Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
wäre, hätte er nicht offen gestanden. Sie fühle sich wie elektrisiert. Im Geiste sah sie sich schon im Besitz des Schlüssels für den Schuppen - der Schlüssel mit dem roten Anhänger.
„Danke“, sagte sie freudestrahlend, „und ich darf mir die Bücher einfach da wegnehmen, wenn ich sie brauche?“
„Selbstverständlich - wann immer du willst … und wenn du Fragen hast, dann helfe ich gern.“
Milli verließ Batoris Büro mit widerstreitenden Gefühlen. Sie freute sich und war dankbar, schämte sich aber auch ein bisschen. Sie begriff, dass Batori sie und ihre Mutter liebte. Er versuchte zu helfen, ohne sich aufzudrängen. Aber seine Freundlichkeit löste bei ihr Gewissensbisse aus. Sie hatte ihm wichtige Dinge verschwiegen und war im Begriff, in seinem Büro herumzuspionieren und Schlüssel zu entwenden. Damit musste sie nun klar kommen.
Blick in die andere Welt
Milli hatte es eilig. Nach der Schule fuhr sie direkt nach Hause. Batori war ja nun auf einer seiner geheimnisvollen Dienstreisen, und sie konnte endlich ungestört einen Blick in den Schuppen werfen.
Im Eichenweg kam Bello um die Ecke geflitzt und lief leise knurrend und mit gesträubtem Fell vor ihr her, als würde er eine Bedrohung witterten. Milli sah sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Er begleitete sie bis nach Hause und sie nahm ihn mit hinein. Wie eine ausgehungerte Hyäne stürzte er sich auf seinen Fressnapf in der Küche.
„Oh! Du hast den Hund mitgebracht!“, rief Emma von dort, „er war wieder so unruhig, vielleicht wittert er eine Hündin.“
„Oder den Verfolger“, sagte Milli und wartete gespannt, wie Emma reagieren würde.
„Verfolger? … Was für ein Verfolger?“
„Seit Ziggedorns Besuch hier, habe ich einen Verfolger … aber Chong meint, dass der sich bald langweilen wird und wir ihn ignorieren können.“
Emma unterbrach ihr Tun und starrte Milli an. „Weiß Batori davon?“
„Nein. Ich sag ihm nur was, wenn der Typ lästig wird. Wozu Batori unnötig aufregen?“
Emma ging zurück zum Herd. „Wie altklug du manchmal redest“, murmelte sie, „ist mir auch schon bei Chong aufgefallen - mit all seinen philosophischen Einsichten.“ Sie musterte Milli skeptisch, „ist die Jugend von heute generell so ungemein klug?“
Milli produzierte ein einfältiges Lächeln und rollte ihre Augenbälle.
Emma nahm das als Antwort. „Egal. Vermutlich hast du Recht. Wozu Batori aufscheuchen, er hat genug um die Ohren.“
Sie goss die Nudeln ab und schüttelte sie dampfend im Sieb hin und her, „magst du Grünkernbratlinge - selbstgemachte?“
„Ja, gern.“
Emma nickte. Sie nahm ihre Schürze ab und wusch sich die Hände. „Kennt jemand von euch diesen Verfolger?“, fragte sie mit ernstem Gesicht.
Milli sah verwundert auf, „wieso?“
„Es würde mich interessieren, ob es jemand aus dem Ort ist.“
„Mach dir keine Sorgen“, unternahm Milli den Versuch, Emmas aufkeimende Neugier zu zerstreuen. „Chong meint, dass er ein Idiot ist, und er hätte ihn schon mal in Hardys Hütte gesehen.“
„Wen wundert’s“, Emma wiegte gedankenvoll ihr Haupt, „bei Hardy Opolskie treibt sich ein seltsames Völkchen rum.“
Nach dem Essen ging Milli auf ihr Zimmer und wartete, bis Emma sich zu einem Mittagsschläfchen zurückgezogen hatte. Als alles ruhig war, lief sie leise die Treppe runter und schlich sich in Batoris Büro. Die Tür war offen. Milli ging zum Schlüsselkasten. Erst jetzt sah sie, dass der Kasten ein kleines mittelalterliches Kunstwerk war, die Tür ein geschnitztes Relief der Madonna mit dem Kind inmitten von verschlungenen Rosen. Im Kasten hingen fünf Schlüsselbunde. Milli schnappte sich den mit dem roten, ovalen Anhänger, als es im Korridor plötzlich knackte. Sie duckte sich hinter das Ledersofa. Im Vorzimmer war Rippels Stimme zu hören: „Was ist los, Bello, alter Freund - wieso diese Unruhe?“
Die Haustür fiel ins Schloss. Milli horchte. Sie schlich ins Vorzimmer und guckte aus dem Fenster. Rippel und Bello waren zu sehen, der Hund ein gutes Stück voraus – mit gesträubten Fell, offenbar hatte er Witterung aufgenommen. Rippel stand vor der Tür und blickte Richtung Ausfahrt. Milli wartete bis sich die zwei ein Stück entfernt hatten und lief nach oben. Auf der Treppe zu Rippels Wohnung blieb sie stehen und horchte. Plötzlich Musik von Greenday – ihr Handy! Als sie es abstellen wollte, sah sie Chongs Foto im Display.
„Hallo Chong, ich kann jetzt
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