Clockwork Orange
feiner großer Laib Kleb, und dann servierte er einen Haufen Rührei und Lomticks von Schinken, und dazu gab es eine große Kanne mit heißem Tschai. Es war husch, so im Warmen zu sitzen und zu spachteln, und ich entdeckte wieder, was ich schon mal entdeckt hatte, nämlich, daß ich einen bolschigen Hunger hatte, und so verdrückte ich nach dem Rührei mit Schinken noch ein paar Lomticks Kleb mit Butter und Stachelbeermarmelade, bis nichts mehr ging-»Ich fühle mich wirklich gut«, sagte ich. »Fast wie normal. Wie kann ich Ihnen das jemals vergelten?«
»Ich glaube, ich weiß, wer du bist, Junge«, sagte der Veck. »Und wenn meine Vermutung sich als richtig erweisen sollte, dann bist du, mein Freund, zum rechten Ort gekommen. War das dein Bild, das heute morgen in den Zeitungen war? Bist du das arme Opfer die ser schrecklichen und abscheulichen neuen Technik? Wenn das so ist, dann wurdest du von der Vorsehung zu mir geschickt. Zuerst im Gefängnis gequält, dann hinausgeworfen, um von der Polizei gequält zu werden. Du hast mein ganzes Mitgefühl, armer, armer Junge.« Ich konnte nicht ein Slovo reinschieben, Brüder, obwohl ich meine Klappe weit offen hatte, um seine Fragen zu beantworten. »Du bist nicht der erste, der in Bedrängnis hierhergekommen ist«, sagte er. »Die Polizei bringt ihre Opfer gern in die Nähe des Dorfs. Aber es ist eine Fügung der Vorsehung, daß du, der du auch eine andere Art von Opfer bist, den Weg zu mir gefunden hast. Vielleicht hast du von mir gehört?« Ich mußte sehr vorsichtig sein, Brüder. Ich sagte: »Ich habe von >Uhrwerk Orange< gehört. Gelesen habe ich es nicht, aber davon gehört.«
»Ah«, sagte er, und sein Litso leuchtete auf wie die alte Morgensonne. »Nun, erzähl mir von dir.«
»Es gibt nicht viel zu erzählen, Sir«, sagte ich, ganz auf bescheiden. »Da war mal eine dumme Sache, ich meine, ein alberner Jungenstreich. Meine sogenannten Freunde überredeten oder besser, zwangen mich dazu, mit ihnen in das Haus einer alten Titsa - Dame, meine ich, einzubrechen. Ich dachte gar nicht daran, ihr wirklich ernsten Schaden zuzufügen. Unglücklicherweise überanstrengte die Dame ihr gutes altes Herz, als sie versuchte, mich rauszuwerfen, obwohl ich bereit war, freiwillig zu gehen, und dann starb sie im Krankenhaus. Ich wurde beschuldigt, die Ursache ihres Todes gewesen zu sein. So kam ich ins Gefängnis, Sir.«
»Ja ja ja, sprich weiter.«
»Dann wurde ich vom Innenminister ausgewählt, das Versuchskaninchen für dieses Ludovico-Dings zu machen.«
»Erzähl mir alles darüber«, sagte er und beugte sich wie begierig vorwärts, so daß sein Pulloverellbogen ganz voll Stachelbeermarmelade von dem Teller wurde, den ich weggeschoben hatte.
Also erzählte ich ihm alles darüber. Ich erzählte ihm alles, den ganzen Brast, Brüder. Er war ungeheuer scharf darauf, all diesen Scheiß zu sluschen, und seine Glotzies leuchteten dabei, und er kriegte seine Guber gar nicht mehr zu, während das Fett an den Tellern härter und härter wurde. Als ich endlich fertig war, stand er vom Tisch auf, nickte viele Male und machte hm hm hm dazu, und dann räumte er die Teller und anderen Wetsches vom Tisch und trug sie zum Abspülen an den Ausguß. Ich sagte: »Ich werde die Teller abwaschen, Sir, und mit Vergnügen.«
»Nein nein, ruhe dich aus, armer Kerl«, sagte er und drehte den Wasserhahn auf, daß es dampfte. »Du hast gesündigt, nehme ich an, aber deine Bestrafung stand in keinem Verhältnis zur Tat. Sie haben dich zu etwas anderem als einem menschlichen Wesen gemacht. Du hast nicht länger die Freiheit der Entscheidung. Du bist zu sozial erwünschten Handlungen verurteilt, eine kleine Maschine, die nur zum Guten fähig ist. Und ich sehe das klar - diese Sache mit der marginalen Konditionierung. Musik und der Sexualakt. Literatur und Kunst, alles das muß jetzt eine Quelle von Schmerzen sein, nicht des Vergnügens oder des Genusses.«
»Das ist richtig, Sir«, sagte ich und zündete mir einen von den Filterspargeln mit Korkmundstück an, die dieser gute Veck für mich auf den Tisch gelegt hatte.
»Sie beißen immer zuviel ab«, sagte er, während er wie geistesabwesend einen Teller abtrocknete. »Aber die zugrunde liegende Absicht ist die eigentliche Sünde. Ein Mensch, der seine eigene Handlungsweise nicht selbst bestimmen kann, ein Mensch, der nicht wählen kann, hört auf, Mensch zu sein.«
»Das ist, was der Kabbes sagte, Sir«, sagte ich. »Der Gefängnispfarrer, meine
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