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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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sehen.“

Päckchen aus der Vergangenheit
    Die Frühlingssaison hatte begonnen und den ersten Schwung Touristen gebracht. Auf Koppelitzer Wiesen und Rasenflächen flirrte und surrte das Leben. Ausgelassenes Gelächter in Cafés und Restaurants. Hier wurden Fenster geputzt, Blumenkübel raus gestellt und die Terrassen poliert. Saisonhändler bauten ihre Buden auf, und auf den Spazierpfaden an den Seen schlenderten wieder erholungsbedürftige Berliner.
    Der selbstgebackene Kuchen, das Tiramisu und die Gemüsetartes von Annas Mutter fanden reißenden Absatz, und im Café Siebenrock herrschte Hochbetrieb. Milli und Ben hatten das Café so hektisch noch nie erlebt. Für ihre kleine Runde gab es dann auch schon mal Probleme mit der Reservierung ihres Lieblingstisches am Fenster. Anna und ihre Mutter wurden sich nicht einig. Chong sah das gelassener - nach seiner Überzeugung würde der Tisch schon frei werden, wenn sie ihn brauchten. Die unfehlbare Methode bestand darin, sich alle vier zusammen rechtzeitig auf ihn zu konzentrieren, den Tisch quasi geistig zu markieren.
    Meister Yoda lässt grüßen, dachte Milli, aber sie war offen für alles und probieren kostete ja nichts. Im Moment brauchten sie ihren Tisch auch gar nicht so oft, weil jeder mit sich selbst beschäftigt war.
    Millis Leben drehte sich nur noch ums Tanzen. Sie hatte viel nachzuholen und trainierte, wann immer sich die Möglichkeit bot. Frau Ballarin hatte Irma Pietsch und Sabrina Dingeldein in ihre Gruppe gesteckt. Irma Pietsch bemühte sich redlich, weil sie nicht wieder rausfliegen wollte. Aber Sabrina Dingeldein machte Milli das Leben schwer. Dauernd tuschelte sie mit ihrer älteren Freundin Daniela hinter vorgehaltener Hand, ständig hagelte es Kritik und beim Tanzen kam sie Milli laufend in die Bahn. Und gerade heute war wieder so ein Tag. Tobi, der bei Differenzen immer geschickt vermittelte, war nicht da. Sabrinas Freundin Daniela war für ihn eingesprungen, und im Verbund mit ihr fühlte sich Sabrina zu allem berechtigt.
    Irma Pietsch hielt sich nur mit Mühe zurück, und Etta Bauer ging auffallend oft aufs Klo oder sah Milli hilfesuchend an. Aber Milli wollte sich beweisen, dass Zusammenarbeit auch ohne Tobi ging. Schöner Gedanke - sie scheiterte kläglich! Nach dem fünften Zusammenstoß und Schmerzen im Knöchel hielt sie Sabrina - und unberechtigterweise auch Daniela - eine deftige Standpauke. Sabrinas Retourkutsche wartete sie gar nicht erst ab, sondern ergriff vorsorglich die Flucht.
    „Da macht sie sich vom Acker!“, rief Irma ihr elegisch hinterher.
    Draußen wanderte Milli kurze Zeit auf und ab, um wieder auf andere Gedanken zu kommen und fasste den Entschluss, Anna im Café zu besuchen.
     
    Auf der Treppe vor dem Siebenrock kam ihr Julia Hutter entgegen. Sie wirkte einigermaßen verwirrt und hatte knallrote Wangen, wie das Mädchen auf den Saftflaschen von Rotbäckchen.
    „Du brauchst gar nicht erst rein gehen“, sagte sie, „Anna ist beschäftigt. Nouri Gransar ist gerade gekommen.“
    Das ist die Gelegenheit, dachte Milli und ging rein. Sie hatte noch nie ein Wort mit Nouri gewechselt und war neugierig. Er saß auf Chongs Platz an ihrem angestammten Tisch. Von Anna keine Spur.
    Mutig schritt sie auf ihn zu und sagte: „Hallo, ich bin Annas Freundin Milli … ich habe dich auf der Demo gesehen.“
    Nouri nickte freundlich und machte eine einladende Gest. „Willst du dich setzten? Anna hat schon viel von dir erzählt.“
    Milli merkte, dass sie rot wurde. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr so sicher.
    „Fliegender Wechsel!“, rief Anna schon von weitem, „Julia ist gerade gegangen.“ Sie brachte ein Bauernfrühstück und stellte es vor Nouri auf den Tisch. Offenbar machte sie den Service. Zum Erstaunen ihrer Mutter übernahm sie freiwillig Schichten, seit er im Café Siebenrock verkehrte. Milli inspizierte unauffällig Nouris Gesicht und fand jetzt auch, dass er ohne Bart jünger aussah.
    „Ich bin nur kurz vorbeigekommen“, sagte sie und lächelte.
    Anna beugte sich zu Milli runter und flüsterte: „Chong und Ben haben vorhin die Waffe abgeholt. Wegen der Touristen.“
    „Wieso? Wühlen die bei euch im Keller rum?“
    Anna zuckte die Achseln und stieß ein Glucksen aus.
    „Ich hol uns mal den neuen Fliedersekt“, sagte sie, „ist lecker und ohne Alkohol.“
    Als sie mit den Flaschen zurückkam, war es Nouri und Milli noch nicht gelungen, ein weiteres Wort zu wechseln.
    „Ich bin im Moment leider nicht sehr

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