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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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das verschwommene Bild in eine junge Frau, die in ihre Richtung lief. Sie hatte ihren Hut verloren; ihre hellen Haare wehten im Wind. Als sie näher kam, sah Tessa, dass sie groß und hager war und ein leuchtend rosafarbenes Kostüm trug, das einmal sehr elegant gewesen sein musste. Jetzt aber hing es zerfetzt und blutgetränkt an ihr herab. Hysterisch kreischend warf sie sich Will in die Arme.
    Will taumelte rückwärts und hätte beinahe sein Schwert fallen lassen. »Tatiana …«
    Tessa vermochte nicht zu sagen, ob Will die junge Frau wegschob oder ob sie sich aus eigenem Antrieb zurückzog. Jedenfalls löste sie sich ein paar Zentimeter von Will, sodass Tessa zum ersten Mal ihr schmales, kantiges Gesicht sehen konnte. Sie hatte die gleichen rotblonden Haare wie Gideon, die gleichen leuchtend grünen Augen wie Gabriel und hätte eigentlich hübsch sein können, wäre da nicht dieser verkniffene Ausdruck ständiger Missbilligung in ihrem Gesicht gewesen. Und trotz der Tränen, die ihr über die Wangen strömten, hatte sie etwas Theatralisches an sich, als wüsste sie ganz genau, dass alle Augen auf sie gerichtet waren – vor allem Wills.
    »Eine riesige Kreatur«, wimmerte sie. »Ein Monster … es hat den armen Rupert aus der Kutsche gerissen und sich mit ihm davongemacht!«
    Will schob Tatiana noch weiter von sich fort. »Was meinst du mit ›Es hat sich mit ihm davongemacht‹?«
    Tatiana zeigte in die Ferne. »D-dort hinten!«, schluchzte sie. »Das Monster hat ihn in den italienischen Garten gezerrt. Zunächst konnte Rupert seinem Biss entkommen, aber dann hat es ihn verfolgt. Und sosehr ich auch geschrien habe, es hat meinen armen Liebling einfach nicht l-losgelassen!« Erneut brach sie in Tränen aus.
    »Du hast geschrien«, stellte Will kühl fest. »War das alles? Oder hast du sonst noch etwas getan?«
    »Ich habe sehr viel geschrien«, erwiderte Tatiana gekränkt, löste sich dann vollständig aus Wills Griff und funkelte ihn aus ihren grünen Augen an. »Wie ich sehe, bist du so kleinlich wie eh und je.« Dann schaute sie an Tessa vorbei zu Jem. »Mister Carstairs«, sagte sie förmlich, als wären sie auf einer Gartenparty. Als ihr Blick an Cecily hängen blieb, kniff sie die Augen zu Schlitzen. »Und du musst …«
    »Ach, beim Erzengel!« Genervt schob Will sich an ihr vorbei, woraufhin Jem Tessa ein kurzes Lächeln schenkte und ihm dann folgte.
    »Du kannst niemand anderes als Wills Schwester sein«, wandte Tatiana sich aufgeregt an Cecily, während Will und Jem in der Ferne verschwanden. Tessa hingegen ignorierte sie demonstrativ.
    Cecily starrte sie ungläubig an. »Das bin ich. Allerdings wüsste ich nicht, was das ausgerechnet jetzt für eine Rolle spielt. Tessa … kommst du mit?«
    »Natürlich«, sagte Tessa und folgte ihr. Ob es Will – oder Jem – nun gefiel oder nicht: Sie würde nicht tatenlos zusehen, wie die beiden sich in Gefahr begaben. Sie wollte bei ihnen sein. Nach einem Moment hörte sie Tatianas zögerliche Schritte auf dem Kiesweg hinter sich.
    Sie entfernten sich nun vom Haus und liefen leise in Richtung des italienischen Gartens, der halb versteckt hinter einer hohen Hecke lag. In der Ferne spiegelte sich ein Sonnenstrahl auf der Glasfläche einer Orangerie mit Kuppeldach. Es war ein wunderschöner Herbsttag, mit einer frischen Brise, die den Duft von feuchtem Laub herantrug. Tessa hörte ein Rascheln und warf einen Blick über die Schulter zum Haus. Die glatte weiße Fassade ragte hoch hinter ihr auf, nur durchbrochen von geschwungenen Balkonen.
    »Will«, wisperte sie, als er die Arme hob und ihre Hände sanft von seinem Nacken löste.
    Langsam streifte er Tessas Handschuhe ab, die kurz darauf neben der Maske und den Haarnadeln auf dem Boden landeten. Dann nahm er seine eigene Maske ab, warf sie beiseite, fuhr sich mit den Händen durch die feuchten schwarzen Haare und schob sie sich aus der Stirn. Die untere Kante der Maske hatte leichte Vertiefungen auf seinen Wangen hinterlassen, wie helle Narben. Doch als Tessa die Rillen berühren wollte, fing er ihre Hände sanft ab. »Nein, nicht…Bitte lass mich dich zuerst berühren«, raunte er. »Ich habe mich so lange danach gesehnt …«
    Eine heiße Röte stieg Tessa in die Wangen und sie wandte sich vom Haus und den damit verbundenen Erinnerungen ab. Inzwischen hatte die kleine Gruppe eine Lücke in der Hecke erreicht. Durch diese Öffnung war der italienische Garten deutlich zu sehen, umgeben von weiteren Sträuchern und

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