Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
konkurriert mit jedem und die Besten setzen sich durch. Das sind die Gewinner, die Topleute.“
Irma richtete sich kampfeslustig auf und stieß einen Pfiff aus. „Ach ja!? Arme einsame Gewinner. Sie wollen beneidet werden und eigentlich mag sie keiner. Total assi!“ Sie machte eine Pause und blinzelte Milli und Etta zu. „Sogar ich habe es geschafft, mit der Tanzgruppe zusammenzuarbeiten. Kannst du mir glauben, Luzzie, das ist viel besser als dein ewiges Konkurrenzgerangel. Du hast absolut null Ahnung, was dir alles entgeht.“
Maxi Favola, die immer noch an der Fensterbank lehnte, räusperte sich und sagte: „Irma - und das gilt auch für die anderen - bitte bleibt unpersönlich und sprecht in einem verständlichen, klaren Deutsch.“
„Im übrigen stimmt es nicht, dass sich die Besten durchsetzen“, sagte Chong und sah Lucretia an. „Im Moment haben die Schlechtesten das Sagen. Alle, die ich gefragt habe, halten eure Gewinner für gierig, feige und korrupt und fühlten sich von Managern, Bankern und Politikern total angeschissen.“
„Chong – einen anderen Ton bitte!“, zischte Frau Favola.
Anna, immer noch vorn am Lehrerpult, begann zu reden und die ganze Klasse hörte zu: „Erinnert euch mal an den Film im Biounterricht übers Gehirn. Es hat diese Spiegelneuronen. Menschen lernen nur, weil sie mitfühlende und soziale Wesen sind und sich gegenseitig alles nachmachen und dann kreativ sein möchten. So funktioniert das Gehirn eben. Nur deshalb gibt es überhaupt Kultur und Technik. Nur wenn das unterdrückt wird, werden wir aggressiv und gewalttätig oder zu armseligen Konkurrenzkreaturen.“
„Exakt!“, rief Julia Hutter, „unsere Gruppe hat zudem herausgefunden, dass es ein Problem zwischen jung und alt gibt. Die Jüngeren können nämlich viel besser miteinander teilen und zusammenarbeiten.“
„Das behauptet mein Bruder auch“, pflichtete Ben bei, „er sagt, dass die Rentner es sich gemütlich machen und den Planeten untergehen lassen. Sie gehen nicht einmal demonstrieren, obwohl sie Zeit haben, und wählen die falschen Politiker.“
„Wenn ihr Menschen aus eurem Umfeld befragt habt, warum habt ihr das nicht in eurem Bericht aufgeführt?“, sagte Frau Favola. Sie ging an ihren Tisch zurück und schickte Anna wieder auf ihren Platz.
„Haben wir schon“, antwortete Chong, „aber in der Zusammenfassung wollten wir nur sogenannte Expertenmeinungen haben.“
„Und warum?“
„Weil fast alle gleich denken. Keiner traut mehr den Politikern. Alle wollen mehr Mitbestimmung und Gerechtigkeit, wollen eine saubere Umwelt und natürlich Frieden.“
„Außer meine Mutter“, knurrte Anna, „die kümmert sich nicht darum. Die sieht nur, dass ihr Café gut läuft.“
Frau Favola presste die Lippen zusammen als unterdrückte sie ein Grinsen.
„Dann gebt mir doch bitte die Zusammenfassung aber auch eure persönlichen Berichte ab. Die würde ich mir gern mal durchsehen.“
„Aber ich wollte noch was sagen“, wandte Chong ein.
Maxi Favola lächelte. „Danke Chong, wir müssen heute aber noch eine weitere Gruppe zu Wort kommen lassen ...“
„Die hat sich ja verändert“, sagte Anna in der Pause zu Milli, „das muss von ihrer Krankheit kommen ...“
„Wer weiß, wie lange das anhält.“
„Vielleicht kriegen wir eine Eins“, meinte Ben, „ich fand, wir waren gut. Aber mal was anderes“, fuhr er im Flüsterton fort, „was ist mit Eliza? Wir müssen uns langsam mal für die Demo vorbereiten.“
Milli guckte betreten. „Das ist im Moment eher schwierig“, antwortete sie, „Batori und auch Rippel hängen die ganze Zeit im Schuppen rum.“
Chong setzte sich auf die Bank am Blumenkübel, öffnete seinen Energy-Drink und trank ihn in einem Zug leer.
„Mein Vater ist seit neuestem auch mit von der Partie“, murmelte er und rülpste, „die planen bestimmt was für die Demo.“
Anna sah ihn bestürzt an: „Was, wenn sie uns Eliza vor der Nase wegschnappen?“
„Quatsch“, knurrte Chong und warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Batori hat bestimmt niemandem von Eliza erzählt. Außerdem sind die viel zu spießig, die würden sie niemals benutzen. Und Eliza ist ja auch auf Milli geeicht.“
Milli trat von einem Bein aufs andere. Sie war sich da nicht so sicher. Aber das war im Grunde auch gar nicht wichtig. Sie rang sich ein Lächeln ab und sagte: „Bisher haben wir’s auch ohne sie geschafft. Notfalls müssen wir wieder mit der Waffe anrücken. Inzwischen haben
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