Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
das sei gegen die Vorschriften, Will, denn ich weiß nur allzu gut, wie sehr du es genießt, gegen Regeln zu verstoßen.«
»Siehst du?«, meinte Will. »Du kennst deinen großen Bruder doch ein wenig. Also gut, ich gebe dir mein Wort: Wenn all diese Bedingungen erfüllt sind, werde ich deiner Bitte nachkommen.«
Cecilys Schultern und Gesicht entspannten sich. Jetzt, nachdem ihre Wut verraucht war, wirkte sie klein und schutzlos, obwohl Will genau wusste, dass dieser Eindruck täuschte.
»Ach ja, bevor ich gehe, möchte ich dir noch etwas schenken«, sagte er leise. Dann griff er unter sein Hemd und hob die Kette, die Magnus ihm gegeben hatte, über den Kopf. Der Anhänger glühte im schwachen Licht des Stallgebäudes in einem warmen Rubinrot.
»Deine Damenkette?«, fragte Cecily. »Nun ja, ich muss zugeben, dass sie dir nicht sonderlich steht.«
Will ging auf seine Schwester zu und legte ihr die glitzernde Kette an. Der Rubin schmiegte sich an ihre Kehle, als sei er wie für sie geschaffen. Cecily schaute ihren Bruder mit ernsten Augen an. »Trage diese Kette Tag und Nacht. Der Anhänger wird dich warnen, sobald Dämonen in der Nähe sind«, erklärte Will. »Er wird dich beschützen – was ich mir wünsche – und er wird deine Kampfkünste verbessern, was du dir wünschst.«
Behutsam legte Cecily ihrem Bruder eine Hand an die Wange. »Da bo ti, Gwilym. Byddaf yn dy golli di.«
»Ich dich auch«, erwiderte Will. Dann wandte er sich Balios zu und schwang sich in den Sattel. Cecily trat einen Schritt zurück, als er aus dem Stall ritt, den Kopf gegen den Wind senkte, Balios die Sporen gab und in die dunkle Nacht hinauspreschte.
Ruckartig fuhr Tessa aus einem Traum voller Blut und Metallmonster hoch.
Sie lag zusammengekrümmt wie ein kleines Kind auf der Bank einer großen Kutsche, deren Fenster hinter schweren Samtvorhängen verborgen lagen. Die Sitzbank war hart und unbequem und mehrere Sprungfedern drückten ihr in die Seite, in ihr zerrissenes und verschmutztes Kleid. Ihre Frisur hatte sich gelöst und die Haare hingen ihr in Strähnen ins Gesicht.
Auf der gegenüberliegenden Sitzbank, in eine der Ecken gedrückt, saß eine reglose Gestalt, von Kopf bis Fuß in einen schwarzen Pelzumhang gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ansonsten war die Kutsche leer.
Mühsam drückte Tessa sich hoch, wobei sie gegen ein Schwindelgefühl und dann gegen eine Woge der Übelkeit ankämpfen musste. Vorsichtig legte sie ihre Hände auf ihren Bauch und versuchte, tief einzuatmen, obwohl die übel riechende Luft in der Kutsche nicht unbedingt zur Beruhigung ihres Magens beitrug. Gleichzeitig spürte sie, wie ihr der Schweiß im Inneren ihres Mieders herablief.
»Sie werden sich doch nicht übergeben müssen, oder?«, fragte eine krächzende Stimme. »Chloroform hat manchmal diese Nebenwirkung.«
Die Kapuze drehte sich in Tessas Richtung und darunter erkannte sie Mrs Blacks Gesicht. Auf den Stufen des Instituts war sie zu geschockt gewesen, um die Züge ihrer damaligen Entführerin eingehend zu betrachten, doch jetzt, da Tessa sie aus der Nähe sah, jagte ihr der Anblick einen Schauer über den Rücken. Mrs Blacks Haut schimmerte grünlich, die Augen waren schwarz gemasert und die Lippen hingen schlaff herab, wodurch ihre graue Zunge zum Vorschein kam.
»Wohin bringen Sie mich?«, fragte Tessa fordernd. In Schauerromanen waren das immer die ersten Worte der entführten Heldin und Tessa hatte sich jedes Mal darüber aufgeregt. Doch nun erkannte sie, dass diese Frage tatsächlich einen Sinn ergab: In einer solchen Situation wollte man nun einmal als Allererstes wissen, wohin man gebracht wurde.
»Zu Mortmain«, erklärte Mrs Black. »Mehr Informationen werde ich nicht herausrücken. Ich habe strenge Anweisungen.«
Obwohl Tessa im Grunde nichts anderes erwartet hatte, raubte ihr die Vorstellung einen Moment den Atem. Reflexartig wandte sie sich von Mrs Black ab und zog den Vorhang vor ihrem Fenster beiseite.
Draußen war es inzwischen dunkel; der Mond schien halb verdeckt hinter Wolken hervor. Eine hügelige, schroffe Landschaft zog an ihnen vorbei, ohne irgendwelche Lichter, die auf eine mögliche Bebauung hingedeutet hätten, dafür mit schwarzen Felsformationen. So unauffällig wie möglich tastete Tessa nach dem Türgriff und versuchte, ihn herunterzudrücken; doch der Kutschschlag war verriegelt.
»Geben Sie sich keine Mühe«, sagte die Dunkle Schwester. »Sie können die Tür nicht öffnen. Falls Sie
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