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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihrem langen, weißen Kleid, mit einem Glas in der Hand.
    Joe konnte nicht sprechen, aber alles, was er gesagt hätte, wäre ohnehin ungehört verklungen, da sich die beiden Frauen nur wütend anstarrten. Padmini zischelte etwas Unverständliches auf Hindi, und Madeleine erwiderte mit gleicher Geringschätzung. »Du mich auch, Schwester! Tu uns jetzt allen einen Gefallen und verzieh dich zu deinem Herrn und Meister!« Madeleine grinste gehässig. »Und richte ihm aus, dass du geschlagen worden bist. Opfer einer offenen Attacke durch die weiße Königin!«
    Padmini wirbelte herum und entfernte sich, ein dunkler Schatten zwischen den Schatten des Hofes.
    »Teufel auch, Madeleine!« Joe schnappte nach Luft. »Was machen Sie hier?«
    Sie zog ihn hinein, schloss die Tür und legte den Riegel vor.
    »Ich habe für mich allein ein Gläschen getrunken ... und darauf gewartet, dass Sie auftauchen ... ich war Ihr Schutzengel .«
    »Wie meinen Sie das? In meinen Augen sehen Sie nicht gerade sehr engelhaft aus!«
    Sie betrachtete ihn kritisch. »Sie sollten sich selbst einmal sehen, Mister! Ihnen eilte der Ruf voraus, ein cleveres Kerlchen zu sein ... Kriegsheld, Überlebenskünstler. Habe ich nicht sogar gehört, Sie hätten für den Nachrichtendienst gearbeitet? Das sind doch kluge Köpfe. Aber Sie sind prompt hereingefallen! Kopf voraus - na ja, möglicherweise auch mit anderen Teilen Ihrer Anatomie! Sie ist ein Spitzel! Sie ist die ausgebildete Bettflüsterin des Dewan. Ist Ihnen dieser Gedanke denn nie gekommen?«
    Joe konnte nur überrascht und angewidert aus der Wäsche schauen.
    »Dieser ganze Palast hier« - Madeleine winkte mit den Armen, und Champagner tropfte auf den Teppich - »ist ein Ameisenhaufen. Überall Getuschel und Klatsch und Intrigen. Und alle Informationen fließen brühwarm zum Dewan. Wenn Sie im Ghuls Khana pullern, dann hat er davon gehört, noch bevor Sie die Spülung gezogen haben! Er ist sich nicht sicher, warum Sie hier sind, aber er traut den Briten nicht. Er weiß, dass Sie Sir George nahe stehen, und das bedeutet, Sie haben Zugang zu höchsten Regierungskreisen, darum will er Sie unter genauester Beobachtung wissen. Und Sie könnten nicht genauer beobachtet werden als durch seine Lieblingsschlampe! Sie hätte fester an Ihnen geklebt als Kaugummi an Ihrer Schuhsohle!«
    Joes Gefühl törichter Unzulänglichkeit wich der Wut. »Ich pflege nicht im Schlaf zu sprechen, wie man mir sagte . daher sehe ich nicht, wo das Prob-lem sein sollte.« Trotzig fuhr er fort: »Und ist Ihnen je der Gedanke gekommen, dass mir diese Art der Überwachung vielleicht nicht unwillkommen sein könnte?«
    Madeleine ließ einen wissenden und zynischen Blick über Joes Körper wandern. »Das sehe ich. Tja, Sie können immer noch kalt duschen. Noch eine kalte Dusche. Das liebt Ihr Briten doch, oder? Nur zu -ich wende auch züchtig den Blick ab!«
    Joe schluckte und versuchte, sich eines höflichen Tonfalls zu befleißigen. »Möchten Sie, dass ich nach Govind läute, damit er Sie zu Ihren Räumlichkeiten begleiten kann?« Er ging zum Glockenstrang und griff zu.
    Zu seiner Verärgerung fiel das Glas aus ihrer Hand, sie presste beide Hände auf das Gesicht und schluchzte lautlos.
    »Mein Gott, Madeleine! Was ist jetzt wieder?«
    »Begreifen Sie es denn nicht, Sie Hornochse? Ich kann nicht zurück! Ich wäre dort nicht sicher. Sie hassen mich noch viel mehr, als sie Prithvi gehasst haben. Sie geben mir für alles die Schuld! Wahrscheinlich denken sie, dass ich ihn getötet hätte. Sie wollen meinen Tod! Nicht nur, weil ich eine weiße Frau bin. Wussten Sie, dass hier alle Witwen als unrein gelten? Wenn man sie nicht auf einem Scheiterhaufen loswird, dann sperrt man sie in ein winziges Kabuff und lässt sie nie mehr heraus. Was glauben Sie wohl, wie lange ich es hier noch aushalte? Ohne Prithvi, der sich um mich kümmert, bin ich ein ideales Ziel! Das hier ist der einzige Ort, an dem ich mich sicher fühle. Sie haben doch eine Waffe, oder?«
    Joe nickte. Erst Bahadur und jetzt Madeleine, beide sahen sich als potenzielle Opfer. Und beide suchten Hilfe vom Außenseiter, der doch auf fremdem Terrain selbst exponiert und gefährdet war.
    »Sie können nicht hier bleiben! Denken Sie nur an die Gerüchteküche! Was ist mit Ihrem Ruf? Was ist mit meinem Ruf ... ich meine, wie soll ich das Ihrem Schwiegervater erklären?« Er hörte sich stottern wie eine altjüngferliche Tante. »Hören Sie, Madeleine, können Sie nicht bei Ihrem

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