Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
nicht“, flüsterte sie.
„Du bist so leise“, sagte Chong.
„Okay - ich lege jetzt auf. Ich habe den Schlüssel zum Schuppen und gehe in zwanzig Minuten da rein.“ Sie drückte ihn weg und schaltete das Handy aus.
Leise stieg sie die Treppen zu Rippels Wohnung hinauf und drückte die Klinke. Es war offen. Scheinbar gelang ihr heute alles. Sie ließ die Tür offen und sah sich um. Die Wohnung war sparsam, aber geschmackvoll möbliert. Es roch angenehm harzig nach Sandelholz und noch was anderem. An den Wänden hingen Plakate und eine Reihe originaler asiatischer Pinselzeichnungen - chinesisch? tibetisch? japanisch? - sie wusste es nicht. Ein großes Foto zeigte eine aufrecht sitzende, aus einem kostbaren Holz geschnittene Statuette eines lächelnden Buddha. Milli blieb voller Bewunderung davor stehen. Die Figur verbreitete Schönheit und Gelassenheit, die man beinahe körperlich spüren konnte.
Das war offenbar Rippels Schlafzimmer. Das andere schien ein Arbeitszimmer zu sein. Es war ungefähr so groß wie ihr eigenes. Überall waren Regale mit Büchern, CDs und Akten, eine Sitzecke und ein riesiger Schreibtisch. Alles pikobello aufgeräumt. Die Wohnung hatte noch Küche, Bad, eine Kammer und am Ende des Flurs das Zimmer, für das sie sich am meisten interessierte. Es war abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte. Der Raum entpuppte sich als ein zweites Schlafzimmer mit einem kleinen separaten Bad. Der Blick aus dem Fenster bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen - der Schuppen lag in voller Deutlichkeit mitten im Blickfeld. Sie hinterließ alles, wie sie es vorgefunden hatte und war im Handumdrehen eine Etage tiefer in ihrem eigenen Zimmer. Ihr Herz pochte. Immerhin hielt sich Rippel in diesem Zimmer gewöhnlich nicht auf. Das reduzierte die Gefahr für den Besuch im Schuppen bis zu einem gewissen Grad.
„Erwischt!“, kam eine Stimme aus dem Nirgendwo.
Milli, die gerade die Tür vom Schuppen aufgeschlossen hatte, stieß einen spitzen Schrei aus und sprang erschrocken zur Seite.
Chong kam grinsend hinter einer Konifere hervor. „Ich denke, wir machen keine Alleingänge“, sagte er.
„Das hier, hat nichts mit Ziggedorn zu tun. Das ist meine Privatangelegenheit“, erklärte Milli. „Und da du mich so tierisch erschrocken hast -“, sie packte ihn, zog ihn mit in den Schuppen hinein, schloss von innen wieder ab, knipste das Licht an und ging zur Wand mit dem Schaltkasten. „ … musst du jetzt mitmachen! Ich schalte nur den Generator für die Wände an - der ist nicht laut, und dann finden wir raus, was hier anders ist.“
Chong ließ die Schultern hängen und machte ein dummes Gesicht.
„Hinsetzen und fühlen“, wiederholte Milli ungeduldig und suchte sich einen Stuhl, „nur fühlen, an nichts denken und dann gucken was passiert.“
„Ah - du meinst meditieren“, sagte Chong. Er nahm den einzigen Stuhl mit Lehne und machte es sich bequem.
Schon seit dem Betreten des Schuppens hatte Milli wieder das Prickeln verspürt. Es funktionierte also auch ohne Strom. Jetzt, wo sie still saß und der Generator an war, war es natürlich noch intensiver. Wenn man Energie und Strahlung nicht überdosiert, kann sie heilsam sein, hatte Batori gesagt. Sie wusste nicht viel von Energien und ihrer Wirkung. Vielleicht waren krankmachende Energien hässlich und heilende schön, wenn man sie sehen oder hören könnte? Sie öffnete die Augen.
Chong saß ihr im Schneidersitz gegenüber und war völlig in sich versunken. Milli betrachtete ihn. Sein Gesicht war ganz entspannt, es hatte einen feineren Ausdruck angenommen, und sie betrachtete fasziniert seine langen Wimpern. Drum herum waren schöne Farben, wie eine Corona - lila, violett, grün und ein bisschen blau. Bin ich auf’n Trip?, dachte sie und schüttelte sich. Die Farben gingen weg, kamen aber wieder, sobald sie ihn auf eine bestimmte Art ansah. Wenn sie sich genauso auf den leeren Raum konzentrierte, sah sie Wirbel, Strömungen und Schatten, aber alles in schwarz-weiß. Sie stand auf und ging zum Schaltkasten.
„Nicht erschrecken, Chong. Ich erhöhe nur die Energie.“
Chong machte keinen Mucks. Milli interpretierte das als Einverständnis. Sie schob den Regler auf mittlere Stellung. Dann schleppte sie ihren Stuhl in die Mitte zu Chong und wartete.
„Cool!“, Chong bewegte sich und öffnete für einen Moment die Augen, „das ist der ultimative Kick.“
„Du merkst also was.“
„Klar – voll krass.“
Milli sah noch einmal auf ihre
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