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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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denn er bemerkte, wie Tessa erbleichte und ihre Hand seinen Arm fester umklammerte. »Tessa«, sagte er. »Ich bin allein hier.« Das Wort »allein« kam stockend über seine Lippen, als könnte er die Bitterkeit seines Verlustes auf seiner Zunge schmecken und hätte Mühe, es überhaupt auszusprechen.
    »Jem?«, wisperte sie. Es handelte sich um mehr als nur eine Frage.
    Will schwieg; seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er hatte angenommen, er könnte Tessa rasch hier herausholen, ehe er ihr von Jem erzählte; er hatte sich vorgestellt, sie an einen sicheren Ort zu bringen, wo genügend Zeit und Raum war, um sie zu trösten. Doch nun wusste er, wie dumm diese Annahme gewesen war – und auch die Vorstellung, man könne seinem Gesicht den Verlust nicht deutlich ansehen.
    Jetzt wich auch der letzte Rest an Farbe aus Tessas Wangen, wie das letzte Aufflackern einer Flamme, die dann endgültig erlosch. »Nein«, flüsterte sie.
    »Tessa …«
    Kopfschüttelnd wich sie einen Schritt zurück. »Nein, das ist nicht möglich. Das hätte ich doch gewusst – nein, das kann nicht sein.«
    Hilflos streckte er ihr seine Hand entgegen. »Tess…«
    Tessa hatte am ganzen Körper zu zittern begonnen. »Nein«, stammelte sie erneut. »Nein, sag es nicht. Wenn du es nicht aussprichst, ist es auch nicht wahr. Es kann nicht wahr sein. Das ist nicht fair.«
    »Es tut mir leid«, sagte Will leise.
    Tessa entgleisten die Gesichtszüge und sie brach zusammen wie ein Damm unter zu hohem Druck: Sie sank auf die Knie, krümmte sich und schlang die Arme um sich, als könnte sie so verhindern, in tausend Stücke zu zerbrechen.
    Erneut spürte Will eine Woge dieses ohnmächtigen Schmerzes, der ihn auch im Innenhof des Wirtshauses überwältigt hatte. Was hatte er getan? Er war hierhergekommen, um Tessa zu retten, doch stattdessen hatte er ihr nur zusätzlichen Schmerz bereitet. Es schien fast, als wäre er tatsächlich verflucht – nur dazu fähig, denjenigen, die er liebte, Kummer und Leid zuzufügen.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er aus tiefstem Herzen. »So furchtbar leid. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich an seiner Stelle gestorben.«
    Bei diesen Worten schaute Tessa auf. Will wappnete sich bereits gegen ihren anklagenden Blick, doch in ihren Augen war kein Vorwurf zu erkennen. Stattdessen streckte sie ihm nur stumm die Hand entgegen.
    Verwundert und überrascht nahm er ihre Hand und ließ sich von ihr hinabziehen, bis er vor ihr auf dem Boden kniete.
    Ihr Gesicht war tränenüberströmt, umgeben von ihren dichten Locken, denen der Schein des Kaminfeuers einen goldenen Glanz verlieh. »Das Gleiche gilt für mich«, sagte sie. »Oh, Will. Das ist alles nur meine Schuld. Er hat sein Leben für mich weggeworfen. Wenn er seine Arznei doch nur sparsamer genommen hätte … wenn er sich mehr Ruhe gegönnt hätte, statt mir gute Gesundheit vorzutäuschen …«
    »Nein!« Will packte Tessa an den Schultern und drehte sie zu sich. »Es ist nicht deine Schuld. Niemand könnte das je behaupten …«
    Doch Tessa schüttelte den Kopf. »Wie kannst du nur meine Nähe ertragen?«, fragte sie verzweifelt. »Ich habe dir den Parabatai genommen. Und jetzt werden wir beide hier sterben. Und das alles nur meinetwegen.«
    »Tessa«, flüsterte Will geschockt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in dieser Situation gewesen war, wann er das letzte Mal jemanden hatte trösten müssen, dessen Herz gebrochen war, und dass er diesen Trost tatsächlich hatte spenden dürfen, statt sich zwingen zu müssen, demjenigen den Rücken zu kehren. Er fühlte sich so unbeholfen wie ein kleiner Junge – wie damals, als ihm das Messer wieder und wieder ungeschickt aus der Hand gefallen war, bis Jem ihm gezeigt hatte, wie man es richtig warf. Ratlos räusperte er sich. »Komm her«, sagte er leise und zog sie zu sich heran, bis sie beide auf dem Boden saßen, Tessa an ihn gelehnt, den Kopf auf seiner Schulter, seine Finger sanft in ihrem Haar. Er spürte, wie ihr Körper an seinem bebte, aber sie rückte nicht von ihm ab. Stattdessen klammerte sie sich an ihn, als würde seine Anwesenheit ihr wahrhaftig Trost spenden.
    Und falls er sich tatsächlich einen Gedanken daran erlaubte, wie warm sie sich in seinen Armen anfühlte oder wie weich ihr Atem über seine Haut strich, dann geschah das wirklich nur für einen so kurzen Moment, dass er sich einreden konnte, es wäre ein Zufall gewesen.
    Tessas Kummer tobte stundenlang wie ein Sturm, bevor er sich langsam

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