Ansicht sein .«
    »Doch. Sie liebt ihn. Wenn die beiden nicht schon eine Affäre haben, dann steht es definitiv in den Karten. Ein Teil der Vorausschau dieser Dame auf die Zukunft.«
    »Völliger Unsinn!« Edgar versuchte, möglichst leise zu zischeln. »Nichts als Einbildung! Ich könnte schwören, dass er ihr nicht einmal sympathisch ist ... Großer Gott! Wegen Ihnen tratsche ich hier wie . wie eine alte Jungfer auf einer Teegesellschaft in Simla! Was für einen Beweis haben Sie für eine derart unflätige Unterstellung?«
    Joe seufzte auf. »Keinen Beweis, den Sie akzeptieren würden, Edgar. Ein Boot auf einem See . ein Hauch Parfüm in der Luft . tja, was habe ich schon?« Er schüttelte den Kopf. »Es mag ja verrückt klingen, aber glauben Sie mir, ich würde oberflächlichen Verdachtsmomenten kein Gewicht beimessen, wenn sie nicht durch die Umstände von Bahadurs Tod untermauert würden. Hören Sie zu! Claude arbeitet in einem Bungalow am See - laut seiner Frau Tag und Nacht.«
    Edgar nickte.
    »In kurzer Distanz über den See befindet sich Shubhadas abgelegener Pavillon mit ihrer diskreten und hingebungsvollen Dienerschaft. Sie hat ein Boot. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie sie über den See gerudert wurde, als wir Colin besuchten. Wo ist sie gewesen?«
    »Sie hat geangelt!«, sagte Edgar. »Wir wissen alle, wie gern sie angelt. Und Sie wollen jetzt sagen, dass sie es nicht nur auf die Forellen abgesehen hat?«
    »Ich habe keinerlei Beweise - ich bitte Sie nur, mit mir einen Weg zu beschreiten und zu sehen, wohin er führt. Ich spreche über Möglichkeiten. Ich weiß nicht, wie diese Intrige - wir wollen sie so nennen, in Ordnung? - angefangen hat oder wer sie initiierte.«
    »Tja, eine Inderin von königlicher Abstammung passt nicht in das natürliche Beuteschema von Claude, gleichgültig, wie hungrig er ist - wenn Sie verstehen, was ich meine. Sie liegt weit außerhalb seines Zugriffs. Für ihn unberührbar!«
    »Ja, da stimme ich Ihnen zu«, räumte Joe ein. »Wenn da nicht der Umstand wäre, dass dies nicht die erste, auch nicht die hundertste, nicht einmal die tausendste Liebesbeziehung zwischen einer Inderin und einem Europäer wäre. Amor schießt seine Pfeile bisweilen etwas sorglos ab. Aber ich weiß, was Sie meinen. Ich glaube nicht, dass Claude Shubhada umgarnt hat. Möglicherweise ließ er seinen Charme sprühen, aber umgarnt hat er sie sicher nicht. Höchstwahrscheinlich ging es von Shubhada aus. Oder es war auf beiden Seiten ein Coup de foudre - dieser Ausdruck würde zu ihr passen. Sie ist im Westen aufgewachsen - sie muss die dortigen romantischen Vorstellungen aufgesaugt haben. Vielleicht hat sie unter der Bettdecke im Schlafsaal in Brighton sogar das Monthly Moonshine Magazine gelesen. Und seien wir ehrlich - auch wenn ich sicher bin, dass es an uns beiden nagt -, aber Claude ist ein attraktiver Bursche.«
    Edgars Lippen schürzten sich verächtlich, aber Joe blieb hart. »Kommen Sie schon! Ich kann mir gut vorstellen, dass eine junge Frau bei seinem Anblick vom Blitz getroffen wird. Egal, sagen wir einfach, es fing damit an, dass sie die Bürostunden ausdehnten ... Lois wird gereizt. Musst du so lange arbeiten, Claude? Und was ist das für ein eigenartiger Ge-ruch?< Können Sie sich das vorstellen?«
    Joe erzählte Edgar von dem französischen Parfüm. »Ein Duft, den man nicht so schnell vergisst«, schloss er.
    Edgar war fasziniert. »Dann schenkt er also einen Flakon von diesem Zeug seiner Ehefrau und gleichzeitig dem Mädchen, mit dem er gerade was am Laufen hat - wie Stuart sagen würde -, und immer riecht er nach Shalimar, folglich kommt er nie in Schwierigkeiten!«, resümierte Edgar. »Ha! Es gibt Kerle in Simla, die für diesen Tipp wirklich dankbar wären. Und sobald der Maharadscha tot ist, können die beiden Regenten ihre Hände auf die Macht, auf das Geld und aufeinander legen! Na schön, das kann ich mir alles vorstellen - schließlich habe ich eine lebhaf-te Fantasie -, aber ich kann einfach nicht akzeptieren, dass Shubhada kurz vor dem Ziel alles wegwirft, indem sie Bahadur tötet. Ohne ihn bleibt ihr nichts.«
    Er verstummte und meinte dann leise: »Und das ist der Haken, an der Sache. Sie können das nämlich auch nicht nachvollziehen, nicht wahr, Joe?«
    »Da haben Sie Recht, Edgar. Es fehlt noch etwas, ein Detail, das ich bisher noch nicht gesehen habe. Ein Stück des Puzzles ist zu Boden gefallen,

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