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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hörte, wie er in der Nacht zuvor zugange war. Er schickte einen Diener in das Vorratszelt, offenbar um einen Sack Mehl zu holen. Als ich ihn fragte, ob alles in Ordnung sei - ich hörte ihn lachen und wollte nach ihm sehen -, da sagte er etwas Geheimnisvolles über >Bahadur den Jäger, der eine Falle aufstellt<, und er würde mir am Morgen davon erzählen. Er hat das Mehl vor Claudes Zelt ausgestreut. Er wollte früh am Morgen aufstehen und nach Spuren suchen.«
    »Großer Gott! Er erwartete, Fußabdrücke zu finden, die zu Claudes Zelt führten! Shubhada. Sie war am Ende der Zeltreihe untergebracht . Sie hätte durch das Mehl laufen müssen, um zu Claudes Zelt zu gelangen . und sie wäre dumm genug gewesen, es zu versuchen! Glauben Sie, Bahadur vermutete noch vor Ihnen, dass zwischen den beiden etwas vor sich ging?«
    »Ja, das tue ich. Er verbrachte die letzten Monate damit, überall im Palast zu schlafen und sich in allen möglichen Winkeln zu verstecken. Er war klug und ziemlich verschlagen. Er hatte in der Zenana alles über das Leben und über Intrigen gelernt - auch über das Überleben. Ich denke, seine Mutter muss einen größeren Einfluss auf den Jungen ausgeübt haben, als man ihr allgemein zugesteht. Womöglich steckte sie sogar hinter diesem Spiel. Wenn jemand eine Intrige beobachten konnte und wusste, wie er das, was er sah, korrekt interpretieren sollte, dann war das Bahadur. Und nachdem er es wusste ... nun ja ...«
    »Erpressung«, sagte Edgar. »Macht.«
    »Kein Wunder, dass er so voller Selbstvertrauen war, gleich nachdem er zum Yuvaraj ernannt worden war. Er war nicht nur ein Prinz in Wartestellung, er hatte seine künftigen Regenten auch genau dort, wo er sie haben wollte. Und ich bin sicher, er hat sie das wissen lassen. Bahadur konnte es nicht abwarten. Ich glaube, er ließ sie spüren, dass er Bescheid wusste und was er beabsichtigte, falls sie nicht spurten. Sie fassten ihren Plan lange vor der Jagd. Die Sache mit dem Mehl war nur Ungezogenheit - eine praktische Demonstration der Macht, die er hatte. Was wäre wohl geschehen, wenn er seine Drohung wahr gemacht und seinem Vater erzählt hätte, was hinter dessen Rücken vor sich ging?«
    Edgars Schultern bebten angesichts des schauerlichen Ausmaßes dieser Frage. »Darüber möchte ich lieber nicht nachdenken, alter Junge! Ja, womöglich haben sie das Einzige getan, was sie tun konnten. Einen Mord zu begehen und ihre künftige Macht zu verlieren wäre weitaus besser gewesen, als die furchtbaren Folgen, wenn Bahadur gegenüber Udai alles ausgeplaudert und er ihm geglaubt hätte.«
    »Aber da ist immer noch eine Sache, die ich nicht verstehe«, sagte Joe.
    »Das fehlende Puzzleteil? Es wird schon noch auftauchen. Konzentrieren wir uns lieber darauf, die Teile, die wir schon haben, zu ordnen.«
    Edgar kam ein unwillkommener Gedanke. »Und was ist mit den anderen Todesfällen? Bishan? Prithvi? Sie wollen doch nicht andeuten, dass .«
    Die Tür öffnete sich, und ihre Namen wurden aufgerufen. Die Sahibs Troop und Sandilands machten sich auf den Weg zu ihrem letzten Gespräch mit einem sterbenden Fürsten.
    Edgar, hoch erregt, seine Trauer offensichtlich, eilte zu Udai, der in großer Geste den Arm ausstreckte.
    »Edgar, mein Freund! Es ist Zeit, Abschied zu nehmen, glaube ich. Nicht mehr viel Zeit, obwohl ich derselben Meinung bin wie ... war es Tagore? ... als er sagte: >Der Schmetterling zählt nicht Tage, sondern Augenblicke - und hat genug Zeit.< Wie banal der Tod solche Aphorismen klingen lässt, sogar die einfachen, die von Herzen kommen.«
    Der Herrscher war elegant gekleidet, in einen Ach-kan aus weißem Brokat, Perlen zierten seinen Seiden-turban. Er lag auf einem Diwan, ein Glas Whisky in Ellbogenhöhe, und sah - wie Joe fand - sehr flott aus, so großstädtisch und herzlich wie die Gastgeberin eines literarischen Salons im achtzehnten Jahrhundert. Voltaire musste auf dieselbe Weise im Salon der Madame du Deffand begrüßt worden sein, mit demselben Charme, voll subtiler Schmeichelei. Anstatt der kleinen Gruppe an Musikern, die leise eine wehklagende Melodie spielten, erwartete Joe beinahe, den jungen Mozart am Cembalo zu sehen. Aber das Bild löste sich beim Anblick des symbolischen Strohscheiterhaufens vor dem Fenster auf sowie der beiden raj-putischen Diener, die finster Wache hielten, um ihren Fürsten auf das Stroh zu betten, sobald sein letzter Atemzug nahte. In der hinteren Ecke saß der alte Schreiber an einem Tisch. Er drehte

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