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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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wieder frei atmen. Er dachte an die Hölle, die er seit seinem Aufbruch in London durchgemacht hatte – die pausenlosen Tage im Sattel, die schlaflosen Nächte. Blut und Tod und Schmerz und Kampf. Alles, um hierher zu gelangen – zu Tessa.
    »Will«, sagte sie wieder.
    Er blickte zu ihr hinab, in ihr tränenfeuchtes Gesicht. Auf ihrem Wangenknochen prangte ein Bluterguss: Jemand hatte sie geschlagen. Heiße Wut kochte in ihm hoch. Er würde herausfinden, wer das getan hatte, und dann würde er denjenigen töten. Falls es sich um Mortmain handelte, würde er ihn allerdings erst töten, nachdem er sein grässliches Laboratorium vollständig niedergebrannt hatte – damit dieser Irre die Zerstörung all seiner Kreaturen miterleben konnte …
    »Will«, setzte Tessa erneut an und riss ihn aus seinen Gedanken. Sie klang beinahe atemlos. »Will, du Idiot.«
    Seine romantischen Gedanken kamen so abrupt zum Stehen wie eine Droschke im dichten Verkehr der Fleet Street. »Ich … was?«
    »Ach, Will«, seufzte Tessa. Ihre Lippen bebten und sie sah aus, als könnte sie sich nicht entscheiden, ob sie lachen oder weinen sollte. »Erinnerst du dich, wie du mir einmal gesagt hast, dass der stattliche junge Kavalier, der eine Dame vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren versucht, niemals falsch liegt? Selbst wenn er behaupten würde, der Himmel sei violett und von Igeln bevölkert. Weißt du das noch?«
    »Ja. Das war bei unserer allerersten Begegnung.«
    »Ach, Will, mein Will.« Behutsam löste sie sich von ihm und schob sich eine Locke hinters Ohr, hielt den Blick aber fest auf ihn gerichtet. »Ich will mir gar nicht ausmalen, wie du mich gefunden hast … wie schwierig es gewesen sein muss. Es ist einfach unglaublich. Aber … hast du wirklich gedacht, Mortmain würde mich unbewacht in einem Raum mit weit geöffneter Tür zurücklassen?« Tessa drehte sich um, ging ein paar Schritte in Richtung der Höhlenmitte und blieb dann abrupt stehen. »Hier«, sagte sie, hob ihre Hand und spreizte die Finger. »An dieser Stelle ist die Luft so massiv und undurchdringlich wie eine Mauer. Diese Höhle ist ein Gefängnis, Will – und du sitzt nun zusammen mit mir hier gefangen.«
    Will war Tessa gefolgt und ahnte bereits, was er vorfinden würde. Denn er erinnerte sich an den Widerstand, den er beim Durchqueren des Raums gespürt hatte. Die Luft vibrierte leicht, als er sie mit den Fingern berührte, aber sie war härter als eine gefrorene Eisfläche. »Ich kenne diese Konfiguration«, sagte er. »Der Rat nutzt manchmal eine Variante davon.« Er ballte die Hand zur Faust und schlug mit solcher Wucht gegen die undurchdringliche Luft, dass seine Fingerknöchel schmerzten. »Uffern gwaedlyd«, fluchte er unterdrückt auf Walisisch. »Da bin ich den ganzen verdammten Weg quer durchs Land geritten, um zu dir zu finden, und dann bekomme ich noch nicht mal das hier vernünftig hin. In dem Moment, in dem ich dich gesehen habe, konnte ich an nichts anderes denken, als dich in den Armen zu halten. Beim Erzengel, Tessa …«
    »Will!« Tessa nahm ihn am Arm. »Wage es bloß nicht, dich zu entschuldigen! Begreifst du denn nicht, was es für mich bedeutet, dass du hier bist? Das ist wie ein Wunder oder wie ein direktes Eingreifen des Himmels, weil ich gehofft hatte, die Gesichter meiner Lieben vor meinem Tod noch einmal sehen zu dürfen.« Ihre Worte waren klar und aufrichtig – eine Eigenschaft, die Will schon immer an Tessa geliebt hatte: die Tatsache, dass sie nichts verbarg oder heuchelte, sondern offen und ohne Umschweife ihre Meinung sagte. »Als ich im Haus der Dunklen Schwestern war, gab es niemanden, der sich die Mühe gemacht hätte, nach mir zu suchen. Dass du mich gefunden hast, war reiner Zufall. Doch jetzt …«
    »Jetzt habe ich uns beide zum gleichen Schicksal verurteilt«, erwiderte Will leise. Er zückte einen Dolch und rammte ihn in die unsichtbare Mauer vor ihm. Doch die mit Runen versehene silberne Klinge zerbarst. Will warf das abgebrochene Heft beiseite und fluchte erneut vor sich hin.
    Behutsam legte Tessa ihm eine Hand auf die Schulter. »Wir sind nicht verurteilt«, widersprach sie. »Du bist doch bestimmt nicht allein hergekommen, Will. Henry oder Jem werden uns finden und befreien. Die Mauer kann von der anderen Seite entfernt werden. Ich habe gesehen, wie Mortmain das gemacht hat und …«
    Will wusste nicht, was als Nächstes geschah. Bei der Erwähnung von Jems Namen musste sich seine Miene wohl verändert haben,

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