Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
geht … Das Gleiche gilt natürlich auch für Tessa. Also wirklich, ich habe den Eindruck, dass sich der ganze Haushalt auflöst und in alle Winde zerstreut.«
»Sandwiches?«, hakte Henry nach, der dies offenbar als den wesentlichen Bestandteil von Charlottes Rede herausgegriffen hatte. Wehmütig schaute er sie an.
Charlotte lächelte. »In der Küche liegen noch ein paar für dich … falls du dich von deiner Arbeit losreißen kannst. Vermutlich sollte ich das nicht sagen, schließlich habe ich selbst Stunden mit Benedicts Büchern verbracht, was durchaus faszinierend war … Aber woran genau arbeitest du eigentlich?«
»An einem Portal«, erklärte Henry eifrig. »Eine besondere Form des Transports. Etwas, das es unter Umständen ermöglicht, einen Schattenjäger im Nu von einem Standort auf dem Globus zum nächsten zu transportieren. Mortmains Ringe haben mich auf die Idee gebracht.«
Verwundert schaute Charlotte ihn an. »Aber bei Mortmains Ringen handelt es sich zweifellos um schwarze Magie …«
»Aber hierbei nicht. Ach ja, da ist noch etwas anderes. Komm, ich habe etwas für Buford entwickelt.«
Charlotte ließ sich von ihrem Mann beim Handgelenk nehmen und quer durch den Raum ziehen. »Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, Henry, mein Sohn wird nicht auf den Namen Buford getauft, auf keinen Fall … Beim Erzengel, ist das etwa eine Krippe?«
Henry strahlte. »Es ist besser als eine Krippe!«, verkündete er und zeigte mit ausgestreckten Armen auf ein solide wirkendes Kinderbett, das zwischen zwei Stützen hing. Charlotte musste sich eingestehen, dass es ein wirklich schönes Möbelstück war. »Das hier ist eine selbstschaukelnde Wiege!«, erklärte Henry.
»Eine was?«, fragte Charlotte matt.
»Pass mal auf!« Stolz trat Henry einen Schritt vor und betätigte einen unsichtbaren Mechanismus. Sofort setzte sich die Krippe in Bewegung und schaukelte sanft hin und her.
Charlotte schnappte erstaunt nach Luft. »Das ist wundervoll, Henry. «
»Gefällt sie dir?« Henry strahlte. »So, und jetzt lassen wir das Ding ein wenig flotter schaukeln.«
Und tatsächlich schwang die Wiege nun schneller hin und her, aber etwas ruckelig, sodass Charlotte das Gefühl hatte, sich an Bord eines Schiffs in rauer See zu befinden. »Hm«, meinte sie und fügte dann hinzu: »Henry, ich habe etwas mit dir zu besprechen. Etwas Wichtiges.«
»Wichtiger als eine Krippe, die unser Kind abends sanft in den Schlaf wiegt?«
»Der Rat hat beschlossen, Jessamine auf freien Fuß zu setzen«, erklärte Charlotte. »Sie wird hierher ins Institut zurückkehren. Übermorgen.«
Ungläubig drehte Henry sich zu Charlotte um. Hinter ihm schaukelte die Wiege jetzt noch schneller, wie eine Kutsche, die mit Höchstgeschwindigkeit durch enge Gassen raste. »Sie kommt hierher zurück?«
»Henry, sie kann sonst nirgendwohin.«
Aufgebracht öffnete Henry den Mund, doch bevor er etwas erwidern konnte, ertönte ein schreckliches Knirschen, die Wiege löste sich aus der Verankerung, flog quer durch die Krypta, knallte krachend gegen die Wand und zersplitterte in tausend Stücke.
Bestürzt schlug Charlotte sich eine Hand vor den Mund.
Henry dagegen runzelte nur die Stirn und meinte: »Vermutlich sollte ich hier und dort noch ein paar Verbesserungen vornehmen, aber …«
»Nein, Henry«, beschied Charlotte ihm resolut.
»Aber …«
»Auf keinen Fall.« Charlottes Stimme hatte einen messerscharfen Ton angenommen.
Henry seufzte. »Wie du wünschst, meine Liebe.«
Die Höllengeräte kennen keine Gnade. Die Höllengeräte kennen keine Reue. Die Höllengeräte kennen keine Grenzen. Die Höllengeräte werden niemals aufgeben.
Die Worte an der Wand von Benedikts Studierzimmer gingen Tessa nicht mehr aus dem Kopf, während sie an Jems Bett saß und ihn im Schlaf betrachtete. Sie war sich nicht ganz sicher, wie spät es war – bestimmt »in den frühen Morgenstunden«, wie Bridget es formuliert hätte, und auf jeden Fall weit nach Mitternacht. Als sie das Zimmer betreten hatte, war Jem wach gewesen und hatte aufrecht im Bett gesessen. Es ging ihm so gut, dass er etwas Tee und Toast zu sich nehmen konnte, auch wenn er blasser und kurzatmiger war, als es Tessa gefiel.
Nach einer Weile war Sophie gekommen, um das Tablett abzuräumen. Sie hatte Tessa ein Lächeln geschenkt und ihr zugeraunt »Schütteln Sie doch einmal seine Kissen auf«, was Tessa getan hatte, obwohl Jem sich über ihre Bemühungen zu amüsieren schien. Tessa hatte nicht viel
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