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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die sich mehr oder weniger zäh dahingeschleppt hatte, eine leichte Note und ein schnelleres Tempo an. Nach einer Weile meinte Claude zögernd: »Ich glaube, Sandilands, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich Lois von unserer kleinen, vormittäglichen Zeremonie mit dem Herrscher erzähle, oder? Infolgedessen hatte ich so viel zu tun, dass ich noch nicht die Zeit fand, sie von seiner Entscheidung in Kenntnis zu setzen. Meine Liebe - es wird Bahadur!«
    »Aber natürlich wird es Bahadur! Doch wie gut zu wissen, dass es endlich offiziell ist«, erwiderte Lois entzückt. »Und....?«
    »Dein Gatte wird einer der Regenten während seiner Minderjährigkeit. Ich muss sagen, ich freue mich schon darauf, mit diesem klugen, jungen Burschen zu arbeiten! Das ist das Beste, was Ranipur und Indien passieren konnte. Warum gießt du mir nicht ein Glas von diesem Weißwein ein, um das zu feiern, meine Liebe? Ich trinke nicht oft am helllichten Tag, aber das ist ein besonderer Anlass - ich bin sicher, Sie verstehen das, Sandilands? Hinter den Kulissen gab es viel harte Arbeit und jede Menge Planungen, um diesen Moment zu ermöglichen!«
    Angesichts seiner Bemerkung machte es zwischen ihnen fast hörbar >Klick<, einer Bemerkung, die für jeden mit ausreichendem Hintersinn weit offen für Fehlinterpretationen war. Und ganz offensichtlich besaß Lois Vyvyan diese Art von Hintersinn. Überraschenderweise gluckste sie in ihr Glas und sah Joe vergnügt an. »Du liebe Güte, Claude! Sei bitte vorsichtig! Der Commander greift schon nach seinem Notizbuch! Wenn du dich nicht vorsiehst, wird er dir das Geständnis zweier Morde aus der Nase ziehen.«
    Joe grinste freundschaftlich zurück, und Lois fuhr im selben lockeren Tonfall fort: »Aber wer ist dein Mitverschwörer, Claude? Du sagtest, du bist einer der Regenten? Ich habe immer auf Zalim gewettet .«
    »Nein. Ich muss schon sagen, das ist eine ziemliche Überraschung. Es ist Ihre Dritte Hoheit. Shubhada. Die Stiefmutter des Jungen.«
    Die gute Laune von Lois erstarb. »Aha. Keine gute Nachricht. Warum um alles in der Welt hat Udai das getan?«
    »Auf gewisse Weise ergibt es schon einen Sinn, wenn man darüber nachdenkt«, entgegnete Claude. »Die Frau ist intelligent und ehrgeizig. Ich denke, sie wird die Position ernst nehmen. Und verliere nicht den wahren Grund aus den Augen, warum er sie ernannt hat. Udai liebt sie sehr und steht voll unter ihrer Fuchtel, könnte man sagen. Er weiß, dass sein Tod sie ihrer offiziellen Stellung im Staat beraubt. Sie würde eine unbedeutende und sehr langweilige Existenz führen müssen, sobald er tot wäre. Indem er sie zur zweiten Regentin ernennt, vergrößert er ihre Macht im royalen Indien.«
    »Macht, sagen Sie? Von wie viel Macht sprechen wir hier, Sir?«, erkundigte sich Joe.
    »Das hängt von Bahadur ab«, erläuterte Claude. »Möglicherweise will er so bald wie möglich die Zügel der Regierungsgeschäfte in seine Hände nehmen, und das wäre mit sechzehn - mit achtzehn, wenn er es nicht ganz so eilig hat. Die Jahre dazwischen, die Jahre seiner Minderjährigkeit, sind entscheidend für uns. Wir werden ihn ans Mayo College schicken oder besser noch nach England, wenn er das möchte, und für ihn hier die Staatsgeschäfte führen, solange er Cricket spielt und Französisch und Erdkunde lernt.
    Schwierige Zeiten, wie Sie sicher ahnen, Sandilands. Politisch gesehen bewegen wir uns auf einem Minenfeld. Niemand ist sich sicher, welche Rolle das royale Indien im größeren Kontext des Subkontinents spielen sollte - da gibt es viele unterschiedliche Auffassungen. Wir können nur den Deckel zuhalten, bis weitere Befehle ausgegeben werden.«
    »Und was ist mit dem Alltagsgeschäft der Staatsführung?«, drängte Joe weiter. »Werden Sie und Ihre Hoheit sich aktiv einmischen, oder geht es nur darum, dass Sie mit Ihrem Namen herhalten?«
    »Oh, wir werden die Zügel fest in die Hand nehmen«, erklärte Claude. »Wir müssen die Organisation des Staates beaufsichtigen, die Finanzen, die Steuererhebung. Wir sind buchstäblich die Hüter der Schatzkammer! Stell dir vor, Lois, es gibt eine Art zeremonielle Schlüsselübergabe zur Khajina ... vermutlich haben sie einen Zweitschlüssel . ich sollte das mal prüfen ...«, murmelte er.
    Joe lächelte, als er so nah an der Oberfläche die Beamtenmentalität durchschimmern sah. Die Aufregung über seine neue Stellung würde die gewissenhafte Detailbesessenheit nicht aufheben, die Claudes Motor am Laufen

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