Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
diese Kette schon mal an dir gesehen zu haben. Genau genommen, bin ich mir ziemlich sicher, dass Will sie gestern noch getragen hat. Wann hat er sie dir gegeben?«
Trotzig verschränkte Cecily die Arme vor der Brust. »Ich sage nichts. Will trifft seine eigenen Entscheidungen, außerdem haben wir dem Konsul eindringlich zu erklären versucht, welche Schritte als Nächstes nötig sind. Aber da der Rat uns nicht helfen will, hat Will die Angelegenheit selbst in die Hand genommen. Ich wundere mich, warum du von ihm etwas anderes erwartet hast.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass er Jem allein zurücklassen würde«, sagte Charlotte und erbleichte dann bei ihren eigenen Worten. »Ich … ich weiß wirklich nicht, wie wir ihm das erklären sollen, wenn er wieder aufwacht.«
»Jem weiß …«, setzte Cecily indigniert an, wurde dann aber zu ihrer Überraschung von Gabriel unterbrochen.
»Selbstverständlich weiß er Bescheid«, warf er ein. »Will tut nur seine Pflicht als Parabatai . Er tut das, was Jem täte, wenn er dazu in der Lage wäre. Will ist an Jems Stelle aufgebrochen. Und das ist genau das, was ein Parabatai tun sollte.«
»Du verteidigst Will?«, fragte Gideon verwundert. »Nachdem du ihn all die Jahre so abschätzig behandelt hast? Nachdem du Jem bei Dutzenden Gelegenheiten gesagt hast, er habe in Bezug auf seinen Parabatai einen miserablen Geschmack bewiesen?«
»Will mag ein verwerflicher Mensch sein, aber zumindest zeigt dies hier, dass er kein verwerflicher Schattenjäger ist«, erwiderte Gabriel – und als er Cecilys Blick auffing, fügte er hinzu: »Möglicherweise ist er auch kein so verwerflicher Mensch. Im Großen und Ganzen gesehen.«
»Eine sehr großmütige Feststellung, Gideon«, konstatierte Magnus.
»Ich bin Gabriel.«
Magnus machte eine abschätzige Handbewegung. »Für mich sehen alle Lightwoods gleich aus …«
»Ähem«, unterbrach Gideon den Hexenmeister, bevor Gabriel sich irgendetwas greifen und nach Magnus werfen konnte. »Selbst wenn wir Wills charakterliche Stärken und Schwächen und die Fähigkeit mancher Anwesenden, einen Lightwood vom anderen zu unterscheiden, einmal außer Acht lassen, so bleibt doch die Frage: Reiten wir Will nach?«
»Wenn Will Unterstützung gewollt hätte, wäre er nicht mitten in der Nacht verschwunden, ohne irgendjemanden zu informieren«, gab Cecily zu bedenken.
»Richtig«, sagte Gideon, »denn Will ist ja bekannt für seine wohldurchdachten und umsichtigen Entscheidungen.«
»Er hat sich unser schnellstes Pferd geschnappt«, bemerkte Henry nachdrücklich. »Das zeugt von einer gewissen Fähigkeit zur Vorausplanung.«
»Wir können nicht zulassen, dass Will allein in diesen Kampf reitet. Mortmain und seine Automaten werden ihn abschlachten«, wandte Gideon ein. »Wenn er wirklich mitten in der Nacht aufgebrochen ist, könnten wir ihn möglicherweise noch einholen …«
»Unser schnellstes Pferd!«, mahnte Henry erneut und Magnus schnaubte verächtlich.
»Wenn man es genau bedenkt, muss das Ganze nicht unbedingt in einem Gemetzel enden«, sagte Gabriel. »Natürlich könnten wir Will nachreiten, aber dabei sollten wir nicht vergessen, dass ein solch großes Aufgebot an Kämpfern wesentlich auffälliger ist als ein einzelner Reiter. Wills größte Chance besteht darin, unentdeckt zu bleiben. Schließlich zieht er nicht in einen Krieg. Er will Tessa retten. Und bei einem solchen Einsatz sind List und Tücke nun einmal die besten Mittel …«
Im nächsten Moment schlug Charlotte so fest mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass der Knall durch den gesamten Raum hallte. »Ruhe! Haltet den Mund, ihr alle!«, donnerte sie in einem derartigen Befehlston, dass sogar Magnus überrascht zusammenzuckte. »Gabriel, Gideon, ihr habt beide recht: Für Will ist es besser, wenn wir ihm nicht folgen. Aber wir können auch nicht einen von uns umkommen lassen. Genauso wenig lässt sich an der Tatsache rütteln, dass sich der Magister außerhalb unserer Zuständigkeit befindet – die Kongregation wird erst bei ihrer nächsten Sitzung darüber entscheiden. Und daran können wir im Augenblick nicht rütteln. Deshalb müssen wir all unsere Kräfte darauf konzentrieren, Jem zu retten. Er liegt im Sterben, aber er ist noch nicht tot. Ein Teil von Wills Stärke beruht auf seiner Kraft und er ist einer von uns. Jem hat uns endlich die Erlaubnis gegeben, nach einem Heilmittel zu suchen – und deswegen werden wir genau das jetzt tun.«
»Aber …«, setzte
Weitere Kostenlose Bücher