Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Wills Kampfmontur. Irgendetwas traf ihn in der Kniekehle, er verlor das Gleichgewicht und schlug mit der Schulter hart auf den steinigen Boden auf. Keuchend schnappte er nach Luft. Gleichzeitig bemerkte er, dass sich der dünne, geringelte Schwanz des Wurms um seine Knie gewunden hatte. Hektisch trat Will um sich, während er Sternchen sah, Jems besorgte Miene, den blauen Himmel über sich …
Pfumm. Ein Pfeil bohrte sich in den Schlangenschwanz, direkt unterhalb von Wills Knie. Benedicts Griff um seine Beine erschlaffte und Will rollte sich auf die Seite. Er rappelte sich auf und sah, wie Gideon und Gabriel Lightwood über den Gartenweg angerannt kamen. Gabriel hielt einen Bogen in der Hand und legte im Laufen einen weiteren Pfeil ein. Will erkannte zu seiner Überraschung, dass Gabriel Lightwood gerade auf seinen eigenen Vater geschossen hatte, um ihm das Leben zu retten.
Der Kopf des Wurms peitschte nach hinten und dann spürte Will auch schon zwei Hände, die ihm unter die Arme griffen und ihn hochhievten. Jem. Er gab Will frei, zückte seinen Stockdegen und starrte geradeaus. Der Dämonenwurm bäumte sich vor Schmerz auf, wand sich hin und her und entwurzelte dabei Sträucher und Hecken. Blätter flogen umher und die Schattenjäger keuchten und husteten gegen den Staub an, der die Luft erfüllte. Will konnte Cecily krächzen hören und hätte ihr am liebsten befohlen, zum Haus zurückzulaufen. Doch er wusste, dass sie seiner Aufforderung nicht folgen würde.
Fauchend warf der Wurm den Kopf so lange hin und her, bis sich der Dolch in seinem Hals löste, klirrend zu Boden fiel und zwischen den Rosensträuchern landete. Dann verschwand er und hinterließ dabei eine Spur aus Schleim und schwarzem Blut. Gideon verzog das Gesicht und fischte die Waffe mit Handschuhen aus dem Gebüsch.
Doch im nächsten Moment bäumte Benedict sich wie eine Kobra auf, das speicheltriefende Maul weit aufgerissen. Gideon hob das Schwert, wirkte aber gegenüber dem gewaltigen Rumpf der Kreatur wie ein Zwerg.
»Gideon!« Kreidebleich riss Gabriel seinen Bogen hoch. Will wirbelte zur Seite, als der Pfeil an ihm vorbeipflog und sich in den Schlangenkörper bohrte. Der Wurm kreischte, warf sich herum und schlängelte mit erstaunlicher Geschwindigkeit davon. Als er die Statuen passierte, fegte seine Schwanzspitze ein Standbild vom Sockel und wickelte sich fest darum, bis die Statue zu Staub zerbarst und als Steinhagel im Zierbrunnen landete.
»Beim Erzengel, er hat gerade Sophokles zerquetscht«, bemerkte Will, während der Wurm hinter einem hohen Gebäude verschwand, das an einen griechischen Tempel erinnerte. »Hat denn heutzutage niemand mehr Respekt vor den Klassikern?«
Keuchend ließ Gabriel den Bogen sinken. »Du Narr«, fuhr er seinen Bruder an. »Was hast du dir dabei gedacht, einfach so auf ihn loszugehen?«
Gideon wirbelte herum und zeigte mit dem blutigen Schwert auf Gabriel. »Nicht auf ›ihn‹. Auf es . Das ist nicht mehr unser Vater, Gabriel. Wenn du diese Tatsache noch immer nicht kapierst …«
»Ich habe einen Pfeil auf ihn abgeschossen!«, brüllte Gabriel. »Was willst du denn noch von mir, Gideon?«
Doch Gideon schüttelte nur den Kopf, als widere sein Bruder ihn an. Selbst Will, der Gabriel nun wirklich nicht mochte, verspürte einen Hauch Mitleid mit ihm. Schließlich hatte er tatsächlich auf die Kreatur geschossen.
»Wir müssen diesem Wesen nachsetzen«, sagte Gideon. »Es hat sich hinter der Gloriette versteckt …«
»Der was?«, fragte Will.
»Eine Gloriette, Will«, erklärte Jem. »Das ist ein rein zur Schau dienender Prachtbau. Ich nehme an, das Gebäude besitzt nicht mal einen richtigen Innenausbau.«
Gideon schüttelte den Kopf. »Nein, das ist alles nur Gips und Stuck. Wenn wir zwei uns von dieser Seite anschleichen und ihr beide von der anderen …«
»Cecily, was machst du da?«, rief Will und fiel Gideon damit ins Wort. Er wusste, dass er wie ein überreizter Vater klang, aber es war ihm egal.
Seine Schwester hatte ihre Klinge wieder in den Gürtel gesteckt und versuchte, eine der kleineren Eiben zu erklimmen, die sich innerhalb des ersten Heckenrondells befanden.
»Jetzt ist nicht der Moment, um auf Bäume zu klettern!«, tadelte Will.
Cecily warf ihm einen wütenden Blick zu, während der Wind ihr die schwarzen Haare ins Gesicht fegte. Sie setzte zu einer Antwort an, doch bevor sie etwas sagen konnte, ertönte ein tiefes Rumpeln wie von einem Erdbeben und die Gloriette zerbarst in
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