Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
entzückend und erstreckt sich über viele Meilen.«
Ihre Stimme war tief und hätte hinreißend geklungen, hätte Joe nicht einen Hauch von Herablassung in ihrer ganzen Art wahrgenommen. Nun ja, was konnte ein Polizist schon von einer Maharani erwarten? Er hatte ungefähr denselben Tonfall in der höflichen Konversation von Queen Mary registriert: >So, so, Sie gehen also nach Indien, junger Mann?<
»Ich würde gern Ihre Meinung zu den PoloArrangements meines Ehemannes hören«, fuhr Shubhada fort. »Wie ich höre, sind Sie ein fähiger Reiter, und ich nehme an, Sie spielen auch? Wir müssen ein Spiel für Sie organisieren. Wenn Sie morgen früh zum Polofeld kommen, werde ich Ihnen ein kleines Problem vorlegen, aber ich fürchte, es wird Ihnen peinlich sein, weil ich Sie bitten werde, Stellung zu beziehen.«
»Stellung zu beziehen?«
»Ja. Sie müssen sich entweder auf meine Seite oder auf die meines Mannes schlagen, da wir uns mitten in einer Auseinandersetzung befinden.« Ihr unbeschwertes Lächeln ließ ihn wissen, dass es sich um nichts Ernstes handelte. »Udai plant, das Polofeld in einen Golfplatz zu verwandeln!« Sie bediente sich eines schockierten Tonfalls. »Kaum zu glauben, ich weiß, aber es ist ihm tatsächlich Ernst damit. Golf ist in England der letzte Schrei, und er wurde bei seinem letzten Aufenthalt ein recht guter Spieler. Natürlich ist das Polofeld riesig und von ausreichender Größe für so einen scheußlichen Golfplatz. Sie müssen uns bei der Entscheidungsfindung helfen, Commander.«
Das war reines Partygeplauder. Joe wusste, dass sie kein besonderes Interesse daran hegte, seine Meinung zu hören, sie wollte ihm nur in den wenigen Minuten, die sie jedem Gast bei einer solchen Gesellschaft widmen konnte, einen Eindruck ihres Charakters, ihrer Position und ihres besonderen Einflusses auf den Herrscher vermitteln. Sie hätte es in Sekundenbruchteilen zusammenfassen können, dachte er: weltgewandt, mächtig, verwöhnt. Etwas reizte ihn dazu, sich zu weigern, dieses Spiel zu einem Pas de deux werden zu lassen.
»Ich kann Ihr Problem und Ihre Ehe mit einem einzigen Wort retten, Euer Hoheit.« Joe lächelte zuversichtlich.
»Ach ja?«
»Golo!«
»Verzeihung ... ich verstehe nicht ...«
»Das war das Wort. Wie Sie selbst sagen, reicht der Platz für beide Sportarten. Beide werden mit Schlägern gespielt. Machen Sie kurzerhand eine Sportart daraus! Herren - und Damen -, die Golf auf Pferderücken spielen. Sie können das neue Spiel >Golo< nennen. Erfinden Sie einen Sportdress, den man dazu trägt ... nennen wir die Hosen beispielsweise >Rani-purs Shubhada starrte ihn verständnislos an, rückte etwas von ihm ab und meinte schließlich: »Ich sehe, dass mein Ehemann sich zurückziehen will. Er ist schnell erschöpft. Entschuldigen Sie mich bitte, Commander.«
Als sie außer Hörweite war, schnorchelte Lizzie: »Mit Ihrem Golo haben Sie sich ganz schön ins eigene Knie geschossen, Sandilands! Shubhada hasst Sie jetzt, weil Sie sie nicht ernst genommen haben. Warum haben Sie nicht mitgespielt? Man könnte meinen, Sie haben etwas gegen Ihre Dritte Hoheit?«
»Ich sage Ihnen etwas, Lizzie«, flüsterte Joe vertraulich. »Damit könnten Sie Recht haben! Ach herrje! Die Ausbildung bei Sir George hat offenbar nicht gefruchtet. Hinter all der südenglischen Tünche lauert immer noch ein schottischer Bolschewik.«
»Es freut mich sehr, das zu hören!«, sagte Lizzie. »Sehen Sie sich vorsichtig um, Joe. Betrachten Sie die Dramatis personae um den Maharadscha. Er stirbt ... vermutlich wissen Sie das ... und sein Tod wird alles verändern. Die Leute werden feststellen, dass ihr Rang, sogar ihr Leben, sich über Nacht verändert. Womöglich möchte jemand diesem Ereignis auf die Sprünge helfen. Es steht viel auf dem Spiel, Joe.«
»Und viel hängt von der Thronfolge ab. Hat Udai Singh seine Entscheidung schon bekannt gegeben? Eine Andeutung fallen lassen?«
»Nichts. Kein Wort. Wissen Sie, das ist schon sehr merkwürdig . es ist fast so, als ob er selbst wartet. Wartet, dass etwas geschieht.«
Kapitel 8
Ihre geflüsterte Unterhaltung wurde unterbrochen, als neben ihnen Sir Hector auftauchte, der feierlich ein goldenes Tablett mit einer Kerze in der Hand hielt. »Nanu, hat Ihre Hoheit nicht auf Feuer gewartet?«, sagte er. »Na, musste sich wohl ihren
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