Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Schwangerschaft gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein Lilithkind unter dem Herzen zu tragen, ist etwas anderes, als ein menschliches Kind zu erwarten. Und genau zu dem Zeitpunkt bin ich zu ihr gegangen und habe ihr den Klockwerk-Engel gegeben. Ich habe ihr erklärt, dass sie durch das Tragen des Anhängers das Leben ihres ungeborenen Kindes schützen könne. Und sie hat mir geglaubt. Schließlich habe ich ja nicht gelogen. Sie, junge Dame, sind zwar unsterblich, aber nicht unverwundbar. Auch Sie können getötet werden. Der Engel ist auf Ihr Leben abgestimmt; er wurde dafür geschaffen, Sie zu retten, wenn Sie in Lebensgefahr schweben. Vermutlich hat er Sie schon vor Ihrer Geburt hunderte Male vor dem Tod bewahrt – und Ihnen auch danach bereits mehrfach das Leben gerettet. Denken Sie einmal an die vielen Situationen, in denen Sie dem Tode nahe waren! Erinnern Sie sich daran, wie er Ihnen geholfen hat!«
Tessa rief sich diese Momente ins Gedächtnis zurück: Ihr Engel hatte den Automaten attackiert, der ihr die Luft abgeschnürt und sie fast erdrückt hatte; der Engel hatte die vielgliedrige Metallklaue der Kreatur abgewehrt, die sie in der Nähe von Ravenscar Manor angegriffen hatte; und er hatte ihren lebensgefährlichen Sturz in die Schlucht abgefangen. »Aber er hat mich weder vor Folterungen noch vor Verletzungen bewahrt.«
»Nein. Denn diese sind Teil des menschlichen Lebens.«
»Genau wie der Tod«, erwiderte Tessa. »Ich bin kein Mensch und dennoch haben Sie zugelassen, dass die Dunklen Schwestern mich folterten. Das werde ich Ihnen nie verzeihen. Selbst wenn Sie mich davon überzeugen würden, dass der Tod meines Bruders selbstverschuldet, dass Thomas’ Tod gerechtfertigt, dass Ihr Hass angemessen war – aber das könnte ich Ihnen niemals verzeihen.«
Mortmain hob die Kiste zu seinen Füßen an und drehte sie auf den Kopf. Mit lautem Klirren und Rasseln fiel der Inhalt auf den Boden: Zahnräder, Nockenscheiben und Getriebe, abgetrennte, mit schwarzer Flüssigkeit beschmierte Messingteile und schließlich etwas, das wie ein roter Gummiball auf dem Metallhaufen landete und hochhüpfte: ein abgetrennter Schädel.
Mrs Blacks Kopf.
»Ich habe sie vernichtet«, sagte Mortmain. »Für Sie. Ich wollte Ihnen beweisen, dass es mir ernst ist, Miss Gray.«
»Ernst? Womit?«, fragte Tessa fordernd. »Warum haben Sie all das getan? Wozu haben Sie mich erschaffen?«
Seine Lippen zuckten, brachten aber kein richtiges Lächeln zustande. »Aus zwei Gründen. Zunächst einmal, damit Sie Kinder gebären können.«
»Aber Hexenwesen können keine …«
»Nein, das können sie in der Tat nicht«, sagte Mortmain. »Aber Sie sind kein normales Hexenwesen. In Ihnen haben sich das Dämonenblut und das Engelsblut eine himmlische Schlacht geliefert und die Engel haben gesiegt. Sie sind keine Schattenjägerin, aber Sie sind auch kein Hexenwesen. Sie sind etwas Neues, vollkommen anderes.« Er hielt einen Moment inne und fuhr dann verächtlich fort: » Schattenjäger … Alle Mischlinge aus Schattenjägern und Dämonen sterben – und darauf sind die Nephilim sehr stolz. Sie sind froh, dass ihr Blut nicht verseucht wird, ihr Geschlecht nie von Magie befleckt. Aber Sie …Sie können Magie betreiben. Sie können wie jede andere Frau Kinder bekommen. Nicht in den nächsten Jahren, aber sobald Sie Ihre vollständige Reife erlangt haben. Das haben mir die größten Hexenmeister unserer Zeit versichert. Gemeinsam werden wir eine neue Rasse erschaffen, mit der Schönheit der Schattenjäger, aber ohne Lilithmal. Es wird eine Rasse sein, die die Arroganz der Schattenjäger brechen und sie letztendlich auf dieser Erde ersetzen wird.«
Tessa versagten die Beine. Sie sackte auf dem Boden zusammen, umgeben von ihrem Morgenmantel, der sich wie eine schwarze Wasserlache um sie herum ausbreitete. »Sie … Sie wollen mich dazu benutzen, Ihre Kinder zu gebären?«
Nun grinste Mortmain breit. »Ich bin kein unehrenhafter Mann«, sagte er. »Ich biete Ihnen die Ehe an. Etwas anderes war nie meine Absicht.« Mit einer Hand deutete er auf den armseligen Haufen aus zerklüftetem Metall und grauen Gewebefetzen, der einst Mrs Black gewesen war. »Ich würde es vorziehen, wenn Sie aus freien Stücken einwilligen. Und ich kann Ihnen versprechen, dass ich mit all Ihren Feinden gleichermaßen verfahren werde.«
Meine Feinde. Tessa dachte an Nate, seine blutige Hand, die sich um ihre geschlossen hatte, als er auf ihrem Schoß gestorben war.
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