Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
flüsterte Milli. „Der hat sie doch dazu angestiftet, die Krankenakten für Grabbauer zu stehlen. Das ist ungesetzlich. Das hätte ihr doch zu denken geben müssen.“
Ben lächelte süffisant. „Frauen, wie die, schnallen das nicht. Die stehen auf so Machos. Die Mischung macht’s - ein paar Muskeln und ein bisschen kriminell. Das mögen sie. Übrigens hätte er sie eh sitzen lassen. Das weiß ich, weil meine Wanze immer noch an der Garagenwand von Grabbauer ist.“
Martina Kleeberg hatte sich inzwischen hingesetzt und weinte leise vor sich hin. Ilona brachte Kaffee und Cognac und leistete ihr Gesellschaft.
Milli und Ben fühlten sich ein bisschen fehl am Platze. Sie leerten ihre Eisbecher, bedanken sich höflich und gingen.
Das Referat
Ben hatte ganze Arbeit geleistet. Ganz Koppelitz hielt nun Ausschau nach Hanno Benz. Der aber hatte sich in Luft aufgelöst.
Zwei Tage später wurde bei Martina Kleeberg eingebrochen und ein Laptop gestohlen. Niemanden wunderte es, dass er Hanno Benz gehört hatte. Sein Zimmer in der Pension Seemöwe war bereits tags zuvor durchwühlt worden.
Wachmeister Dammwild verfolgte die Sache umso unerbittlicher, als die Spuren zu Tatjana Mondstein führten. Er erinnerte sich noch gut an die Nacht vor ihrem Haus und die Aussagen der Beteiligten, besonders an die von Hanno Benz, die er schon seinerzeit nicht geglaubt hatte. Er war überzeugt, dass es sich bei dem Lieferwagen auf dem Steckbrieffoto um denselben Wagen wie am Tatort handelte. Und er ärgerte sich, dass er die Zulassung nicht überprüft hatte. Seine Untersuchungen entlarvten Hanno Benz als Teilhaber einiger dubioser Geschäfte - darunter auch Menschenhandel und Prostitution. Eine Verbindung zu Tatjana Mondstein konnte Dammwild aber nicht nachweisen, was seinen Ärger noch steigerte.
Mit einem zauberhaften Lächeln trat Bens Mutter, Pressesprecherin von Ziggedorn Electronics, vor die Kameras und erklärte: Dr. Grabbauer, ein besonders geschätzter Mitarbeiter, habe Hanno Benz aufgrund gefälschter Referenzen vorübergehend eingestellt. Ziggedorn Electronics werde aber trotz der Enttäuschung, so schändlich hintergangen worden zu sein, die Förderung von Kultur und Gesellschaft fortsetzen.
Halb Koppelitz besaß im Übrigen gebrauchte Firmenwagen des Wohltäters, die sich glichen wie ein Ei dem anderen, und auch Hanno Benz war glücklicher Käufer eines Vans, der sich mit ihm in Luft aufgelöst hatte.
„Ich wette mit euch, dass Grabbauers Terror-Van sein echtes Kennzeichen zurück hat, samt Ziggedorn-Logo und jetzt wieder in der großen Firmenflotte aufgegangen ist. Im Schach nennt man das Rochade“, stellte Ben voller Befriedigung fest.
„Und der Van von Pseudo? Was ist mit dem?“, fragte Anna, die ihn nicht so leicht davonkommen lassen wollte.
„Geschreddert und gepresst unterwegs in einen Hochofen,“ erwiderte Ben mit Bestimmtheit.
„Und Hanno Benz?“
„Ist sicher noch drin – vielmehr was von ihm übrig ist natürlich“, sagte Chong kennerisch.
„Igitt, was ihr für eine scheußliche Fantasie habt!“, kreischte Anna.
„Was ist eigentlich mit der Delegation?“ fragte Milli, um das Thema zu wechseln und die Erinnerung an die weinende Martina Kleeberg zu verscheuchen. Inzwischen war nämlich durchgesickert, dass Ziggedorn eine amerikanische Delegation erwartete. „Original aus dem Pentagon“, hatte Lena Wuttke allen unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt, um ihre Nähe zur Macht zu demonstrieren. Dabei pfiffen es die Spatzen von den Dächern und eine Demonstration war bereits geplant. Zwei Wochen später hingen die ersten Plakate - ein Aufruf zur Demo gegen Produktion und Verkauf von Massenvernichtungswaffen.
„Die wissen nicht, um was für Waffen es sich wirklich handelt“, sagte Chong, „wir könnten durchsickern lassen, dass es sich um psychotronische Waffen handelt.“
Anna sah ihn erstaunt an, „Psycho- was?“
„Strahlenwaffen. Waffen, die Gehirnwellen manipulieren und das magnetische Körperfeld durcheinander bringen“, fuhr Chong fort.
„Du musst Ultra- und Infraschallwaffen dazurechnen“, sagte Ben.
„Ja - schon gut“, sagte Anna stirnrunzelnd, „und jetzt lasst uns das Naheliegende besprechen … wie machen wir das morgen mit dem Wirtschaftskrisenreferat?“
Ben warf ihr einen hoffnungsvollen Blick zu. „Du liest unsere Zusammenfassung vor, weil du so schön langsam und deutlich sprichst, und jeder sagt noch was zu seinem Teil.“
Milli und Chong waren sofort
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