Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
sich mehrere Male um sich selbst und boxte in die Luft. „Sag ich doch. Bei der einen wackelt der Hintern zu stark und die andere tut so, als hätte sie überhaupt keinen.“
Tobis Augenbrauen schossen nach oben, als wolle er etwas erwidern, aber er schüttelte nur den Kopf und machte die Musik an.
„Wart mal Tobi“, rief Milli, „Chong, kannst du uns noch mal kurz den Kranichstil vormachen?“
Chong grinste von einem Ohr zum anderen. Er stellte sich gerade hin und bewegte seine Arme als wären sie Flügel, während er die Daumen an die Fingerspitzen presste, um die Form eines spitzen Kranichschnabels zu imitieren. Darauf hob er das linke Bein, winkelte es vor dem rechten an, spreizte dramatisch die Arme und verharrte eine Zeitlang scheinbar mühelos in dieser Stellung. Dann machte er langsam einen weit ausladenden Schritt zur Seite, stellte den Fuß schräg und blieb eine Weile so stehen. Milli und Etta versuchten es nachzumachen, konnten aber das Gleichgewicht nicht halten.
„Warum fällst du nicht um“, beschwerte sich Etta und strauchelte, „und vor allem, wie schaffst du es, die Figur so langsam und präzise auszuführen?“
„Deine Sehnen müssen entsprechend trainiert sein“, antwortete er. „Der Kranich bewahrt Haltung und demonstriert Elastizität und Weichheit. Im Kampf weicht er den Attacken aus und kontert mit seinem spitzen Schnabel.“ Chong formte eine Kranichhand und zeichnete langsam die Bewegung nach.
„Na gut. Beim Kranich betonen wir mehr die Arm- und Handarbeit“, sagte Tobi, „Beinarbeit haben wir bei den anderen Stilen schon genug.“
„Und du, Tobi“, sagte Chong und grinste, „machst im Vergleich zu den Mädchen extrem ausladende Bewegungen … du musst dich anpassen. Außerdem braucht der Kranich nicht so viel Platz und seine Flügelbewegung ist nicht so wabbelig, sondern kontrolliert und elegant.“
„Machst du jetzt auch noch auf Choreograf?“, sagte Tobi gereizt.
Etta fing an zu kichern. „Du brauchst wirklich sehr viel Platz, Tobi. Wenn wir nachher zu fünft sind, könnte das schwierig werden.“
Milli verkniff sich ein Lachen. „Lass uns mal weiter machen“, sagte sie grinsend, „Chong macht das schon ganz gut.“
Sie übten noch eine Weile ohne Musik, änderten ein paar Schritte und Haltungen und tanzten dann ihre Abfolgen mehrere Male mit Musik durch. Es stellte sich heraus, dass sie ein ganz gutes Team abgaben. Milli lernte schnell und war begeistert.
Nach dem Training war Chong sehr gesprächig.
„Du hast es drauf, dich mit dem Qi, mit der Lebenskraft, zu verbinden und es ganz selbstverständlich zu nutzten.“
„Ah ja?“, Milli sah ihn verdutzt an.
„Ich habe das vorhin beim Tanzen beobachtet. Lorenz würde sagen, dass du die Differenz zwischen Absicht und Tun aufhebst. Beim Kung Fu ist das sehr wichtig.“
Milli schaute jetzt noch verdutzter. „Aha, vorhin hast du aber von wabbelnden Hintern gesprochen.“
„Von wackelnden …“, korrigierte Chong und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. „Nicht mehr lange, und ich werbe ich dich für Kung Fu ab.“
„Rippel und ich? Das kannst du vergessen“, antwortete Milli vergnügt. Aber insgeheim freute sie sich über die Androhung des Abwerbens. Aus Chongs Munde war das definitiv ein Kompliment. Umso mehr, als es etwas ungelenk formuliert war.
„Was ist mit unserem Verfolger?“, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
„Nicht mehr da“, sagte er. „Der Typ ist ein Idiot. Ziggedorn will uns nur nervös machen. Er unterschätzt uns, sonst hätte er einen von seinen Profis auf uns angesetzt.“
Zuhause fiel Milli wie eine Verdurstende über die letzte Flache Apfelschorle her.
„Hattest du kein Wasser dabei?“, fragte Emma.
„Nein“, antwortete sie und starrte verwundert Emmas Haar an. Sie trug es jetzt offen; es hing ihr weit über die Schultern und war kastanienbraun, ganz ohne silberne Strähnen und ungemein flauschig.
„Sieht gut aus … so gefärbt.“
„Danke“, Emma stellte ihren Kopf schräg und lächelte. „Abendbrot ist in einer Stunde. Batori möchte dich vorher gern sprechen.“
Batoris Bürotür war angelehnt. Milli trat ein.
„Da bist du ja“, sagte er und zeigte zwei Reihen weißer Zähne. „Komm, setzt dich zu mir.“
Milli sah sich im Zimmer um. Bello lag nicht in seiner Ecke.
„Ich muss heute Abend noch zu einem späten Termin nach Berlin und bin erst in zwei Tagen wieder zurück“, sagte er und sah sie freundlich über seine
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