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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und schüttelte missbilligend den Kopf. Er weigerte sich, auf einer Abendgesellschaft in eine ernsthafte Diskussion verwickelt zu werden. »Dann lassen Sie mich Ihnen versichern, Miss Macarthur, dass Edgar ein Gegner der Schulbildung für Mädchen und Jungen ist - und er selbst ist das beste Beispiel für seine Einstellung.«
    »Leichtfertigkeit ist das Letzte, was ich in einer bedeutsamen Konversation von einem Mann erwartet hätte, der - wie ich höre - ebenfalls Schotte ist, dazu noch Kriegsheld und eine Koryphäe in seinem Beruf«, erklärte Miss Macarthur eisig.
    »Ach, ich weiß nicht«, meinte Joe leichthin. »Es hilft, die Last dieser drei zweifelhaften Attribute zu erleichtern.« Er fuhr rasch fort. »Sie tragen eine interessante Halskette, Miss Macarthur! Gehe ich fehl in der Annahme, dass es sich bei diesen Steinen um Rauchquarz aus den Grampian Mountains handelt? Das waren die Lieblingsedelsteine meiner Mutter. Wie schön, in diesem fremdartigen Fleckchen Erde ein Stück Heimat zu sehen - ein erfrischender Kontrast zu all den Diamanten und Perlen, die man hier sieht.«
    Miss Macarthur gab ein Geräusch von sich, das ein »Pah! « oder auch ein »Pö!« sein mochte, und fügte hinzu: »Ich sehe, Sie sind ein Schüler von Sir George. Lektion Nummer eins im Handbuch der Verführung? >Öliger Charme und wie man ihn einsetzt    »Hmpf«, sagte Edgar, der froh war, dass sie sich auf jemand anderen eingeschossen hatte. »>Der Musen überreichen Liebreiz<, den hat er«, murmelte er.
    »Mr. Troop, ich könnte jetzt nicht hier stehen und Ihr Zitat von Tennyson zu schätzen wissen, hätte ich nicht - obwohl ich eine Frau bin - eine ordentliche Erziehung genossen!«
    Joe gefiel dieses Wortgefecht allmählich, aber seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt - die Aufmerksamkeit aller wurde abgelenkt -, und zwar von einer Gestalt, die durch die Tür trat, obwohl >großer Bühnen-auftritt< der Begriff war, der Joe als Erstes dazu einfiel. Die Art und Weise, wie die junge Frau mitten auf der Schwelle stehen blieb, hatte etwas Dramatisches.
    Der Fürst ging auf sie zu. »Shubhada, meine Liebe, lass mich dich unseren Gästen vorstellen.«
    Sie bewegte sich mit der Anmut, die man erwartet hätte. Schimmernde, schwarze Seide umhüllte sie bis zu den Knöcheln. Ihr glänzendes, dunkles Haar war zu einem schulterlangen Bubikopf geschnitten, und an ihrem Hals funkelte ein einziger, riesiger Diamant an einer Silberkette. An ihren Ohren blitzten noch mehr Diamanten. Der Fürst führte seine dritte Frau zu Sir Hector Munro, dem Arzt. Joe wartete, bis er an der Reihe war, diese Schönheit kennen zu lernen.
    Die Türen öffneten sich erneut, und Madeleine Mercer trat ein, in Begleitung eines gut aussehenden jungen Mannes, den Joe für ihren Bruder hielt, da sich die beiden ungeheuer ähnlich sahen. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass die trauernde Witwe an der Gesellschaft teilnehmen würde und ganz sicher nicht mit einem solchen Eklat. Offensichtlich stand er mit seiner Einschätzung nicht allein da: Die Anwesenden schnappten kollektiv nach Luft, ein Luftschnappen, das umgehend unterdrückt wurde, übertüncht von einer Zunahme des Cocktailpartygeplauders. Die blonde Madeleine hatte sich für ein hautenges, weißes Satinkleid und weiße Handschuhe entschieden. Die beiden jungen Frauen konnten gar nicht gegensätzlicher sein.
    Lizzie Macarthur gab sofort einen Kommentar ab. »Weißer Schwan, schwarzer Schwan«, flüsterte sie Joe zu. »Odette, Odile? Glauben Sie, die beiden haben sich abgesprochen? Sieht fast wie choreogra-phiert aus! Commander, ich sehe schon, dass ich Sie an die Primaballerinen verlieren werde - welcher möchten Sie zuerst vorgestellt werden: der schwarzen oder der weißen?«
    »Ich glaube, ich habe gar keine Wahl«, erwiderte Joe. »Madeleine kommt direkt auf uns zu. Übrigens kenne ich sie bereits.«
    »Joe! Wie schön, Sie wiederzusehen!« Madeleine hakte sich Besitz ergreifend bei ihm unter - oder klammerte sie sich in einem fremden, bedrohlichen Meer an einen sicheren Felsen? Joe drückte ihren Arm tröstend, betroffen von der Entdeckung, dass sie unter der sorglos aufgetragenen Schicht von Makeup bleich war und Tränen das Schwarz ihrer Wimpern verlaufen ließen. Ihr Blick wanderte in einem nervösen Rhythmus von einem Gast zum anderen, aber ihre Stimme klang selbstsicher und einen Tick zu laut. »Hallo Lizzie.«
    »Madeleine, meine

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