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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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tastete nach seinem Elbenstein, ließ dann aber die Hand sinken – er wollte lieber kein Licht machen, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. Die Nachtsichtrune musste ausreichen.
    Zumindest verriet sie ihm, dass er sich in einer Höhle mit Wänden aus rauem Vulkangestein befand.
    Als er nach oben schaute, konnte er über sich die wirbelnden Fluten des Sees sehen, wie von einer Glasscheibe in der Schwebe gehalten, und darüber einen verschwommenen Mondstrahl. Von der Höhle selbst gingen mehrere Tunnel ab, allerdings ohne jeden Hinweis darauf, wohin sie führten. Will rappelte sich auf, wählte blindlings den ersten Tunnel zu seiner Linken und bewegte sich vorsichtig durch die Dunkelheit.
    Auf dem glatten Boden des breiten Tunnels waren keinerlei Spuren zu sehen, die erkennen ließen, dass die Klockwerk-Kreaturen hier entlanggegangen sein konnten. Will erinnerte sich daran, wie er vor etlichen Jahren zusammen mit seinem Vater den Cadair Idris erklommen hatte. Viele Legenden rankten sich um diesen Berg: Es hieß, er sei einst der Sitzplatz eines Riesen gewesen, der auf dem Gipfel wie auf einem Stuhl gesessen und die Sterne beobachtet hatte. Eine andere Sage berichtete, dass König Artus und seine Ritter unter dem Berg schliefen und darauf warteten, dass Britannien erwachen und sie erneut brauchen würde. Und schließlich ging das Gerücht, dass jeder, der eine Nacht auf dem Gipfel verbrachte, als Poet oder als Verrückter zurückkehren würde. Wenn doch nur bekannt wäre, welch seltsame Dinge sich in Wahrheit hier abspielten, überlegte Will, als er um eine Krümmung des Tunnels bog und eine größere Höhle vor sich sah.
    Die Höhle öffnete sich am hinteren Ende zu einem weiten Raum, der in einem schwachen Licht leuchtete. Hier und dort nahm Will ein silbernes Schimmern wahr, das er für fließendes Wasser hielt, welches an den schwarzen Felswänden herabströmte. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich als das Glitzern von Quarzadern im Gestein.
    Will steuerte auf den schwachen Lichtschein zu. Er fühlte sein Herz wie verrückt klopfen und versuchte, langsamer zu atmen und seinen Puls zu beruhigen. Dabei wusste er ganz genau, was seinen Herzschlag derartig beschleunigte. Tessa. Falls Mortmain sie in seiner Gewalt hatte, dann war sie hier. Ganz in der Nähe. Irgendwo in diesem Labyrinth aus Höhlen und Tunneln würde er sie finden.
    Er hörte Jems Stimme in seinem Kopf, als stünde sein Parabatai an seiner Seite und würde ihm Ratschläge erteilen. Jem hatte immer gesagt, dass Will lieber auf das Ende einer Mission zustürmte, statt systematisch vorzugehen. Und er hatte ihm stets geraten, den Blick auf den nächsten Schritt auf dem Weg zu richten, statt auf die Berge in der Ferne – sonst würde er sein Ziel nie erreichen. Will schloss einen Moment die Augen. Er wusste, dass Jem recht hatte, aber es fiel ihm schwer, sich an seine Ratschläge zu halten, wenn sein Ziel das Mädchen war, das er liebte.
    Schließlich öffnete er die Augen wieder und bewegte sich auf den schwachen Lichtschein am hinteren Ende der Höhle zu. Der Boden unter seinen Füßen war glatt, ohne irgendwelche Felsbrocken oder Steine, und wie Marmor gemasert. Plötzlich flammte das Licht auf … und Will hielt abrupt inne. Nur sein jahrelanges Training als Schattenjäger verhinderte, dass er kopfüber in den Tod stürzte.
    Denn der Steinboden ging unvermittelt in einen steilen Abgrund über. Will befand sich auf einem Felsvorsprung und blickte in ein rundes Amphitheater hinab – bis zum Rand mit Automaten gefüllt. Die Kreaturen standen stumm und reglos da, wie mechanische Spielzeugfiguren, deren Aufziehmechanismus abgelaufen war. Genau wie die Automaten im Dorf waren auch sie mit Fetzen ehemaliger Militäruniformen bekleidet und sie standen in Reih und Glied wie lebensgroße Zinnsoldaten.
    In der Mitte des Raums entdeckte Will ein erhöhtes steinernes Podest mit einem Tisch, auf dem ein weiterer Automat lag, wie ein Leichnam bei einer Autopsie. Der Kopf bestand aus glattem Metall, aber der Rest des Körpers war mit blasser, menschlicher Haut bespannt – und auf dieser Haut prangten tintenschwarze Runen.
    Will starrte darauf und erkannte die Runenmale der Reihe nach: Gedächtniskunst, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Nachtsicht. Natürlich würden sie nicht funktionieren – nicht bei einem Apparat aus Metall und Menschenhaut. Bestenfalls würde er andere Schattenjäger aus der Ferne täuschen können, es sei denn …
    Es sei denn,

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