Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
die Klinge in der Hand, während sich die scharfen Zähne pfeilschnell auf sie zubewegten. Doch Will war schneller: Er machte einen Satz und stieß seine Schwester beiseite, sodass sie beide in dem Moment unter eine Hecke rollten, in dem der Kopf des Wurms dröhnend auf den Boden auftraf und einen tiefen Krater darin hinterließ – genau an der Stelle, an der Cecily gerade noch gestanden hatte.
»Will!« Cecily riss sich von ihm los, allerdings nicht rechtzeitig, um eine Kollision zu vermeiden: Ihre Seraphklinge traf Will am Unterarm und hinterließ eine rote Brandwunde. »Das war vollkommen unnötig!«, fauchte sie ihn an und ihre blauen Augen funkelten zornig.
»Dir fehlt die nötige Erfahrung!«, brüllte Will, fast außer sich vor Wut und Sorge. »Du bringst dich noch um! Rühr dich nicht vom Fleck!« Er griff nach Cecilys Klinge, doch sie drehte sich von ihm weg und sprang auf die Beine. Eine Sekunde später attackierte der Wurm erneut, mit weit aufgerissenem Maul. Beim Versuch, seine Schwester außer Gefahr zu bringen, hatte Will sein eigenes Schwert verloren. Die Waffe lag mehrere Schritte entfernt. Blitzschnell warf Will sich auf die Seite und entging den scharfen Zähnen der Kreatur nur um Haaresbreite.
Aber im nächsten Moment war Jem zur Stelle, einen Stockdegen in der Hand, und trieb dem Wurm die Klinge tief in die Flanke. Sofort sprühte schwarzes Blut aus der Stichwunde. Die Kreatur stieß einen infernalischen Schrei aus, zuckte zurück und verschwand zischelnd hinter einer Hecke.
Will wirbelte herum. Er konnte Cecily kaum sehen, denn Jem hatte sich zwischen sie und Benedict geworfen. Hinter Jem, der mit Blut und Dreck beschmiert war, hatte Tessa Tatiana auf ihren Schoß gezogen. Ihre Röcke bauschten sich im Wind – das Fuchsiarosa von Tatianas Kostüm mischte sich mit dem Gold von Tessas ruiniertem Brautkleid. Tessa hatte sich über Tatiana gebeugt, um ihr den Anblick ihres Vaters zu ersparen. Ihre Haare und Kleidung waren getränkt von schwarzem Dämonenblut, ihr Gesicht kreidebleich. Als sie aufschaute, trafen sich ihre und Wills Blicke.
Einen Moment lang verschwanden der Garten, die Geräusche und der faulige Gestank des Dämons und Will war mit Tessa allein an einem vollkommen stillen Ort. Am liebsten wäre er zu ihr gelaufen, hätte die Arme um sie geschlungen, sie beschützt.
Doch dieses Vorrecht gebührte Jem, nicht ihm. Nicht ihm.
Der Moment verstrich und im nächsten Augenblick rappelte Tessa sich auf, zerrte Tatiana auf die Beine und legte sich ihren Arm um die Schultern, während sich das Mädchen halb ohnmächtig gegen sie lehnte.
»Du musst sie von hier wegbringen. Sie kommt hier sonst noch um«, sagte Will und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. »Sie besitzt keinerlei Schattenjägererfahrung.«
Ein vertrauter, sturer Zug zeichnete sich um Tessas Mundwinkel ab. »Ich will euch aber nicht alleinlassen.«
Cecily starrte ihren Bruder entsetzt an. »Du meinst doch nicht etwa … Würde dieser Wurm denn nicht innehalten? Sie ist seine Tochter. Wenn er noch irgendetwas für seine Familie empfindet …«
»Er hat seinen Schwiegersohn verschlungen, Cecy«, knurrte Will. »Tessa, bring Tatiana von hier weg, wenn dir ihr Leben lieb ist. Und bleib mit ihr beim Haus. Es wäre eine Katastrophe, wenn sie hierher zurückgerannt käme.«
»Vielen Dank, Will«, murmelte Jem, als Tessa auf dem Absatz kehrtmachte und Tatiana wütend fortzerrte.
Doch Will empfand Jems Worte wie drei Nadelstiche in seinem Herzen. Jedes Mal, wenn er Tessa beschützte, ging Jem davon aus, dass er es ausschließlich ihm zuliebe tat. Und jedes Mal wünschte Will, Jem läge damit richtig. Aber jeder Nadelstich hatte einen Namen. Schuld. Scham. Liebe.
Plötzlich schrie Cecily auf. Ein Schatten verdunkelte die Sonne und die Hecke vor Will flog auseinander. Einen Moment starrte er in den dunkelroten Schlund des gewaltigen Wurms, von dessen Zähnen Speichelfäden herabhingen. Sofort griff Will nach dem Schwert an seinem Gürtel, doch der Wurm holte bereits zum tödlichen Angriff aus. In seinem Hals steckte ein Dolch, den Will sofort wiedererkannte, ohne sich dafür umdrehen zu müssen – Jems Waffe. Dann hörte er, wie sein Parabatai einen warnenden Schrei ausstieß, während der Wurm sich erneut auf Will stürzte. Pfeilschnell riss Will sein Schwert hoch und rammte es dem Wesen von unten, durch den Unterkiefer hindurch, in den Rachen. Blut spritzte in alle Richtungen und brannte sich mit einem Zischen in
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