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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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dunkel war, klebten sie dort einen Steckbrief ans Terrassenfenster und an die Eingangstür. Und so gingen sie systematisch den ganzen Ort durch. Am Gemeindehaus, an den Bushaltestellen, am Bahnhof, den Supermärkten, den kleinen Läden und der Bäckerei Mehlhase; auf dem Dorfplatz, beim Autohändler und beim Fahrradverleih. An der Sparkasse klebten sie ein Plakat außen ans Fenster, obwohl Milli es zu gern direkt an den Geldautomaten gehängt hätte, aber im Eingangsbereich war eine Kamera installiert, die auf Bewegungen reagierte. An der Polizeiwache mussten sie ein Weilchen warten, weil Wudovski gerade von einem Einsatz zurückkam. Als nächstes kamen die öffentlichen Toiletten, die Kirche und einige Laternen dran, und ganz am Ende nahmen sie sich die Restaurants vor, die noch spät auf hatten. Auf dem Rückweg hielten sie kurz bei Pommes Wuttke und klatschten einen Steckbrief direkt neben die geschlossene Jalousie. Milli und Ben waren stolz auf sich und verabredeten sich für den nächsten Tag zu einem späten Frühstück im Café Siebenrock.
    Als Milli nachts um drei nach Hause kam, hatte sie einen Heißhunger. Sie schlich in ihr Zimmer, zog ihr Nachthemd und Hausschuhe an, ging wieder runter in die Küche und machte sich ein Brot. Plötzlich stand Emma in der Tür.
    „Eine Nachtwandlerin“, murmelte sie verschlafen und reckte sich, „das muss am Vollmond liegen, ich hab auch kein Auge zugetan.“
    „Ich war nur hungrig“, sagte Milli und lächelte.
    „Warst du gerade noch mal draußen?“, fragte Emma, „ich dachte, ich hätte die Haustür gehört.“
    Milli schluckte. „Eigentlich nicht. Ich hab nur mit Bello gesprochen.“
    Emma gab sich mit der Antwort zufrieden. Sie nickte.
    Milli ging zur Speisekammer und nahm sich eine Flache Apfelsaft. Im Türrahmen drehte sie sich noch einmal um und sagte: „Nehme ich mit nach oben. Bis morgen, schlaf gut.“
    „Milli?“
    „Ja“, Milli blieb stehen und zwang sich zu lächeln.
    „Ist alles okay?“
    „Ja klar.“
    Emma sah sie forschend an. „Wenn du Probleme hast, können wir darüber reden.“
    „Danke“, sagte Milli und gähnte. „Mach dir keine Gedanken. Ich bin nur müde.“
     
    Milli sprang aus dem Bett. Erschrocken flog auf dem Balkon eine Singdrossel davon. Draußen kündigten Sonne, zartrosa Wölkchen und türkisblauer Himmel einen herrlichen Sommertag an. Milli riss die Balkontür auf, wiegte ihre Hüften und trällerte ein Lied von Klangkarussell. Auf dem Balkon hielt sie sich am Geländer fest und machte ein paar Beinübungen. Eine Windböe wirbelte den Duft von Wiesenblumen und Geranien in die Höhe. Die Welt war schön und morgen kam Anna zurück; Milli fuhr sich lächelnd mit den Händen durch die Haare und drehte sich im Kreise. Dann tanzte sie ins Zimmer zurück, schlüpfte in ihren kurzen petticoatartigen Rock und zog ein bauchfreies langärmliges buntes T-Shirt an. Darüber streifte sie ein zweites ärmelloses Hemd, damit es nicht so ordentlich aussah.
     
    „Ich hab keinen Hunger!“, brüllte sie von der Treppe Richtung Küche, wo Emma war. „Ich bin mit Ben verabredet!“
    „Mittags? Was habt ihr vor?“
    „Anna kommt morgen zurück. Wir machen eine Überraschung!“
    Emma begnügte sich mit der Auskunft, dass sie zum Abendessen zurück sein würde.
    Milli beeilte sich nach Koppelitz zu kommen. Einmal angekommen, musste sie nicht lange suchen - überall standen Leute vor den Aushängen. Sie stellte sich unauffällig zu einer Gruppe und lauschte.
    „… kenn ich irgendwoher.“
    „Ist ja ‛ne Unverschämtheit.“
    „Das war auf der Demo.“
    „… der hat den Geldautomaten kaputtgemacht?“
    „Das sollte man auch mal mit den Spesenabrechnungen unserer Politiker tun - überall aushängen.“
    Gelächter.
    „Früher hat’s so was nicht gegeben!“
    „… so eine gierige Fresse!“
    „Wohnt der nicht bei Martina Kleeberg?“
    „So ‘n Pack kommt nicht von hier …“
    „Aber Deutscher ist der schon …“
    „Hat die Polizei das verteilt?“
    „Glaub ich nicht - aber unsere Bürger passen auf …“
    „Antichrist! Alles Typen, die gegen unseren Ziggedorn hetzen und Steine werfen.“
    „Ach was! Sie meinen die Anarchisten - die Autonomen und Kriminellen.“
    „Dann halten Sie Autonome und Anarchisten grundsätzlich für kriminell?“, fragte Milli provokativ. Aber sie wartete die Antwort nicht ab. Sie sprang auf ihr Fahrrad und radelte zum Café Siebenrock.
    Jemand hatte den Steckbrief von der Eingangstür

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