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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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verlassene Landschaft führte, abgesehen von verstreut liegenden Farmen in der Ferne. Die Straße schien sich endlos zu ziehen, endloser als der graue Himmel über ihm. Im Gasthaus »Cann Office Hotel« hatte er eine kurze Rast eingelegt und etwas gegessen, war dann aber schnell wieder aufgebrochen. Die Reise war das einzige, was zählte.
    Nun, da er sich in Wales befand, konnte er es spüren: das Sehnen in seinen Adern, das ihn zu dem Ort zog, an dem er auf die Welt gekommen war. Trotz Cecilys Beteuerungen hatte er die Verbindung nicht gefühlt – bis jetzt, da er die walisische Luft atmete und die walisischen Farben sah: das Grün der Hügel, das Grau des Schiefergesteins und des Himmels, das Weiß der gekalkten Häuser, die cremefarbenen Tupfen der Schafe auf den grünen Weiden. Kiefern und Eichen leuchteten in einem dunklen Smaragdgrün in der Ferne, wohingegen die Vegetation in der Nähe der Straße bald graugrüne und ockergelbe Schattierungen annahm.
    Während Will tiefer ins Landesinnere vordrang, wurden die sanften grünen Hügel immer steiler, die Straße immer unwegsamer und die Sonne sank allmählich in Richtung der nicht mehr weit entfernten Berge. Er wusste jetzt, wo er war, wusste, dass er nun das Dyfi Valley erreicht hatte, mit den ersten hohen, zerklüfteten Gipfeln direkt vor ihm. Zu seiner Linken sah er die Spitze des Car Afron, dessen Flanke wie von einem zerfetzten grauen Spinngewebe aus grauem Schiefer und Schotter überzogen wirkte. Die Straße führte höher und höher, und während Will Balios vorantrieb, sackte er irgendwann im Sattel zusammen und nickte gegen seinen Willen immer wieder ein. Er träumte von Cecily und Ella, die über Hügel und Berge wie diese liefen und ihm zuriefen, Will! Los, komm mit uns, Will! Außerdem träumte er von Tessa; sie streckte ihm die Hände entgegen und er wusste, dass er nicht eher ruhen würde, bis er sie erreicht hatte. Selbst wenn sie ihn im richtigen Leben niemals auf diese Weise ansehen würde, selbst wenn der sanfte Ausdruck in ihren Augen jemand anderem galt. Gelegentlich tastete seine Hand nach dem Anhänger in seiner Tasche – so wie jetzt, da er erneut nach dem Schmuckstück aus Jade griff.
    Plötzlich traf ihn etwas hart an der Seite. Im Fallen ließ er den Anhänger los, bevor er auf dem grasbewachsenen Felsgestein am Straßenrand aufschlug. Ein heißer Schmerz schoss seinen Arm hinauf und Will rollte sich zur Seite, gerade noch rechtzeitig, ehe er unter Balios begraben wurde, der neben ihm zu Boden stürzte. Keuchend schaute Will sich um; dann erkannte er, dass man sie nicht attackiert hatte. Sein Pferd, das einfach zu erschöpft war, um auch noch einen Schritt zu machen, war unter ihm zusammengebrochen.
    Will hievte sich auf die Knie und kroch zu Balios. Der schwarze Hengst war schaumbedeckt und schaute ihn mit rollenden Augen flehentlich an, als Will sich ihm näherte und die Arme um seinen Hals schlang. Zu seiner Erleichterung ging Balios’ Puls ruhig und beständig. »Balios, Balios«, raunte Will leise und strich dem Tier über die Mähne. »Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so schinden dürfen.«
    Er erinnerte sich daran, wie Henry die Institutspferde gekauft und nach einem passenden Namen für sie gesucht hatte. Will hatte ihn schließlich auf die Idee gebracht: Balios und Xanthos, nach den unsterblichen Pferden des Achill. Wir zwar wollten im Lauf auch Zephyros Atem ereilen,/Welcher doch schnell vor allen daherstürmt.
    Aber diese Pferde waren unsterblich gewesen, im Gegensatz zu seinem Hengst. Natürlich war Balios kräftiger und schneller als herkömmliche Pferde, aber auch er hatte seine Grenzen. Von einem Schwindelgefühl erfasst, legte Will sich auf den Rücken und schaute hinauf in den Himmel: Er wirkte straff gezogen wie ein graues Laken, nur hier und dort mit schwarzen Wolken durchsetzt.
    In der kurzen Zeitspanne zwischen der Aufhebung seines »Fluchs« und dem Moment, in dem er von Jems und Tessas Verlobung erfuhr, hatte er überlegt, Tessa hierher nach Wales zu bringen, um ihr all die Orte aus seiner Kindheit zu zeigen. Er hatte darüber nachgedacht, sie nach Pembrokeshire mitzunehmen, um St. David’s Head herumzuwandern und die dortigen Kliffpflanzen mit den kleinen Blütchen zu bewundern; und er wollte ihr das tiefblaue Meer bei Tenby zeigen und an der Flutlinie nach Muscheln suchen. Doch all das erschien ihm jetzt wie ein Kindertraum: Auf ihn wartete nur die Straße, weitere Meilen im Sattel, noch größere

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