Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
spezielle Weise in den Raum.
„Chong?“, flüsterte sie, „siehst du es auch? Es ist grau und rund und schwankt … wie unter Wasser, eine Art Vision.“
Das silbergraue Vehikel war um sie herum, gerade so, als würden sie mitten drin sitzen.
Chong blickte ihr glücklich lächelnd ins Gesicht. Er sah beinahe genauso heiter und gelassen aus wie der Buddha auf Rippels Plakat.
„Ich sitze oben auf dem Felsen, blicke ins Tal und spüre den Wind unter meinen Schwingen“, verkündete er, „ich bin frei wie ein Adler. Ich habe keine grauen Visionen.“
„Nein, Chong. Nicht mit geschlossenen Augen … ich sehe es mit offenen Augen.“
„Dann mach sie schnell wieder zu“, brummte er.
Milli befielen Zweifel. Vielleicht hatte er ja Recht. Enttäuscht sackte sie ein wenig in sich zusammen und betrachtete lange den Schlüssel mit dem Anhänger, als ein merkwürdiges, aber irgendwie vertrautes Gefühl sie beschlich: ein Gefühl das mit ihrem Vater und der roten Farbe des Anhängers zusammenhing. Und plötzlich erinnerte sie sich: sie saß im Labor ihres Vaters und hielt einen roten Anhänger in der Hand. Es gab auch noch andere Farben, aber sie hatte rot gewählt. Dieser Anhänger, das wusste sie jetzt, war ein Signalgeber mit dem man Sachen auftauchen und verschwinden lassen konnte. Milli nahm Daumen und Zeigefinger und presste ihn an den Seiten zusammen. Eine Klappe sprang auf. Zum Vorschein kamen drei winzige Knöpfe. Sie probierte an ihnen herum, nichts Ungewöhnliches geschah. Aber auf der Rückseite öffnete sich eine geriffelte Vertiefung - ein kleines Fach. Sie strich vorsichtig mit dem Zeigefinger darüber. Es war leer. Sie stand leise auf und schaltete den Generator aus.
„Wie ein Flug über den bergigen Kaukasus“, schwärmte Chong und streckte Arme und Beine, „und mir sind ein paar Sachen von früher wieder eingefallen …“, fuhr er nachdenklich fort.
Milli bekam große Augen. „Vielleicht stimuliert die Strahlung bestimmte Gehirnzentren und holt Vergessenes hervor.“ Sie ließ den Schlüsselanhänger vor seiner Nase baumeln und erzählte, was ihr dazu eingefallen war.
Chong nahm den Signalgeber in die Hand und probierte an den Knöpfen herum, „wenn ich jetzt drauf drücke, verschwindet aber nix.“
„Nur ganz bestimmte Sachen.“
„Was für Sachen?“
„Zum Beispiel Ersatzteile von dem Ding, das mein Vater gebaut hat.“
„Du meinst den Satelliten?“
„Wenn’s ein Satellit war, ja.“
„Und - damit es funktioniert, fehlt da drinnen nur ein Stäbchen?“
„Ja, eine Art Chip.“
Chong begann auf und ab zu gehen und überlegte.
„Für alle Fälle kopieren wir den Schlüssel“, sagte er, „vielleicht kann man mit diesem Ding Satelliten anzapfen … oder sich in Ziggedorns System hacken“, Chong blieb eine Weile stehen und starrte Milli aufgewühlt an, dann fuhr er fort: „Vielleicht hat das ja doch alles einen Sinn, auch wenn er dunkel ist.“
Milli lachte, sie fand dass er wild aussah. „Du klingst wie Morales“, sagte sie und freute sich, dass er angebissen hatte.
Eine Weile hing jeder seinen Gedanken nach. Schweigend gingen sie nebeneinander zum kleinen See hinunter und setzten sich auf den vor Alter schon leicht morschen Bootssteg. Flache, fast lautlose Wellen rollten ans Ufer. Milli schlenkerte mit den Beinen, während ihr die Sonne ins Gesicht schien. Chong saß bewegungslos im Schneidersitz und starrte auf die Wasseroberfläche, als grübelte er über bedeutende Dinge nach.
Milli stupste ihn an. „Erzählst du mir, was dir vorhin eingefallen ist?“
„Später mal.“ Chong atmete tief durch und betrachtete sie aufmerksam. „Ich glaube inzwischen, dass Batori mehr über deinen Vater und den verschwundenen Satelliten weiß, als er zugibt …“
„Ja. Den Verdacht habe ich auch.“
„Und warum fragst du ihn dann nicht?“
„Hab ich schon, aber er gibt mir keine klare Auskunft.“
„Vielleicht weiß er nur nichts Genaues“, murmelte Chong, „oder er will niemanden gegen sich aufbringen … oder -“, er war aufgestanden und ließ Steinchen übers Wasser hüpfen, „oder er wurde verpflichtet zu schweigen …“
„Wie? Von meinem Vater?“
„Ja.“
Milli sah den springenden Steinchen nach und seufzte.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Chong.
„… auf eigene Faust weiter“, sagte sie achselzuckend, „wenn Batori nichts sagt, kriegen wir es eben anders raus.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Werden wir dann schon
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