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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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vermutlich hat er es gewusst.«
    »Vermutlich«, bestätigte Tessa. »Aber er hätte es niemals als Zeitverschwendung betrachtet.«
    »Hat er mit dir nie darüber gesprochen?«
    Tessa schüttelte den Kopf. Ihre kleinen Hände in den weißen Handschuhen lagen zu Fäusten geballt auf ihrem Schoß. »Er spricht von dir immer nur voller Stolz, Will«, versicherte sie. »Jem bewundert dich mehr, als du auch nur ahnst. Als er von dem Fluch erfuhr, hat ihm das – vor Trauer um dich – beinahe das Herz gebrochen, aber er empfand auch noch etwas anderes … beinahe eine gewisse …«
    »Genugtuung?«
    Tessa nickte. »Er war immer davon überzeugt, dass du ein guter Mensch bist«, sagte sie. »Und das war für ihn der Beweis.«
    »Ach, ich weiß nicht«, entgegnete Will bitter. »Ein guter Mensch zu sein und mit einem Fluch belegt zu sein … das ist nicht dasselbe.«
    Tessa beugte sich vor, nahm Wills Hand und hielt sie zwischen ihren eigenen.
    Die Berührung schoss ihm wie weiß glühendes Feuer durch die Adern. Will konnte zwar ihre Haut nicht spüren, nur den Stoff ihrer Handschuhe, aber das spielte keine Rolle. Und doch gab ich der Schwäche nach und sie hat noch immer Macht über mich zu wünschen, dass Sie erfahren möchten, mit welcher plötzlichen Gewalt Sie den Aschenhaufen, der ich bin, in helle Lohe umgewandelt haben. Früher hatte er sich oft gefragt, warum die Liebe immer mit Begriffen wie »Feuer« und »brennen« beschrieben wurde. Doch das Flammenmeer in seinen eigenen Adern gab ihm nun eine eindeutige Antwort darauf.
    »Du bist ein guter Mensch, Will«, beharrte Tessa. »Niemand weiß das besser als ich.«
    Er schwieg einen Moment, wollte nicht, dass sie ihre Hände wegnahm, und sagte dann gedehnt: »Als Jem und ich fünfzehn waren, wurde Yanluo – der Dämon, der Jems Eltern ermordet hatte – endgültig vernichtet. Jems Onkel war fest entschlossen, von China nach Idris umzuziehen, und lud Jem ein, zu ihm zu kommen und dort mit ihm zu leben. Das lehnte Jem jedoch ab … meinetwegen. Er sagte, man verließe seinen Parabatai nicht einfach. Das ist auch Bestandteil des Eids, den wir abgelegt haben: ›Dein Volk ist mein Volk.‹ Doch ich frage mich: Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, zu meiner Familie zurückzukehren, hätte ich dann für ihn das Gleiche getan?«
    »Aber das tust du doch bereits«, warf Tessa ein. »Glaub nicht, dass ich nicht wüsste, dass Cecily mit dir zusammen nach Hause zurückkehren möchte. Und dass du wegen Jem hierbleibst.«
    »Und deinetwegen«, murmelte er, bevor er die Worte zurückhalten konnte. Als Tessa ihre Hände fortzog, verfluchte Will sich innerlich: Wie konntest du nur so töricht sein? Nach zwei langen Monaten? Du bist die ganze Zeit so vorsichtig gewesen. Deine Liebe zu ihr belastet sie bloß, sie erträgt sie aus reiner Höflichkeit. Vergiss das nicht.
    Aber Tessa schob nur den Vorhang beiseite, da die Kutsche langsamer geworden war. Sie rollten in eine Straße mit Kutscherhäusern, an deren Eingang ein Schild hing: ALLE FAHRER VON FUHRWERKEN SIND GEHALTEN, IHRE PFERDE VON HAND UNTER DIESEM TORBOGEN HINDURCHZUFÜHREN. »Wir sind da«, bemerkte sie, als hätte Will überhaupt nichts gesagt.
    Und vielleicht hatte er ja auch wirklich nichts gesagt, überlegte Will. Vielleicht hatte er gar nicht laut gesprochen. Vielleicht verlor er nur allmählich den Verstand – was unter den gegebenen Umständen durchaus möglich war.
    Als der Kutschschlag geöffnet wurde, wehte der Wind kalte Chelsea-Luft ins Innere. Will sah zu, wie Tessa den Kopf hob, während Cyril ihr aus der Kutsche half; dann gesellte er sich zu ihr auf das Kopfsteinpflaster. Das gesamte Viertel roch nach der Themse. Vor der Errichtung des Embankment hatte der Fluss viel weiter hinaufgereicht – bis kurz vor die Häuserreihen, deren Konturen im trüben Schein der Gaslaternen verschwammen. Durch die gemauerte Uferstraße war die Themse nun deutlich zurückgedrängt worden, aber ihr typischer Geruch, diese Mischung aus Salz, Schlick und Fäulnis, hing noch immer in der Luft.
    Das Haus mit der Nummer 16, ein elegantes Ziegelsteingebäude im georgianischen Stil, besaß einen imposanten Erker, der über die Eingangstür hinausragte. Davor lag ein gepflasterter Vorgarten, umgeben von einem schmiedeeisernen Zaun. Das kunstvoll verzierte Tor stand bereits einen Spalt offen. Tessa drängte sich hindurch, marschierte – dicht gefolgt von Will – zur Eingangstreppe und zog an der Glocke.
    Kurz darauf wurde die

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