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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Sie dachte wieder an Jem und daran, dass er nie mit seinem Schicksal gehadert, sondern sich ihm tapfer gestellt hatte; sie dachte an Charlotte, die Jessamines Tod beweint hatte, obwohl Jessie sie hintergangen hatte; und sie dachte an Will, der ihr sein Herz zu Füßen gelegt hatte, damit sie und Jem darauf zum Altar schreiten konnten – weil er sie beide mehr liebte als sich selbst. Es gab so viel Güte in dieser Welt, dachte sie – zwar verwoben mit Sehnsüchten und Träumen, mit Reue und Bitterkeit, mit Groll und Machtkämpfen, aber dennoch nicht zu übersehen. Nur Mortmain würde das niemals erkennen.
    »Sie werden es nie verstehen«, sagte Tessa. »Sie behaupten, dass Sie Dinge erschaffen, Dinge erfinden, aber ich kenne einen Erfinder – Henry Branwell – und Sie sind in nichts mit ihm zu vergleichen. Er erweckt Dinge zum Leben, Sie dagegen zerstören einfach nur. Und nun präsentieren Sie mir einen toten Dämon, als handelte es sich um einen Strauß Blumen statt um einen weiteren Toten. Sie haben keinerlei Gefühle, Mr Mortmain, keinerlei Einfühlungsvermögen. Wenn ich es nicht schon vorher gewusst hätte, wäre es spätestens dann überdeutlich geworden, als Sie versucht haben, James Carstairs’ Krankheit dazu zu benutzen, mich hierher zu zwingen. Obwohl er Ihretwegen im Sterben liegt, wollte er mir nicht erlauben, zu Ihnen zu gehen – wollte Ihr Yin Fen nicht annehmen. So verhalten sich gute Menschen.«
    Tessa sah den Ausdruck auf Mortmains Gesicht: Enttäuschung, allerdings rasch ersetzt durch eine gerissene Miene. »So, er wollte es Ihnen also nicht erlauben?«, hakte er nach. »Dann habe ich mich in Ihnen doch nicht getäuscht: Sie hätten es tatsächlich getan, Sie wären hergekommen, zu mir, aus Liebe.«
    »Nicht aus Liebe zu Ihnen.«
    »Nein«, sagte er nachdenklich, »nicht aus Liebe zu mir.« Dann holte er einen Gegenstand aus der Tasche, den Tessa sofort wiedererkannte.
    Angewidert starrte sie auf die entgegenstreckte Taschenuhr, die an ihrer goldenen Kette hin und her baumelte. Die Uhr war eindeutig nicht aufgezogen – die Zeiger hatten schon lange aufgehört, sich zu drehen, und die Zeit schien um Mitternacht stehen geblieben zu sein. Auf der Rückseite des Uhrgehäuses waren die Initialen J.T. S. in einer eleganten Schrift eingraviert.
    »Ich sagte ja bereits, dass ich Sie aus zweierlei Gründen erschaffen habe«, fuhr Mortmain fort. »Und das hier ist der zweite Grund. Obwohl es auf der Welt jede Menge Gestaltwandler gibt – Dämonen und Magier, die die äußere Erscheinung anderer Personen annehmen können –, sind Sie die einzige, die sich wahrhaftig in die andere Person verwandeln kann. Diese Uhr hat einst meinem Vater gehört. John Thaddeus Shade. Ich bitte Sie, die Uhr zu nehmen und sich in meinen Vater zu verwandeln, damit ich ein letztes Mal mit ihm sprechen kann. Wenn Sie das tun, werde ich meine gesamten Yin-Fen -Vorräte, und das sind nicht unbeträchtliche Mengen, zum Institut schicken. Für James Carstairs.«
    »Er würde das Mittel nicht nehmen«, erwiderte Tessa sofort.
    »Aber warum nicht?« Mortmains Ton klang ruhig und vernünftig. »Schließlich sind Sie nicht länger mit dem Erhalt der Droge verknüpft. Es handelt sich um ein Geschenk, eine freiwillige Gabe. Es wäre töricht, es wegzuwerfen, und würde auch gar nichts bringen. Wohingegen Sie mit diesem kleinen Gefallen gewiss sein Leben retten könnten. Was sagen Sie dazu, Tessa Gray?«
    Will. Will, wach auf.
    Tessas Stimme, unverkennbar … Sie riss Will aus seinem Dämmerzustand. Ruckartig setzte er sich im Sattel auf, klammerte sich an Balios’ Mähne, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, und schaute sich verschlafen um.
    Grün, Grau, Blau … die Farben der walisischen Landschaft umgaben ihn. Im Morgengrauen hatte er die Grenze zwischen England und Wales überschritten und kurz darauf Welshpool hinter sich gelassen. Will konnte sich kaum an diesen Teil der Reise erinnern, nur an eine endlose Reihe ständig wechselnder Ortschaften: Norton, Atcham, Emstrey, Weeping Cross, dann die Straße an Shrewsbury vorbei und endlich die Grenze und die Hügel von Wales in der Ferne. In der Morgendämmerung hatte die Landschaft geisterhaft gewirkt – alles war in Nebel gehüllt, bis die aufsteigende Sonne die Schwaden langsam aufgelöst hatte.
    Will vermutete, dass er irgendwo in der Nähe von Llangadfan sein musste, auf einer pittoresken Straße, die über einem alten Römerweg angelegt war und durch eine mehr oder weniger

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