Clockwork Orange
Bedrohung. Wir brachten ihn zu seinem eigenen Schutz in eine Nervenheilanstalt. Und natürlich auch zu deinem Schutz.«
»Sehr freundlich von Ihnen«, sagte ich.
»Wenn du hier entlassen wirst«, sagte er, »brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Wir werden uns um alles kümmern. Du wirst einen guten Arbeitsplatz mit guter Bezahlung erhalten. Denn du hilfst uns.«
»Wirklich?« sagte ich.
»Wir helfen immer unseren Freunden, nicht wahr?« Und dann nahm er meine Hand, und irgendein Veck schrie: »Lächern!« und ich lächelte wie bezumnie, ohne nachzudenken, und dann klickte und blitzte und blitzte es, als die Fotografenvecks Aufnahmen von mir und dem Innenminister machten, wir beisammen wie die alten Droogies.
»Guter Junge«, sagte dieser bedeutende Tschelloveck. »Guter Junge. Und nun, sieh mal, ein Geschenk.« Was jetzt reingetragen wurde, Brüder, war ein großer, schimmernder Kasten, und ich sah sofort, was für ein Wetsch es war. Es war eine Stereoanlage. Sie wurde neben meinem Bett aufgestellt und geöffnet, und irgendein Veck machte mit den Anschlüssen. »Was soll es sein?« fragte ein anderer Veck, der eine Otschky auf der Nase und einen Stapel von schönen, glänzenden Taschen mit Langspielplatten in den Griffeln hatte. »Mozart? Beethoven? Schönberg? Orff?«
»Die Neunte«, sagte ich. »Die herrliche Neunte.« Und die Neunte war es, o meine Brüder. Alle gingen leise und wie verstohlen raus, während ich mit geschlossenen Glotzies dalag und die wunderbare Musik sluschte. Der Ministerveck sagte: »Guter Junge«, und er klopfte mir auf die rechte Pletscho, und dann zog er auch ab. Nur noch ein Veck war übrig, und der kam an mein Bett und sagte: »Bitte hier unterschreiben.« Ich machte meine Glotzies halb auf und unterschrieb, ohne zu wissen, was, und es war mir auch egal, Brüder. Dann war ich allein mit der prächtigen Neunten von Ludwig van.
Oh, es war die Herrlichkeit und alles. Als das Scherzo kam, konnte ich mich mit meinem wie inneren Auge sehen, wie ich auf sehr leichten und wie beschwingten Nogas rannte und rannte und das Litso der ganzen kreischenden Welt mit meiner Britva aufschlitzte. Und den langsamen Satz und die liebliche Schlußode hatte ich noch vor mir. Ich war geheilt, kein Zweifel.
7
»Was soll's denn nun sein, hm?« Da war ich, euer ergebener Erzähler, und da waren meine drei Droogs, nämlich Len, Rick und Bully, den wir so nannten, weil er einen bolschigen Stiernacken und eine sehr gromkige Goloß hatte. Wir saßen in der Korova-Milchbar und überlegten, was wir mit dem Abend machen sollten, einem arschkalten Winterbastard, aber trokken. Ringsum waren Tschellovecks, weit weg auf ihren Trips von Milch plus Vellocet oder Synthemesk oder Drencrom oder anderen Wetsches, die dich weit weit weg von dieser wirklichen und beschissenen Welt und in das Land führten, wo du Bog und alle seine Engel und Heiligen in deinem linken Schuh bewundern konntest, während in deinem alten Mozg Lichter sprühten und platzten. Was wir pitschten, war die alte Moloko mit Messern drin, wie wir zu sagen pflegten, die machte dich scharf und bereit für ein bißchen schmutziges Zwanziggegen-einen, aber das habe ich euch schon alles erzählt. Wir waren nach der letzten Mode gekleidet, und das waren in jenen Tagen diese sehr weiten Pantalonies und eine sehr lose sitzende schwarze Lederjacke über einem offenen Sporthemd mit Halstuch. In dieser Zeit war es auch die Höhe der Mode, die alte Britva auf dem Gulliver zu gebrauchen, so daß das meiste vom Gulliver wie kahl war und Haar nur an den Seiten wuchs. Aber an den alten Nogas war es immer das gleiche - richtig horrorschaumäßig, bolschige Sabogs zum Eintreten von Litsos. »Was soll's denn nun sein, eh?« Ich war der älteste von uns vieren, und die anderen blickten zu mir als ihrem Anführer auf, aber manchmal schien es mir, daß Bully in seinem dicken Gulliver die Idee hatte, sich selber zum Anführer zu machen, wegen seiner Größe und der gromkigen Goloß, die aus ihm rausbellte, wenn er auf dem Kriegspfad war. Aber alle die guten Hinfalle kamen von eurem Ergebenen, o meine Brüder, und dann war da auch dieses Ding, daß ich berühmt gewesen war und mein Bild und die Artikel und all den Scheiß in den Gazettas gehabt hatte. Auch hatte ich den bei weitem besten Job von uns vieren, denn ich war in der Musikabteilung des Nationalarchivs, mit einer Horrorschau von einer Lohntüte am Monatsende und vielen schönen Gratisplatten für mein
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