Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
sich zu ihnen um, lächelte und nickte.
Drei Personen des Hofstaates befanden sich im Raum: Zalim Singh, ausnahmsweise ausdruckslos und ohne zu lächeln, Sir Hector und ein ältlicher, distinguierter Rajpute, den Joe für den Palastarzt hielt.
»Hallo Sandilands, wie gut, dass Sie kommen konnten«, sagte Udai. Noch bevor Joe etwas erwidern konnte, hob der Herrscher die Hand. »Bitte erzählen Sie mir nichts von dieser katastrophalen Jagd. Niemand kann gegen das Schicksal ankämpfen, obwohl wir alle es bis zuletzt versuchen. Sie sehen mich hier, immer noch kämpfend. Ich habe befohlen, dass man Bahadurs Asche zusammen mit meiner im Fluss verstreut. Wir haben zu Lebzeiten wenig Zeit miteinander verbracht, aber im Tod werden wir die große Reise gemeinsam antreten.«
Eine Träne schlich sich aus Edgars Auge und machte sich auf die gefährliche Reise über das raue Terrain seiner Wange.
»Sie sehen hier meine Mediziner . « - der Herrscher zeigte auf die beiden reglosen Männer, die am Kopfende des Diwans standen - ». die mir das Hi-ranya Garbha verabreicht haben. Ich spüre bereits dessen Wirkung.« Er wandte sich an Sir Hector. »Ich weiß, wie sehr es Sie interessiert, Hector, darum will ich es Ihnen sagen. Ich spüre die vorhergesagte innere Wärme, meine Schmerzen werden weniger - etwa um achtzig Prozent -, meine Sicht wird klarer, und mein Denken ist scharf. Sehr bemerkenswert! Aber ich darf die körperliche Wirkung der Pille nicht mit der mental aufbauenden Wirkung meines Glücks verwechseln.«
Joe und Edgar sahen einander an. Sie fürchteten um den Verstand des Herrschers. Sein Glück? Sprach so ein Sterbender, der an diesem Morgen erfahren hatte, dass sein letzter Sohn von einem Tiger getötet worden war?
»Was immer dieses Mittel auch für eine Wirkung haben mag, es gibt mir die Energie für zwei letzte Wünsche. Würden Sie bitte näher treten, Sandilands? Sie haben den Tod meiner beiden ersten Söhne untersucht. Vor meinem letzten Atemzug möchte ich Ihre Lösung für diese Geheimnisse hören.« Udai spürte Joes Zögern, und mit einem Blick auf die anderen
Personen im Raum lächelte er. »Sie können mir die Information ins Ohr flüstern, wenn Sie möchten.«
Während die anderen sich umdrehten und sich taktvollerweise leise miteinander unterhielten, stellte sich Joe neben den Herrscher, beugte sich vor und murmelte etwas in sein Ohr. Udai Singh schloss die Augen, lächelte und nickte.
»Sie wiederholen, was Major Ajit Singh mir vor einer halben Stunde erzählte. Und ich muss meinen beiden Jagdhunden wohl glauben, wenn beide in dieselbe Richtung anschlagen. Wie schade, dass Sie beide niemals zusammenarbeiten werden, Sandilands! Sie treiben die Beute auf, die andere schießen dürfen. Sehen Sie, Edgar - wir planen unsere letzte Jagd zusammen! Und nun, meine Freunde, werde ich Sie um einen letzten Dienst bitten. Ich möchte, dass Sie mein Testament bezeugen.«
Der alte Schreiber trat vor und reichte Joe und Edgar Pergamente.
»Lesen Sie es. Es wird Ihnen vertraut vorkommen. Ich möchte, dass Sie das Dokument unterzeichnen, wie schon zuvor. Nehmen Sie eine Ausfertigung mit und geben Sie sie Sir George. Sie werden bemerken, dass der Text gleich geblieben ist, nur das Datum hat sich geändert. Wir lesen jetzt, dass ich, Udai Singh, Prinz von Ranipur, am heutigen Tage als meinen Erben und künftigen Herrscher meines Staates meinen dritten Sohn Bahadur einsetze.«
Er lächelte, als er ihre Verwirrung sah. »Die Astrologen haben also doch Recht behalten!«
Kapitel 25
Sie sahen Sir Hector Hilfe suchend an. Was erlebten sie hier gerade mit? Euphorie? Wahnsinn? Irgendeine mentale Verblendung, herbeigeführt von dem Medikament, das Udai verabreicht worden war? Sir Hector lächelte beruhigend und blinzelte, um zu zeigen, dass alles in Ordnung war.
Die Energie des sterbenden Mannes brannte rasch aus, und niemand war sich dessen mehr bewusst als er selbst. Mit glänzenden Augen beobachtete er voller Freude ihre Reaktion, wie Joe bemerkte. Eine seltsame Manipulation vom Totenbett aus. Als Udai ihr Unbehagen zur Genüge ausgekostet hatte, lächelte er und sprach atemlos mit einer Stimme, die langsam ihre Klarheit verlor.
»Vor einer Stunde endete meine Welt«, sagte er. »Sie endete im Elend. Meine drei Söhne waren alle tot. Die Nachfolge löste sich in Luft auf. Und dann kam meine geliebte Shubhada zu mir. Sie ist keine Rajputin von Geburt, aber sie hat den Geist einer rajputischen Königin! Und sie teilte
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