Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
und nach ihren eigenen Gesetzen. Man muss sich doch nur einmal ansehen, was mit dieser Jessamine Lovelace passiert ist: Sie hat uns alle hintergangen und damit fast zu unserer vollständigen Vernichtung beigetragen. James Carstairs ist ein dem Tode geweihter Drogenabhängiger. Dieses Gray-Mädchen ist ein Wechselbalg oder ein Hexenwesen und hat im Institut nichts zu suchen – diese lächerliche Verlobung soll doch der Teufel holen. Und Will Herondale … Will Herondale ist ein verzogenes Bürschchen und Lügner, der zu einem Kriminellen heranwachsen wird, falls er überhaupt jemals erwachsen wird.« Der Konsul schwieg einen Moment, holte schnaufend Luft und fuhr dann fort: »Charlotte mag das Institut wie ihr persönliches Anwesen führen, aber das ist es nun mal nicht. Es ist und bleibt ein Institut und untersteht dem Konsul. Und das Gleiche gilt für euch.«
»Charlotte hat nichts getan, dass sie einen derartigen Verrat von mir verdient«, sagte Gideon.
Wütend stach der Konsul mit dem Finger in seine Richtung. »Das ist genau das, was ich meine! Deine Loyalität hat nicht ihr zu gelten – das kann und darf nicht sein. Deine Loyalität gilt mir … hat mir zu gelten. Hast du das verstanden?«
»Und wenn ich mich weigere?«
»Dann verliert ihr alles: Haus, Ländereien, Name, Abstammung, Lebensziel.«
»Wir tun es«, sagte Gabriel rasch, bevor Gideon erneut etwas erwidern konnte. »Wir werden Charlotte für Sie observieren.«
»Gabriel …«, setzte Gideon an.
»Nein«, wandte Gabriel sich an seinen Bruder. »Es steht zu viel auf dem Spiel. Ich verstehe, dass du kein Lügner sein willst. Aber unsere oberste Loyalität gilt unserer Familie. Die Blackthorns würden Tati auf die Straße werfen, wo sie nicht einen Moment überleben würde … weder sie noch das Kind …«
Gideon erbleichte. »Tatiana erwartet ein Kind?«
Trotz der schrecklichen Situation verspürte Gabriel einen Anflug von Genugtuung darüber, dass er etwas wusste, was seinem Bruder nicht bekannt war. »Ja«, bestätigte er. »Wenn du noch zu unserer Familie gehören würdest, hättest du das gewusst.«
Müde schaute Gideon sich im Saal um, als suchte er nach einem vertrauten Gesicht; dann wandte er sich machtlos wieder seinem Bruder und dem Konsul zu. »Ich …«
Konsul Wayland schenkte zuerst Gabriel und anschließend Gideon ein kaltes Lächeln. »Dann haben wir also eine Abmachung, Gentlemen?«
Gideon zögerte einen langen Moment und nickte schließlich. »Also gut, wir tun es.«
Den Ausdruck, der sich bei diesen Worten auf dem Gesicht des Konsuls abzeichnete, sollte Gabriel so schnell nicht vergessen. Seine Miene spiegelte Genugtuung, aber kaum Überraschung. Ganz offensichtlich hatte er von den Lightwood-Brüdern nichts anderes, nichts Besseres erwartet.
»Scones?«, fragte Tessa ungläubig.
Ein Lächeln umspielte Sophies Mundwinkel. Sie kniete mit einem Lappen und einem Eimer Seifenlauge vor dem Kamin. »Ich wäre fast aus den Pantinen gekippt, so überrascht war ich«, bestätigte sie. »Dutzende von Scones. Unter seinem Bett und alle steinhart.«
»Du meine Güte«, murmelte Tessa, rutschte an die Bettkante und stützte sich auf die Hände. Jedes Mal, wenn Sophie in ihrem Zimmer sauber machte, musste Tessa sich zurückhalten, um ihr nicht beim Kaminanzünden oder beim Staubwischen zu helfen. Sie hatte es immer mal wieder versucht, aber nachdem Sophie sie zum vierten Mal mit sanfter, aber fester Hand aufs Bett zurückgedrückt hatte, hatte Tessa schließlich aufgegeben. »Und du bist wütend geworden?«, fragte sie nun.
»Selbstverständlich! Diese ganze zusätzliche Arbeit, die vielen Mal mit einem schweren Tablett die Treppen hinauf und hinunter und dann versteckt er das Gebäck einfach … es würde mich nicht wundern, wenn wir im Herbst eine Mäuseplage kriegen.«
Tessa nickte angesichts des potenziellen Nagetierproblems. »Aber ist es denn nicht auch ein wenig schmeichelhaft, dass er solche Anstrengungen unternommen hat, nur um dich zu sehen?«
Sophie setzte sich kerzengerade auf. »Nein, das ist nicht schmeichelhaft. Er hat nicht nachgedacht. Er ist ein Schattenjäger und ich bin eine Irdische. Ich darf mir von ihm nichts erwarten. Im besten Falle könnte er mir anbieten, dass ich seine Mätresse werde, während er eine Schattenjägerin zur Frau nimmt.«
Tessa bekam einen Kloß im Hals, als sie sich an Wills Worte auf dem Institutsdach erinnerte. Er hatte ihr genau dasselbe angeboten – Schimpf und Schande – und sie
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