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Clockwork Orange

Clockwork Orange

Titel: Clockwork Orange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Burgess
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geschlossen und sluschte dem Strom der lieblichen Klänge. Oh, es war gestaltgewordene Pracht und Herrlichkeit. Die Posaunen dröhnten rotgolden unter meinem Bett, und hinter meinem Gulliver flammten die Trompeten in silbernem Feuer, und dort bei der Tür rollten die Pauken wie ferner Donner und vibrierten in meinen Kischkas. Oh, es war das Wunder der Wunder. Und dann, wie ein Vogel aus himmlischem Metall gesponnen, unwirklich und schwerelos, kam das Violinsolo über all den anderen Streichinstrumenten, und diese Streicher webten einen seidenen Käfig um mein Bett. Der weiche, runde Ton der Oboen erhob sich in einem melancholischen Seitenthema, während die Solovioline ihre einsamen Kantilenen sang. Ich war in der höchsten Seligkeit, meine Brüder. Pe und Em in ihrem Schlafzimmer nebenan hatten inzwischen gelernt, nicht an die Wand zu klopfen und sich über das zu b eschweren, was sie Lärm nannten. Jetzt würden sie Schlafpillen nehmen. Vielleicht hatten sie sie bereits genommen, denn sie wußten, welche Freude ich an meiner Nachtmusik hatte. Während ich sluschte, meine Glotzies geschlossen, um die Wonne festzuhalten und auszukosten, die besser war als jeder Synthemesk- oder Drencrom-Trip, sah ich die schönsten Bilder. Da waren Vecks und Titsas, molodoi und stari, und lagen auf dem Boden und kreischten um Gnade, und ich smeckte von einem Ohr zum anderen und drehte meinen Stiefel in ihren Litsos. Und da waren Dewotschkas mit runtergerissenen Platties und kreischten an Wänden, und ich stieß wie ein Schlaga in sie rein, und als die Musik, die nur einen Satz hatte, sich zur Spitze ihres großen höchsten Turms erhob, da war ich vor Seligkeit so weg, daß ich mit den Beinen strampelte und »Aaaaah« schrie, ohne die Glotzies aufzumachen. Und so glitt die wunderbare Musik ihrem leuchtenden Schluß zu. Danach hatte ich den herrlichen Mozart, die Jupitersinfonie, und es gab neue Bilder von verschiedenen Litsos, die zu ertrampeln und zu zermatschen waren, und als auch diese Musik verklungen war, dachte ich, daß ich nur noch eine letzte Platte hören würde, bevor ich über die Grenze ginge, und ich wollte was Altes und sehr Festes und so legte ich J. S. Bach auf, das Brandenburgische Konzert Nummer drei nur für Streicher. Und als ich dies sluschte, mit einer anderen Art von Seligkeit als zuvor, sah ich wieder diesen Namen auf dem Papier, das ich an diesem Abend rizrazzt hatte, es schien lange her zu sein, als ich bei diesem Schreiberveck auf dem flachen Land gewesen war. Der Name hatte was mit einer Uhrwerkorange zu tun gehabt, oder so ähnlich. Und wie ich nun dem J. S. Bach zuhörte, begann ich besser zu kapieren, was das bedeutete, und ich dachte, während ich mich von der strengen Großartigkeit dieses stari Meisters mitnehmen ließ, daß ich die zwei dort draußen gern noch härter getollschockt und auf ihrem eigenen Boden in Streifen gerissen hätte.
     
     
4
     
    Am nächsten Morgen wachte ich um acht auf, meine Brüder, und ich fühlte mich völlig schölle und beduselt und zerschlagen und wie ausgekotzt, und meine Glotzies waren horrorschaumäßig verklebt, und ich dachte, daß ich nicht zur Schule gehen würde. Ich dachte, wie es wäre, noch ein malenki bißchen im Bett zu bleiben, vielleicht ein Stündchen oder zwei, anschließend im Bad herumzuplantschen und mich gemächlich anzuziehen, dann mit Toast und einer Kanne richtig starkem Horrorschau-Tschai zu frühstücken und dabei Radio zu sluschen oder die Gazetta zu lesen, ganz nach Belieben. Danach könnte ich vielleicht, wenn mir danach wäre, zur alten Skolliwoll gehen und sehen, was in diesem großartigen Ort des glupigen nutzlosen Lernens geboten wurde, o meine Brüder. Ich hörte meinen Dadda in der Wohnung rumtrampeln und brummen und dann in die Färberei abzotteln, wo er robotete, und dann rief meine Emme in einer sehr respektvollen Goloß, die sie jetzt immer anschlug, seit ich zu einem großen starken Kerl herangewachsen war: »Es ist gleich acht Uhr, A lex. Du willst doch nicht wieder zu spät kommen?« Also rief ich zurück: »Ein bißchen Kopfschmerzen. Ich werde versuchen, sie wegzuschlafen. Danach kann ich dann frisch und ausgeruht hingehen. Es gibt sowieso nicht viel, was ich da versäumen könnte.« Ich sluschte eine Art von Seufzer, und sie sagte: »Dann werde ich dein Frühstück in den Backofen stellen, Junge. Ich muß jetzt selber fort.« Was wahr war, denn da gab es dieses Gesetz, daß alle roboten mußten, die nicht mehr in der

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