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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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wie sich ein Schleier des Surrealen auf sie herabsenkte. Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie hier in dieser Kutsche saß, eingesperrt mit Mrs Black, die offenbar nichts Besseres zu tun hatte, als Tessas Liebesleid zu erörtern. Benommen wandte sie sich zum Fenster. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen und sie konnte erkennen, dass die Kutsche über eine enge Bergstraße rollte – auf der einen Seite ragten hohe Schatten auf und auf der anderen Seite fiel der steile Hang in eine dunkle Schlucht hinab. »Es gibt alle möglichen Arten der Rettung«, erwiderte Tessa schließlich.
    »Nun«, grinste Mrs Black mit metallisch schimmernden Zähnen, »ich kann Ihnen versichern, dass niemand zu Ihrer Rettung herbeieilen wird.«
    Sie werden der Ruin aller Nephilim sein.
    »Dann muss ich mich eben selbst retten«, sagte Tessa.
    Verwirrt runzelte Mrs Black die Stirn und drehte sich sirrend und klickend in Tessas Richtung.
    Doch Tessa nahm bereits ihre ganze Kraft zusammen und konzentrierte sie auf ihre Beine, so wie sie es gelernt hatte. Und als sie mit voller Wucht gegen die Tür trat, hörte sie, wie das Schloss unter dem Aufprall nachgab und Mrs Black einen schrillen Wutschrei ausstieß. Ein Metallarm streifte Tessas Rücken und krallte sich in den Kragen ihres Kleids, der dem Zug jedoch nicht standhielt und abriss. Im nächsten Moment fiel Tessa aus der Kutsche, auf die felsige Böschung am Straßenrand und rollte und stürzte und rutschte den steilen Hang hinab, während die Kutsche weiterraste und Mrs Black dem Kutscher kreischend befahl, sofort anzuhalten.
    Der Wind rauschte in Tessas Ohren, als sie in freiem Fall und mit rudernden Armen in die Dunkelheit stürzte. Jede Hoffnung, dass es sich nicht um eine tiefe Schlucht handelte und sie den Sturz halbwegs unbeschadet überstehen würde, schwand dahin. In weiter Ferne unter ihr sah sie einen schmalen Strom glitzern, der sich zwischen zerklüfteten Felsen hindurchwand – und in dem Augenblick wusste sie, dass ihr der Aufprall auf den Boden sämtliche Knochen brechen und sie wie eine Porzellanpuppe in tausend Stücke bersten würde . Tessa schloss die Augen und hoffte inständig, dass das Ende schnell kommen würde.
    Will stand auf der Kuppe eines steilen grünen Hügels und blickte hinaus aufs Meer. Der Himmel und die See waren so blau, dass sie ohne sichtbare Horizontlinie miteinander zu verschmelzen schienen. Möwen und Seeschwalben kreisten und kreischten hoch über ihm und der Seewind strich ihm durch die Haare. Es war so warm wie an einem Sommertag und seine Jacke lag zusammengefaltet im Gras; er hatte die Ärmel hochgekrempelt und seine Haut war von der Sonne gebräunt.
    »Will!«
    Beim Klang der vertrauten Stimme drehte er sich um und sah, wie Tessa den Hügel zu ihm hinaufstieg. Ein schmaler Pfad, von weißen Blüten gesäumt, führte entlang der Seeseite und Tessa erschien ihm wie eine dieser Blumen: Ihr weißes Gewand ähnelte dem Ballkleid, das sie in jener Nacht getragen hatte, als er sie auf dem Balkon von Benedict Lightwoods Haus geküsst hatte. Ihre langen braunen Haare wehten im Wind. Sie hatte ihren Hut abgenommen, hielt ihn in einer Hand und winkte Will damit lächelnd zu, als freute sie sich, ihn zu sehen. Genau genommen wirkte sie mehr als nur erfreut: Es schien, als ließe Wills Anblick ihre Augen vor Glück strahlen.
    Auch sein Herz machte einen Satz. »Tess«, rief er und streckte eine Hand aus, als könnte er sie zu sich heranziehen. Aber sie war noch immer ein Stück entfernt; plötzlich wirkte sie sehr nah und sehr weit weg zugleich. Will konnte jedes Detail ihres hübschen Gesichts erkennen, sie aber nicht berühren. Deshalb stand er einfach nur da und wartete voller Sehnsucht, während sein Herz in seiner Brust flatterte, als besäße es Flügel.
    Endlich war Tessa da – so nah, dass er beobachten konnte, wie das Gras und die Blumen unter ihren Füßen zur Seite knickten. Er streckte die Arme nach ihr aus und sie nach ihm. Ihre Hände fanden sich und hielten einander fest. Und einen Moment lang standen Will und Tessa da und lächelten einander an; ihre Finger lagen warm in seiner Hand.
    »Ich habe auf dich gewartet«, sagte Will. Und Tessa schaute ihn mit einem Lächeln an – einem Lächeln, das jedoch in dem Augenblick verschwand, als ihre Füße wegrutschten, sie das Gleichgewicht verlor und nach hinten kippte, über den Rand der Klippe hinaus. Ihre Hände entglitten seinen Fingern und plötzlich griff Will ins Leere, während

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