Clockwork Orange
Ausbildung standen und nicht schwanger oder krank waren. Meine Emme arbeitete in einem der staatlichen Supermärkte, wo sie die Regale mit Bohnenkonserven und Dosensuppen und all dem Scheiß auffüllte. Ich sluschte, wie sie einen Teller in den Gasbackofen stellte, und dann zog sie ihre Schuhe an und nahm ihren Mantel vom Haken hinter der Tür, und dann seufzte sie wieder und sagte: »Ich geh jetzt, Junge.« Aber ich tat, als ob ich schon wieder im Traumland wäre, und dann döste ich tatsächlich gleich wieder ein und hatte einen sehr komischen Traum, der noch dazu was irgendwie sehr Reales hatte, denn ich träumte aus irgendeinem Grund von meinem Droog Georgie, bloß war er in diesem Ding sehr viel älter und sehr scharf und hart und govoritete die ganze Zeit über Disziplin und Gehorsam, und wie alle Malitschicks unter seinem Befehl sich zusammenreißen müßten, und daß sie überhaupt von jetzt an die Arme zum alten Salut hochreißen sollten, wie in der Armee, und da stand ich mit den anderen so in Reihe und Glied angetreten und sagte ja, Sir und nein, Sir, und dann sah ich ganz klar, daß Georgie diese Sterne auf seinen Pletschos hatte und wie ein General war. Und dann brachte er den alten Dim mit einer Peitsche rein, und Dim war viel mehr stari und grau, und ein paar Zubis fehlten ihm, wie man gut sehen konnte, als er einen Smeck von sich gab, wie er mich erblickte, und dann zeigte mein Droog Georgie auf mich und sagte: »Dieser Mann hat die ganzen Platties voll Schmutz und Scheiße.« Und es war wahr; ich sah es selbst, als ich an mir runterschaute. Dann kreischte ich: »Haut mich nicht, bitte nicht, Brüder«, und ich fing zu rennen an. Aber ich rannte immer wie im Kreis, und Dim war hinter mir, smeckte sich seinen Gulliver ab und knallte mit der alten Peitsche, und jedesmal, wenn ich einen richtigen Horrorschau-Tollschock mit der Peitsche kriegte, machte etwas wie eine sehr laute elektrische Klingel ringringringring, und dieses Geräusch war auch wie eine Art von Schmerz.
Dann wachte ich ganz plötzlich auf und fuhr skorri in meinem Bett hoch. Mein Herz ging bap bap bap, und natürlich läutete wirklich eine Klingel, und es war die von unserer Wohnungstür. Ich blieb still und gab vor, daß niemand zu Hause sei, aber dieses brrring brrring brrring dauerte an, und dann hörte ich eine Goloß ganz ekelhaft durch die Tür rufen: »Los, komm schon, steh auf, ich weiß, daß du im Bett bist, Alex!« Ich erkannte die Goloß sofort. Es war die Goloß von P. R. Deltoid (ein wirklich glupiger Schleimer, dieser Mensch), den sie meinen Erziehungsberater nannten. Manchmal tat er mir leid, weil er ein überarbeiteter Veck war, der Hunderte wie mich in seinen Akten hatte, aber die meiste Zeit war er mir lästig. So auch jetzt. Ich rief. »Ja, ja, gleich«, und ich machte meine Goloß wie einer, der unter Schmerzen leidet, und dann stieg ich aus meinem Bett und kleidete mich, o meine Brüder, in einen Morgenmantel von so was wie Seide und bedruckt mit den Wahrzeichen irgendwelcher großer Städte. Dann steckte ich meine Nogas in sehr bequeme wollige Pantoffeln, kämmte meine gepflegte Pracht, und war bereit für P. R. Deltoid. Als ich aufmachte, kam er reingewatschelt, schnaufend vom Treppensteigen, einen zerknautschten alten Schlapper auf dem Gulliver, einen schmierigen Regenmantel an.
»Ah, Alex-Boy«, sagte er zu mir. »Ich traf deine Mutter, ja. Sie sagte etwas über einen Schmerz irgendwo. Deshalb nicht in der Schule, ja.«
»Ein ganz unerträglicher Schmerz im Kopf, Bruder, Sir«, sagte ich in meiner Gentlemans Goloß. »Ich denke, bis zum Nachmittag sollte er sich gelegt haben.«
»Oder bis zum Abend, ganz gewiß, ja«, sagte P. R. Deltoid. »Der Abend ist die große Zeit, nicht wahr, Alex-Boy? Setz dich«, sagte er, »setz dich, setz dich, mein Junge«, als ob dies seine Bude wäre, und ich sein Gast. Und er setzte sich in diesen stari Schaukelstuhl von meinem Dadda und begann sich zu schaukeln, wie wenn das alles wäre, wozu er gekommen war. Ich sagte: »Eine Tasse vom alten Tschai, Sir? Tee, meine ich.«
»Keine Zeit«, sagte er. Und er schaukelte vor und zurück, vor und zurück, während er mich unter gerunzelten Brauen anblitzte, als ob er alle Zeit in der Welt hätte. So stellte ich den Teekessel über.
»Keine Zeit, ja«, sagte er glupig und schaukelte weiter. Dann sagte ich: »Was verschafft mir das außerordentliche Vergnügen? Ist was nicht in Ordnung, Sir?«
»Nicht in Ordnung?« sagte er sehr
Weitere Kostenlose Bücher