Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Bellos Knurren schon bedeuten?“, fuhr er fort, „wenn Hunde nicht fressen, bellen oder herumschnüffeln, dann knurren sie eben.“
„Aber er wittert doch was!“, protestierte Milli.
„Klar, das Unsichtbare – aber wie es scheint, tut es uns nichts.“
Milli ließ die Schultern hängen und gab sich fürs erste geschlagen.
„Komm, wir machen einen Rundgang ums Grundstück“, sagte Chong und lief voraus.
Außer einem halb verrosteten Tor, das meistens offen stand, gab es weder Zäune noch Mauern, dafür aber einen Graben, der so gut wie nie Wasser führte und viele lose Baumgruppen, Sträucher und dornige Büsche.
Die Villa sah urig aus. Sie hatte vier Balkone, einige holzverzierte Giebel und zwei kuppelartige Türmchen auf dem Dach.
„Gefällt es dir?“, fragte Chong.
„Ja.“
„Und die Leute hier, wie findest du sie?“
„Wen? Batori und Emma?“
„Seine neue Mitarbeiterin“ - Chongs Stimme stieg die Tonleiter eine Oktave hoch -, „Rosabella Schlips.“
Milli sah ihn forschend an. „Batori sagt, sie ist verreist. Ist was mit ihr?“
„Sie hat immer Röcke an und ihre Haut ist so weiß, wie die Kreidefelsen von Rügen.“
„Ja und?“
Chong wühlte mit seinem rechten Fuß in der Erde herum. „Sie und Emma streiten oft.“
Milli fing an zu lachen und stupste ihn an der Schulter. „Ich lerne sie ja bald kennen“, sie machte eine Pause. „Aber vielleicht kannst du mir sagen, was Rippel für eine Sorte von Anwalt ist? Ich hab nämlich kein Schild an seiner Tür gesehen.“
„Er vertritt keine Gauner“, sagte Chong prompt. „Ich glaube, das nennt man Internationales Recht. Batori und er arbeiten an Verträgen und Gesetzentwürfen. Die beschäftigen sich mit Wirtschaft und Umwelt und beraten Politiker und Diplomaten.“
„Ich dachte Batori baut Geräte …“
„Das ist sein Hobby … und mein Vater und Dix helfen ihm manchmal dabei.“
Die Willy Brandt Schule
Ein gewaltiges Konzert von Vogelstimmen drang durch das angelehnte Fenster. Milli lauschte andächtig. Ob wohl alle Vögel aus Freude sangen oder ob es auch welche gab, die protestierten? Sie drehte sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Eine Woche Koppelitz - und ihr Zimmer sah immer noch chaotisch aus. Milli streifte sich Socken über und schob ein paar Umzugskartons aus dem Weg. Heute war ihr erster Schultag. Sie sprang unter die Dusche und zog sich an. Kaum war sie fertig, ging unten schon die Klingel. Chong war offenbar überpünktlich. Sie schlüpfte in die Turnschuhe, durchwühlte einige Kartons nach einem passenden Halstuch und bürstete ihr Haar.
Chong sah zerknirscht aus und starrte seine Tasse an. Emma hatte zum Frühstück den Tisch im Esszimmer gedeckt. Auf der roten Tischdecke standen grünweiß gemusterte Teller und Tassen, dazu blaue Servietten. Die Farben leuchteten intensiv.
„Seht, wie unsere Sonne die Farben mit magischem Glanz erfüllt. Ich liebe das“, sagte Emma mit verzücktem Gesicht.
„Du bist viel zu früh“, fuhr Milli Chong an, um sich für Emmas poetischen Erguss zu rächen.
„Seine Schwester hat ihn geärgert“, erklärte Emma an Stelle von Chong und warf ihm einen ermutigenden Blick zu. Dann musterte sie kritisch Millis freien Bauch. „Mein Gott, Mädchen! Der Pulli ist zu kurz. Du holst dir was weg.“
„Wie meine Mutter“, seufzte Milli, „ehrlich, Emma … man trägt das so. Der Pulli ist nicht zu kurz. Die Hose ist nur tiefer geschnitten.“
„Guten Morgen allerseits“, sagte Batori und betrat gut gelaunt das Zimmer.
Bello knurrte zärtlich. Milli setzte sich, um weitere Diskussionen über Bäuche und Pullis zu vermeiden.
„Was für ein schöner Morgen – Chong, alles in Ordnung?“, fragte er leutselig.
„Ich denke nur nach“, antwortete Chong düster.
„Das ist lobenswert – und bist du zu einem Ergebnis gekommen?“
„Batori! Nun quäl den Jungen doch nicht.“ Emma und gab ein zwitscherndes Geräusch von sich. „Er hat sich doch nur geärgert.“
„Dann kann es ja nur noch besser werden“, antwortete Batori lächelnd. „Emilie – Chong! Ich muss euch etwas sagen. Eine Freundin von mir wohnt jetzt auch in Koppelitz. Ihr jüngster Sohn geht ab heute ebenfalls auf die Willy Brandt Schule. Sein Name ist Benjamin Rosen. Falls er in eure Klasse kommt, grüßt ihn von mir.“
„Ach den … den kenn den. Der war mal hier, aber im See badet er nicht“, sagte Chong. „Der redet stundenlang von Computerviren und Nanotechnologie und hat zwanzig
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