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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schmalen Bett zusammen. Die kratzige, mit Heu gefüllte Matratze roch modrig und hatte wahrscheinlich schon etlichen Mäusen als Unterschlupf gedient. Doch jetzt kam sie Tessa vor wie das luxuriöseste Bett, in dem sie je gelegen hatte.
    Tessa wusste, dass es klüger war, wach zu bleiben. Aber sie konnte den Forderungen ihres zerschlagenen und erschöpften Körpers nicht länger widerstehen. Sie drückte den Metallstab an ihre Brust und sank in einen tiefen Schlaf.
    »So, das ist er also? Der Nephilim?«
    Will wusste nicht, wie lange er schon im Morast hockte, den Rücken an die Stallmauer gelehnt, als die knurrende Stimme aus der Dunkelheit zu ihm drang. Er hob den Kopf – doch zu spät, um die Hand noch abzuwehren, die nach ihm griff. Einen Sekundenbruchteil später packte sie ihn am Kragen, zerrte ihn auf die Beine und stieß ihn gegen die Wand.
    Mit vor Kummer verschleiertem Blick starrte Will auf eine Gruppe von fünf Werwölfen, die sich im Halbkreis vor ihm aufgebaut hatten. Sie waren alle gleich gekleidet; ihre schwarzen Mäntel schimmerten vor Regen wie Öltuch. Aber keiner von ihnen trug einen Hut – ihre langen Haare klebten nass an ihren Schädeln.
    »Nimm die Finger von mir«, forderte Will. »Das Abkommen untersagt es, einen Nephilim grundlos anzufassen …«
    »Grundlos?« Der Werwolf, der seine Faust in Wills blutiges Hemd gekrallt hatte, riss ihn zu sich heran und stieß ihn erneut mit dem Rücken gegen die Stallwand. Unter normalen Umständen hätte das verdammt wehgetan, aber das hier waren keine normalen Umstände. Der körperliche Schmerz der Parabatai rune war verebbt, aber Wills gesamter Körper fühlte sich ausgedörrt und hohl an, leer und ohne jede Bedeutung. »Ich würde ja sagen, es gibt durchaus einen Grund. Wenn ihr Nephilim nicht gewesen wärt, dann hätte sich der Magister niemals mit seinen schmutzigen Drogen und seinen dreckigen Lügen an unser Rudel herangemacht …«
    Will musterte die Werwölfe mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und hysterischer Belustigung. Glaubten sie ernsthaft, sie könnten ihn verletzen und ihm wehtun – nach dem, was er gerade verloren hatte? Fünf Jahre lang hatte es für ihn nur diese eine unzerstörbare Wahrheit gegeben: Jem und Will. Will und Jem. Will Herondale lebte, folglich lebte auch Jem Carstairs. Quod erat demonstrandum. Der Verlust eines Armes oder Beines wäre vermutlich sehr schmerzhaft, aber der Verlust des eigenen Lebensmittelpunktes war … fatal.
    »Schmutzige Drogen und dreckige Lügen … das klingt in der Tat unhygienisch«, erwiderte Will schleppend. »Aber verratet mir mal eines, Jungs: Stimmt es, dass Werwölfe nicht baden, sondern sich stattdessen einmal im Jahr sauber lecken? Oder leckt ihr euch lieber gegenseitig? Das ist mir zumindest so zu Ohren gekommen.«
    Die Faust krallte sich noch fester in sein Hemd. »Du solltest vielleicht etwas mehr Respekt zeigen, Schattenjäger.«
    »Nein«, meinte Will. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Wir wissen alles über dich, Will Herondale«, knurrte einer der anderen Werwölfe. »Ständig kommst du bei Schattenweltlern angekrochen und bettelst um Hilfe. Und jetzt wollen wir dich gern kriechen sehen.«
    »Dazu müsstet ihr mir die Unterschenkel abtrennen.«
    »Das lässt sich machen«, höhnte der Werwolf, der Will festhielt.
    Im nächsten Moment schien Will zu explodieren: Er rammte den Werwolf vor ihm mit dem Kopf und hörte das übelkeiterregende Knirschen, als die Nase seines Gegners brach. Blut spritzte dem Mann übers Gesicht, während er zurücktorkelte und in der Mitte des Innenhofs auf die Knie sank, die Hände aufs Gesicht gepresst.
    Eine Hand packte Will an der Schulter; Krallen bohrten sich durch den feuchten Stoff seines Hemds. Will wirbelte herum und sah, dass in der Hand des zweiten Werwolfs ein Messer silberhell im Mondlicht aufblitzte. Die Augen des Angreifers glitzerten im Regen goldgrün und gefährlich.
    Diese Wölfe sind nicht hier, um mich zu verhöhnen oder zu verletzen, erkannte Will. Sie sind hier, um mich zu töten .
    Einen rabenschwarzen Moment lang war Will versucht, ihnen nachzugeben. Der Gedanke erschien ihm sehr verlockend – keine Schmerzen mehr, keinerlei Verantwortung mehr, alles vergessen und sich einfach in den Tod fallen lassen. Reglos stand er da, während das Messer auf ihn zukam. Auf einmal schien die Zeit langsamer abzulaufen – die scharfe Klinge, die in seine Richtung schwang, das Gesicht des Werwolfs, das sich im strömenden Regen höhnisch

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