Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
ermüdenden Tag, Commander, und freuen sich nun wahrscheinlich auf Ihr Bett. Padmini begleitet Sie in Ihr Quartier. Sie ist sehr fähig. Im Schach. Vielleicht möchten Sie einander wach halten und einige Züge üben ...« Er schüttelte sich vor Lachen und steckte jeden mit seiner schelmischen guten Laune an. »Seien Sie vorsichtig, und überanstrengen Sie sich nicht ... der morgige Tag verspricht, sehr geschäftig zu werden.«
»Ziehen Sie sich einfach wortlos zurück, alter Junge«, riet Claude. »Autre pays, autres mœurs, wie ich schon sagte!«
>Wenn er mich jetzt daran erinnert, dass ich hier nicht in Knightsbridge bin, brate ich ihm eins über<, dachte Joe.
So unauffällig wie nur möglich folgte er der funkelnden Silberkrone von Padmini, die einige Schritte vor ihm ging, die sich ausdünnende Menge teilte und ihn durch zunehmend verlassene Flure führte. Sie durchquerten die Innenhöfe in Stille, bis auf eine leichte Brise, die die Blätter zum Rauschen brachte, und das sanfte Plätschern der Brunnen. In der Ferne meinte Joe Jammern und Klagen zu hören sowie leises Trommeln, aber sonst war alles still.
Zu guter Letzt, in der Mitte eines Hofes, den er zu erkennen glaubte, blieb Padmini stehen, beugte sich über ein Brunnenbecken und tauchte ihre Arme in das kühle Nass. Joe sah zu, wie sie mit den treibenden Blüten auf der Wasseroberfläche spielte. Er beschloss, dass dies wahrscheinlich der beste Zeitpunkt war, ihr taktvoll mitzuteilen, dass sie in ihr eigenes Quartier zurückkehren konnte, anstatt ihr erst auf seiner Schwelle die peinliche Mitteilung zu machen. Sprach sie überhaupt Englisch? Wie zum Teufel teilte man einer Frau in äußerst rudimentärem Hindi mit, dass man sie zwar für das aufregendste Wesen hielt, das man je gesehen hatte, ihre Dienste jedoch nicht vonnöten waren?
Joe stellte sich neben sie an den Brunnen und bereitete seine Rede vor. Aber ihm kam kein Wort über die Lippen. Er konnte nur, gefangen von der Nähe der Frau, voller Ehrfurcht auf ihre Schönheit starren. Es hatte ihm schlicht und ergreifend die Sprache verschlagen. In ihrer engen, blauen Seide war sie in dem dunklen Hof fast unsichtbar, aber das Mondlicht spiegelte sich in den Juwelen ihrer Krone und ließ die großen, lächelnden Augen strahlen, als sie sich zu ihm drehte. Joe war überwältigt. Er verlor ganz allmählich seinen Kampf gegen das zutiefst primitive Gefühl, das ihn fest im Griff hatte. Mit einem letzten Rest Entschlossenheit räusperte er sich und fing krächzend mit seiner Ablehnungsrede an.
»Padmini? Ist das dein Name? Hör zu, Padmini, es tut mir unglaublich Leid, aber ...«
Ihre Gazellenaugen blitzten verstehend auf, dann verengten sie sich verächtlich zu schmalen Schlitzen. Ärgerlich beugte sie sich über den Brunnen und schlug mit der flachen Hand auf das Wasser, wobei ein Strahl direkt in Joes Gesicht spritzte. Als sie sein nach Luft schnappendes Erstaunen sah, drehte sie sich lachend um und rannte davon. Tropfnass und fluchend ließ sie ihn am Brunnen stehen.
Verdammtes Mädchen! Aber wenigstens hatte sie die Andeutung ziemlich schnell verstanden. Gleichermaßen erleichtert wie enttäuscht ging Joe weiter, sicher, dass er sein Zimmer von diesem Hof aus allein finden würde. Nach wenigen Schritten blieb er stehen und lauschte. Vor ihm erklangen Schritte in derselben Richtung.
Er holte sie an seiner Zimmertür ein und baute sich vor ihr auf. Kühle Arme schlangen sich mit überraschend viel Kraft um seinen Hals. Er fühlte sein Hemd nass auf seiner Haut, als sie sich gegen ihn presste und ihm auf Zehenspitzen ihre Lippen anbot, damit er sie küsste. Als sich ihr Atem vermischte, wurde er von dem süßen Duft des Mädchens umschlungen, einer Rosenessenz als verführerische Obernote für die Welle an weiblicher Wärme. Seine Arme glitten aus eigenem Antrieb um ihre Taille. Padmini war warm und duftete und schien mehr als willig. Sie hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, das Spiel für ihn gewonnen, und Joe hatte das Gefühl, dass sie ihn nun als ihren Preis einforderte. Mein Gott! Wie er das brauchte! Und er hatte es sich verdient! >Andere Länder, andere Sitten<, waren das nicht Claudes Worte gewesen? Joe gab sich dem Augenblick hin, stöhnte und senkte sein Gesicht auf das ihre.
»Um Gottes willen, Joe! Die haben Sie ja ordentlich eingewickelt!«
Die Tür seines Zimmers war von innen geöffnet worden, und eine Lampe erhellte die Gestalt von Madeleine, die auf der Schwelle stand in
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