Clockwork Orange
ich.«
»Das sagte er? Ja? Natürlich, er mußte es sagen, nicht wahr, als Christ? Nun, ich glaube«, sagte er, immer noch denselben Teller abtrocknend, »wir werden morgen ein paar Leute kommen lassen, damit sie mit dir reden können. Ich glaube, wir können dich gebrauchen, armer Junge. Ich glaube, daß du mithelfen kannst, diese anmaßende Regierung aus dem Sattel zu heben. Einen anständigen jungen Mann in eine Art von programmierten Roboter oder ein Stück Uhrwerk zu verwandeln, sollte sicherlich nicht als ein Triumph irgendeiner Regierung gesehen werden, geschweige denn einer, die sich ihres repressiven Charakters rühmt.« Er wischte immer noch denselben Teller. Ich sagte: »Sir, Sie trocknen die ganze Zeit denselben Teller ab. Ich bin der gleichen Meinung, Sir, über das Prahlen. Diese Regierung scheint sehr prahlerisch zu sein.«
»Oh«, sagte dieser Veck, wie wenn er den Teller zum erstenmal sähe, und stellte ihn dann weg. »Ich bin in den Haushaltsdingen noch nicht allzu geübt. Meine Frau pflegte das alles zu erledigen, um mir meine Zeit zum Schreiben zu lassen.«
»Ihre Frau, Sir?« sagte ich. »Hat sie Sie verlassen?« Ich wollte wirklich wissen, was mit seiner Frau war, weil ich mich sehr gut erinnerte.
»Ja, sie verließ mich«, sagte er in einer wie lauten und bitteren Goloß. »Sie ist tot, verstehst du. Sie wurde brutal geschlagen und vergewaltigt. Der Schock war sehr groß. Es war in diesem Haus, in diesem Zimmer nebenan.« Seine Hände zitterten und fummelten wie hilflos mit dem Geschirrtuch. »Ich mußte mich zwingen, weiter in die - sem Haus zu leben, aber sie hätte sicherlich gewünscht, daß ich bleibe, wo ihre duftende Erinnerung noch als ein schwacher Hauch gegenwärtig ist. Ja, ja, ja. Armes kleines Mädchen.« Ich sah in diesen Augenblicken alles deutlich vor mir, meine Brüder, was in jener längst vergangenen Notschi passiert war, und wie ich mich selber bei diesem Job sah, wurde mir schlecht, und in meinem Gulliver fingen die Schmerzen an. Dieser Schreiberveck sah es, weil der Schweiß auf meine Stirn kam und mein Litso sehr blaß wurde, was ich selber fühlen konnte. »Geh jetzt zu Bett«, sagte er sehr freundlich. »Ich habe die Kammer für dich vorbereitet. Armer Junge, du mußt Schreckliches durchgemacht haben. Ein Opfer der modernen Zeit, genau wie sie es war. Armes armes armes Mädchen.«
5
Ich hatte eine richtige Horrorschau von einem Schlaf, Brüder, mit überhaupt keinen Träumen, und der Morgen wahr sehr hell und klar und wie frostig, und von unten kam der sehr angenehme Sung von geröstetem Toast und frisch aufgegossenem Tschai. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich erinnerte, wo ich war, wie es bei mir immer ist, aber bald fiel es mir ein, und dann fühlte ich mich wie beschützt und warm. Aber als ich so im Bett lag und wartete, zum Frühstück gerufen zu werden, kam mir d er Gedanke, daß ich den Namen von diesem freundlichen, beschützenden und wie mütterlichen Veck in Erfahrung bringen sollte. So stand ich auf und tappte auf meinen nagoi Nogas in der Kammer nun und hielt Ausschau nach >Uhrwerk Orange<, denn in dem Buch mußte sein Name stehen, nachdem er der Autor war. Aber in meiner Schlafkammer gab es nichts außer einem Bett und einem Stuhl und einer Lampe, also tappte ich raus und nach nebenan, in das Schlafzimmer von diesem Veck, und dort sah ich seine Frau an der Wand, ein bolschig vergrößertes Foto, und dann kam auch die Erinnerung, und ich fühlte mich ein malenki bißchen schlecht. Aber da gab es auch zwei oder drei Regale mit Büchern, und in einem von diesen fand ich, wie ich mir gedacht hatte, ein Exemplar von >Uhrwerk Orange <, und auf dem Buchrücken war der Name des Autors - F. Alexander. Guter Bog, dachte ich, er ist auch ein Alex. Dann blätterte ich ein wenig in dem Buch, barfuß und im Schlafanzug beim Fenster stehend, aber ohne auch nur ein bißchen zu frösteln, denn das Häuschen war gut durchgewärmt. Es war nicht leicht rauszukriegen, wovon das Buch handelte. Es schien in einem sehr wie bezumnie Stil geschrieben zu sein, voll von Ah und Oh und diesem Scheiß, aber was dabei rauszukommen schien, war, daß alle Leute heutzutage zu Maschinen gemacht wurden, und daß sie in Wirklichkeit - du und ich und er und alle anderen - mehr wie natürliche Gewächse waren, oder wie Früchte. F. Alexander schien zu denken, daß wir alle an etwas wachsen, das er den Weltbaum in dem Welt-Obstgarten nannte, den Bog wie gepflanzt hatte, und
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