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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Überraschungsmoment nutzen und mit größtmöglicher Schnelligkeit und Kraft zuschlagen. Ich erwarte Ihre baldige Antwort.
    Charlotte Branwell
    Im Raum war es kalt. Das Feuer im Kamin war schon lange heruntergebrannt und der Wind heulte um die Ecken des Instituts und rüttelte an den Fensterscheiben. Die Lampe auf dem Nachttisch brannte auf kleinster Stufe und Tessa saß zitternd im Sessel am Bett, trotz des Umhängetuchs, das sie fest um die Schultern gewickelt hatte.
    Unter den Laken lag Jem und schlief, den Kopf auf eine Hand gebettet. Sein Atem ging so leicht, dass die Decke sich nur etwas bewegte; sein Gesicht war so weiß wie die Kissen.
    Tessa erhob sich und ließ das Tuch von ihren Schultern gleiten. Sie trug nur ihr Nachthemd, so wie bei ihrer ersten Begegnung mit Jem, als sie in sein Zimmer geplatzt war und ihn mit seiner Geige am Fenster vorgefunden hatte. »Will?«, hatte er gefragt. »Will, bist du das?«
    Jetzt bewegte er sich unruhig, als Tessa ins Bett kletterte und zu ihm unter die Decke kroch. Sie legte ihre Hände um seine und hielt sie zwischen ihnen fest. Dann verschränkte sie ihre Füße mit Jems, küsste ihn auf die kalte Wange und wärmte seine Haut mit ihrem warmen Atem. Nach einem Moment spürte sie, wie er sich regte, als würde ihre Anwesenheit ihn wieder zum Leben erwecken.
    Er schlug die Augen auf und schaute sie an. Sie glänzten blau – ein sehnsüchtiges Blau, so wie das Blau des Horizonts, am Übergang zwischen Himmel und Meer.
    »Tessa?«, fragte Will. Und sie erkannte, dass sie Will in den Armen hielt, Will, der im Sterben lag, Will, der seinen letzten Atemzug tat. Auf seinem Hemd schimmerte Blut, direkt über seinem Herzen, ein roter Fleck, der sich rasch ausbreitete …
    Keuchend fuhr Tessa hoch. Einen Moment lang schaute sie sich verwirrt um. Der kleine dunkle Raum, die muffige Decke um ihre Schultern, ihre feuchte Kleidung und ihr zerschlagener Körper – all das erschien ihr irgendwie fremd. Doch dann kehrte die Erinnerung schlagartig zurück, begleitet von einer Woge der Übelkeit.
    Ihr fehlte das Institut, auf eine so überwältigende, sehnsüchtige Weise, wie sie nicht einmal ihr früheres Zuhause in New York vermisst hatte. Ihr fehlten Charlottes manchmal etwas herrische, aber fürsorgliche Stimme, Sophies verständnisvolles Mitgefühl, Henrys Basteleien und natürlich – sie konnte einfach nichts dagegen machen – und natürlich Jem und Will. Sie hatte schreckliche Angst um Jem, um seine Gesundheit; aber genauso sorgte sie sich um Will. Der Kampf im Innenhof des Instituts war erbittert gewesen – jeder von ihnen konnte dabei schwere oder gar tödliche Verletzung erlitten haben. Tessa fragte sich, was der Traum wohl zu bedeuten hatte – die Tatsache, dass Jem sich in Will verwandelt hatte. Hatte Jems Zustand sich verschlimmert? War Wills Leben in Gefahr? Bitte, bitte, weder Jem noch Will – bitte lass mich zuerst sterben, bevor einem von beiden etwas geschieht, betete sie stumm.
    Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken – ein plötzliches Kratzen, das ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Tessa erstarrte. Bestimmt war das nur ein Zweig, der die Fensterscheibe streifte, versuchte sie, sich zu beruhigen. Doch dann hörte sie es erneut: ein kratzendes, schleppendes Schleifen.
    Im Nu war Tessa auf den Beinen, die Decke noch immer um ihre Schultern gewickelt. Angst erfüllte sie, tobte wie ein lebendiges Wesen durch ihren Körper. Sämtliche Geschichten, die sie jemals über Ungeheuer in dunklen Wäldern gehört hatten, kämpften gleichzeitig um ihre Aufmerksamkeit. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und sah in ihrer Erinnerung wieder die spindeldürren Automaten, die lange und groteske Schatten auf die Eingangstreppe des Instituts geworfen hatten, wie brutal verformte Menschen.
    Zitternd zog Tessa die Decke fester um ihre Schultern; ihre Finger krallten sich panisch in den Stoff. Die Automaten waren ihretwegen zum Institut gekommen. Aber sie waren nicht sehr intelligent; sie konnten zwar schlichten Befehlen folgen und bestimmte Menschen wiedererkennen, doch sie waren nicht in der Lage, selbstständig zu denken. Es handelte sich um Maschinen und diese konnte man an der Nase herumführen.
    Tessa bemerkte, dass die Decke um ihre Schultern aus Flicken genäht war – die Patchworkarbeit einer Frau, vermutlich der Frau, die in diesem Haus gelebt hatte. Entschlossen holte Tessa Luft und öffnete ihren Geist, tastete nach der Besitzerin der Decke, nach

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